Verblasst
Der Rauch meiner Zigarette verblasst langsam in der kalten Luft. Es wird Winter und das Jahr neigt sich dem Ende zu. Mit dir habe ich mich lange geschleppt. Warst mein unliebsamer Begleiter auf diesem langen, mühsamen Weg. Für alle Steine und Unwegsamkeiten trägst du die Schuld. Schäm dich! Was habe ich dir getan, dass du es mir so schwer machst. Ich habe für diese Jahreszeit nicht die richtigen Klamotten, weil ich schon lange festgestellt habe, das praktische Sachen meist nicht schön sind. Die Ästhetik hat gesiegt und mit den Konsequenzen muss ich nun leben. Jetzt ist es endlich vorbei, ich habe dich überstanden. Unsere Wege kreuzen sich nun nicht mehr und weil sich der Mensch auch an Qualen gewöhnt, ist mir noch nicht mal diese Befriedigung gegönnt. Ich bin kalt aber ich friere nicht. Keine Empfindung. Ich trotze den Gewalten, trotze den Umständen, trotze meiner eigenen Unzulänglichkeit. Keine Empfindung. Die Wochen und Monate schlichen und rasten. Es war immer konträr zu meiner eigenen Geschwindigkeit. Es war mühsam und anstrengend sich selbst hinterher zu laufen, vor sich selbst weg zu laufen. Das alles ist nun vorbei und in mir löst es nichts mehr aus. Keine Empfindung.
Meine Jacke sieht gut aus und ich merke wie die kalte Luft an mir hoch kriecht. Ich kann mir kaum noch die nächste Zigarette anzünden weil meine Finger langsam steif vor Kälte werden. Ich spüre sie nicht. Dich spüre ich auch nicht. Und ich werde das komische Gefühl nicht los, dass du gewonnen hast. Und ferner überlege ich die ganze Zeit wann ich davon erfahren habe das wir beide in Competition sind. Nichts will mir einfallen, nichts wollte ich vergessen, an nichts kann ich mich erinnern. Keine Schmerzen, keine Wut, keine Erleichterung. Ich hatte mich so lange auf diesen Tag vorbereitet. In einer lauen Sommernacht wollte ich feiern, auf dich anstossen. Dir in Gedanken ins Gesicht spucken und C’est la vie sagen. Jetzt ist es Winter und es ist ein grauer Morgen und mein Mund ist trocken.