Andere Menschen sehen sich solch einer Vielfalt an Farben gegenüber, in jedem einzelnen Moment, in dem sie einfach nur sind. Entweder ignorieren sie diese geflissentlich, oder bewundern sie in all ihrer Pracht. So viele wählen die erste Variante, da sie sich doch schlussendlich als die einfachste erweist. Auf diese Weise sind sie nicht dazu gezwungen zu viel zu sehen, was sie eventuell in ihrem bisherigen Denken beeinflussen könnte.
So können sie ungestört ihren banalen Gedanken nachhängen, die für sie selbst so überaus weltbewegend sind. Sie befinden sich in ihrer eigenen Weltenblase, in der sie sorglos umher schwimmen, und die ein genaueres Hinschauen nur zum Platzen bringen würde. Und während sie sich gegen all diese Farben entscheiden, sind sie sich nicht im Klaren, dass sie diese eine Wahl haben. Sie treffen diese unterbewusst, wie so viele Dinge, die lebenswichtig und doch so alltäglich sind.
Doch er hat keine Wahl. Alles um ihn herum ist farblos und transparent; als könne er durch jedes Material hindurch schauen und so das Innerste erkunden, das jeder in sich verborgen hält. Der Junge kann sich nicht wie alle anderen an dieser Farbenpracht erfreuen. Denn seine Augen nehmen diese längst nicht mehr wahr. Sie sind einfach verschwunden. Nicht von einem Tag auf den anderen, aber schleichend und über so lange Zeit hinweg, dass er nicht einmal diesen Wandel bemerkt, und alles einfach geschehen lassen hat, als würde es sich nicht um sein Leben, sondern um eine vollkommen fremde Person handeln, die sich so plötzlich verändert.
Es ist kein einfaches Schwarz und Weiß, dass er um sich herum wahrnimmt, obwohl diese Nichtfarben doch am erträglichsten wären. Es ist eher, als hätte alles an Intensität verloren.
Seine Welt ist blass und fahl; so kurz vor dem endgültigen Tod. ER weiß, welche Farbe der Himmel hat, doch er kann das sonst so strahlend schöne Blau nicht mehr sehen. Auch sollte die Sonne angeblich gelb sein, doch selbst wenn er sie direkt anschauen könnte, ohne vollständig zu erblinden, würde e nur noch die Wärme wahrnehmen, die auf seine Haut trifft, aber das Innere seines Körpers nicht erreichen kann. Auch die Menschen sehen gleich aus. Er kann nicht mehr unterscheiden, ob er das fahle Gesicht vor sich nun kennt, oder nicht. Es ist ihm auch ziemlich gleichgültig. Sie verstehen ihn nicht. Selbst wenn der Junge versucht sich zu erklären. Etwas stimmt nicht. Aber niemand hört ihm wirklich zu, und alle nicken nur, wenn er versucht sich zu öffnen.
Und so zieht er durch seine farblose Welt, hin und wieder geblendet von echten Farben, die immer seltener zu ihm durchdringen, und fragt sich mit jeder vergehenden Sekunde mehr, was nun eigentlich mit ihm nicht stimmt, dass er so anders sein muss, als die Menschen um ihn herum.