Es war einmal ein kleiner dicker Bauer, sein Name war Johann Müller, doch alle nannten ihn „der Müllersepp“. Sein Bauernhof lag weitab der großen Stadt und so kam der Müllersepp sehr selten dorthin. Er war ein glücklicher Mensch, mit sich und der Welt zufrieden, denn er kannte nur seine fünf Schweine, seine sieben Hühner, seine drei Lämmer und seine zwei Pferde, Max und Moritz. Er lebte bescheiden und ernährte sich von dem, was die Natur ihm bot. Aus leckeren Himbeeren und Heidelbeeren aus dem Wald kochte er sich Marmelade für den Winter, in seinem kleinen Gemüsegarten wuchsen Bohnen, Erbsen, Wurzelgemüse, Kraut und Kohl. Für die Wintermonate legte er die Äpfel und Birnen sorgfältig im Keller auf, damit sie lange knackig blieben. Eines Tages lief ein verwahrloster kleiner Hund in der Nähe seines Hofes umher, genau zu der Zeit, in der der Müllersepp am Abend gemütlich auf seiner Hausbank saß, erblickte er ihn: „Wo kommst du denn her“, rief er ihm zu, doch der kleine Hund versteckte sich ängstlich hinter einem Busch. Der Müllersepp erhob sich und ging langsam auf den Busch zu, in der Hand hielt er immer noch ein Stück Wurst, das er zu Abend essen wollte. Er bückte sich und streckte seine Hand nach dem Busch aus. Der kleine Hund, hungrig und durstig kam langsam hervor und schnupperte an der Wurst. „Nimm sie dir doch“, meinte er ruhig. Das ließ sich der kleine Hund nicht zweimal sagen und schnappte sich die Wurst. „Na also“ meinte der Müllersepp nur, drehte sich um und ging wieder zum Haus, holte eine Schüssel mit frischem Wasser und stellte sie dem kleinen Hund hin. Der kleine Hund trank gierig und legte sich dann zufrieden zu seinen Füßen nieder. Der Müllersepp bückte sich hinunter und streichelte sein Fell, er konnte die Knochen spüren und beschloss, ihn zu behalten, er nannte ihn „Bolte“. Bolte war nun sein ständiger Begleiter und der Müllersepp konnte sich nicht mehr vorstellen, ohne ihn leben zu müssen. Eines Tages musste der Müllersepp in die Stadt fahren um auf der Bauernkammer etwas zu erledigen, er spannte seine Pferde Max und Moritz vor den Wagen und nahm mit Bolte vorne Platz. Die beiden Pferde trabten gemächlich dahin und der Müllersepp genoss die Fahrt durch den Wald, er machte Rast auf der großen Wiese, dort durften die Pferde grasen und Bolte tollte herum. Er beobachtet die Tiere und lächelt, er war der glücklichste Mensch auf Gottes Erde, er liebte die Natur und die Natur gab ihm immer wieder die schönsten Momente zurück. In der Stadt angekommen fuhr er zuerst in die Bauernkammer, um die behördlichen Dinge zu erledigen, dann fuhr er beim Lebensmittelgeschäft vorbei, um ein paar Sachen einzukaufen und dann……. war noch ein kleiner Abstecher in den Goldenen Brunnen fällig. Der Müllersepp stellte seine Pferde hinter dem Gasthaus in der großen Wiese ab. Max und Moritz sollten auch eine kleine Mahlzeit haben, Bolte und er gingen in die Wirtsstube hinein. Bevor sich der Müllersepp an einen Tisch setzen konnte, rief der Wirt freundlich zu ihm herüber „schön, dass du dich auch mal wieder blicken lässt Müllersepp, willst du nur eine Halbe, oder willst du auch einen Braten?“ Und stellt schon ein Glas auf den Tisch. „Jamei, wen hast du da heute mitgebracht, ist der süß“ und er bückt sich hinunter und streichelt Bolte. „Ich bringe dem Hund noch eine Schüssel Wasser, wenn es dir recht ist“ und er schaute auf Bolte hinab „du hast sicher auch Durst, nicht war“. Der Müllersepp bestellte sich noch einen Braten, Bolte bekam auch ein Stück Fleisch und als er den letzten Schluck Bier austrank kam die Rosi aus der Fleischerei bei der Tür herein, direkt auf ihn zu und kniete sich zu Bolte hin, umarmte und drückte ihn. „Ich habe dich so vermisst du kleiner Lauser“ meinte sie und schaut fragend zum Müllersepp auf. „Wo hast du denn den kleinen Lauser gefunden“ fragte sie und setzte sich zu ihm an den Tisch. Der Müllersepp ist irritiert, wieso kannte die Resi seinen Bolte? Noch bevor er eine Frage stellen konnte, sprudelte es aus Resi hervor. Sie hatte den kleinen Hund im Hinterhof der Fleischerei gefunden und weil er niemanden zu gehören schien, hat sie sich um Bello, wie Rosi ihn nannte, gekümmert. Beim Pilze suchen, vor ein paar Wochen war der Kleine einfach nicht mehr zu finden, meinte Rosi. Sie bückte sich wieder zu Bello hinunter und streichelte ihn. „Ich nenne ihn Bolte“ sagt der Müllersepp leise, er spürte, wie die Angst in ihm hochkroch. Er wollte Bolte nicht verlieren. Resi konnte die Angst in seinen Augen entdecken und sagt sofort „ich will ihn dir nicht wegnehmen, ich, ich“ und sie fing leise zu weinen an „ich durfte ihn in der Fleischerei eh nicht mehr länger behalten, das hat der Kleine wahrscheinlich gespürt und ist davongelaufen“ meint Resi kleinlaut. „Dann ist es gut, dass er bei mir vorbeigekommen ist“ meint der Müllersepp treuherzig. Jetzt lachten beide. Resi und der Müllersepp unterhielten sich noch lange, natürlich über Bolte. Von dieser Stunde an, sahen sich Resi und der Müllersepp wöchentlich. Zuerst besuchte Resi nur ihren Bolte, später alle Beide ……. und irgendwann ist sie für immer geblieben.