Hermine hatte sich an diesem Samstagmorgen früh aus dem Kerker geschlichen, um unbemerkt das Schloss verlassen zu können. Sie brauchte Abstand, Ruhe zum Nachdenken und vor allem brauchte sie keine wohlmeinenden – oder übelgesinnten – Hauskameraden, die sich nach ihren Motiven erkundigten. Sie musste einfach alleine sein, um die Geschehnisse der Nacht zu verarbeiten.
Der November hatte inzwischen begonnen und entsprechend unfreundlich war das Wetter, doch Hermine hieß den scharfen, kalten Wind willkommen. Er hielt sie auf Trapp und damit auch ihre Gedanken. Den Mantel fest um sich gewickelt, marschierte sie in scharfem Tempo um den See. Sie hatte schon die Hälfte der Strecke zurückgelegt, doch noch immer verstand sie nicht, was genau da letzte Nacht passiert war. Ihr war klar, was Tom hatte erreichen wollen: Er wollte ihre Unterwerfung und zwar nicht freiwillig, sondern gegen ihren Willen. Er wollte sie demütigen und ihr deutlich machen, dass sie selbst dann, wenn sie ihn hasste, keine andere Wahl hatte, als sich ihm zu beugen. Der Punkt war klar.
Doch warum hatte ihr Körper mit Erregung reagiert? Sie war doch nicht geblendet von Toms Attraktivität, sie wusste doch, wer und was er war – oder einmal sein würde! Und dennoch. Für einen Moment, als Tom ihr zugeflüstert hatte, dass sie ihm gehörte, war sie schwach geworden. Die Anstrengung, die es sie kostete, sich ihm zu widersetzen, immer vor ihm auf der Hut zu sein und jede seiner Handlungen zu hinterfragen, erschöpfte sie. Umso einladender hatte es in dem Augenblick gewirkt, als sich ihr die Chance geboten hatte, das alles aufzugeben, ihm zu geben, was er wollte, einfach die Kontrolle abzugeben, um ihr Wohlergehen in die Hände eines anderen Menschen zu legen.
Stirnrunzelnd blieb Hermine stehen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie nichts mehr gehasst, mehr gefürchtet, als die Kontrolle zu verlieren. Sie lernte deswegen so intensiv, weil sie so jederzeit wusste, wie gut sie war. Sie musste nicht wie Harry oder Ron nach einem Test angespannt warten, ob sie bestanden hatte oder nicht, sie wusste ganz genau, wie gut sie gewesen war. Ihre Lernpläne teilten ihren Schulalltag in Einheiten, die ihr Kontrolle gaben, sie wusste immer, wann sie was zu tun hatte. Die Vorstellung, unvorbereitet in eine Prüfung zu gehen oder gar andere für sich Pläne machen zu lassen, hatte ihr stets großes Unbehagen bereitet. Warum also war sie jetzt richtiggehend erregt von der Andeutung, die Kontrolle über sich und ihren Körper zu verlieren?
Sie verstand es nicht, sie verstand sich nicht, und das machte ihr Angst. Sie hatte immer gewusst, woher ihre Gefühle kamen und wie sie über andere Menschen dachte. Dass jetzt der Feind, den sie vernichten sollte, in ihr Erregung auslöste, und sie nicht einmal verstand, wieso, und wie er das anstellte, war nicht gut. Was hatte Tom Riddle an sich, dass sie ihn trotz ihres Hasses so an sich heranlassen wollte?
Kopfschüttelnd setzte sie den Weg fort. Sie kam zu keiner Lösung, immer wieder nur kehrten ihre Gedanken zu genau dieser Frage zurück. Wie hatte Tom es geschafft, diese Gefühle in ihr auszulösen? Sie würde in Zukunft bei all ihren Gesprächen mit ihm noch genauer darauf achten müssen, was er tat, wie er sie ansah, wie er sich bewegte. Körpersprache und Blickkontakt waren schließlich nicht umsonst die zentralen Punkte, die man in den gängigen Beziehungsratgebern fand. Jeder wusste, wie wichtig eine offene Körpersprache beim Flirten war, wenn man eine fremde Person von sich einnehmen will. Vielleicht tat Tom etwas ähnliches, vielleicht war sie auf irgendwelche psychologischen Tricks von ihm hereingefallen. Auch, wenn zu dieser Zeit gewiss noch keine Wissenschaft aus der Körpersprache gemacht worden war, jemandem wie Tom war es zuzutrauen, dass er ganz genau über jede einzelne Geste nachdachte. Schließlich trug er auch stets ein wohlüberlegtes Pokerface zur Schau, um die übrigen Schüler für sich einzunehmen. Sie musste mehr denn je auf der Hut sein!
oOoOoOo
„Miss Dumbeldore!"
Überrascht schaute Hermine auf. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass jemand sie in diesem abgelegenen Teil der Bibliothek finden würde, oder überhaupt ein Schüler an einem Samstagnachmittag die Bibliothek aufsuchen würde. Dass nun ausgerechnet Ignatius Prewett vor ihr stand, der eher wie Ron wirkte, wenn es um Fleiß und Schule ging, war mehr als sonderbar. Und ganz gewiss war es kein Zufall.
Langsam klappte sie ihre aktuelle Lektüre zu: „Mr Prewett. Wie überraschend, Sie hier zu sehen."
Das Grinsen, das über sein Gesicht flog, zeigte Hermine, dass auch er sich bewusst war, wie uncharakteristisch es für ihn war, hierher zu kommen. Mit einer leichten Verbeugung deutete er auf die junge Dame an seiner Seite: „Ich bin tatsächlich nicht zufällig hier, sondern auf der Suche nach Ihnen. Und wo sollte man eine gelehrige junge Frau wie Sie finden, wenn nicht in der Bibliothek. Ich wollte Sie fragen, ob ich Ihnen eine gute, langjährige Freundin vorstellen darf, die darauf brennt, Ihre Bekanntschaft zu machen."
Mit erhobenen Augenbrauen schaute Hermine zu dem Mädchen, das neben Ignatius stand. Entfernt erinnerte sie sich, die beiden schon einmal in einem Gang zusammen gesehen zu haben, doch woher der Wunsch nach Bekanntschaft kam, verstand sie nicht. So höflich wie möglich erwiderte sie: „Ich würde mich geehrt fühlen."
„Miss Dumbledore", setzte Ignatius sogleich an, „dies ist Augusta Bargeworthy. Augusta, diese entzückende Dame ist Hermine Dumbledore."
Unsicher erhob Hermine sich von ihrem Sessel und ergriff die ausgestreckte Hand von Augusta. Wozu diese Vorstellung? Warum wollte Ignatius, dass sie sich kennen lernten? Höflich sagte sie: „Ich bin erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Sie sind wie Mr Prewett auch aus dem Hause Gryffindor, wenn ich Ihre Schuluniform recht deute?"
„Die Freude ist ganz meinerseits, Miss Dumbledore", erwiderte Augusta und irgendetwas in der Art, wie das junge Mädchen sie anlächelte, ließ sie Hermine sofort sympathisch werden. Lächelnd fügte Augusta noch hinzu: „Und ja, ich bin tatsächlich auch eine Gryffindor, obwohl ich mich manchmal frage, ob ich da nicht in schlechte Gesellschaft gekommen bin."
„Wenn du mit schlechter Gesellschaft mich meinst", mischte Ignatius sich ein, „so hast du absolut Recht! Aber meine Gesellschaft musstest du schon vor Hogwarts ertragen, also tu nicht so, als wäre die Häuserwahl an allem schuld!"
Grinsend schaute Hermine die beiden an. Sie fragte sich mit einem Mal, ob sie nicht nur einen Vorfahren von Ron, sondern auch seine Großmutter oder eine Großtante vor sich hatte. Überrascht stellte sie fest, dass sie keine Ahnung hatte, wie Rons Großeltern hießen oder aussahen. Hatten sie vielleicht im Ersten Zaubererkrieg gegen Voldemort gekämpft und waren dabei umgekommen? Schaudernd drängte Hermine den Gedanken beiseite. Es war nicht richtig, über den Tod von Menschen nachzudenken, die zwar eigentlich lange vor ihr gelebt hatten, aber jetzt gerade jung und lebendig vor ihr standen.
„Und wie kann ich euch beiden helfen?", unterbrach sie den liebevollen Streit, der zwischen den beiden ausgebrochen war. Sofort hatte sie ihre Aufmerksamkeit wieder.
„Oh, mir gar nicht", entgegnete Ignatius, „ich bin nur hergekommen, um die Bekanntschaft herzustellen. Den Rest dürft ihr beiden Frauen gerne unter euch besprechen."
Mit einer galanten Verbeugung verabschiedete sich Ignatius, während Augusta sich neben Hermine auf den Sessel setzte. Das war mehr als verdächtig, doch Hermine konnte beim besten Willen nicht denken, dass diese beiden ihr irgendetwas Böses wollten. Abwartend drehte sie sich zu ihrer neuen Bekanntschaft um.
Es dauerte einen Augenblick, ehe Augusta den Mut fand, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Nach langem Hin und Her waren sie, Ignatius und Markus schließlich zu dem Ergebnis gekommen, dass es für einen Mann schwierig war, eine Frau nach ihrem Beziehungsstatus zu fragen. Viel natürlicher wäre es, wenn eine Freundschaft zwischen Augusta und Hermine entstehen würde, denn Mädchen unter sich sprachen schließlich über nichts lieber als über die Liebe und über Jungs. Ganz gewiss würde Hermine Dumbledore sich schon nach kurzer Zeit einem anderen Mädchen öffnen.
Jetzt jedoch, als Augusta neben Hermine saß, zweifelte sie plötzlich an dem Plan. Hatte die Vorstellung nicht irgendwie zu gezwungen gewirkt? Und überhaupt, diese Slytherin-Schülerin mit ihren wilden, braunen Locken wirkte gar nicht so, als wäre sie für Klatsch und Tratsch zu haben. Augusta schluckte. Am Ende des Tages taten sie dies alles für Miss Dumbeldore! Vielleicht brauchte sie wirklich Hilfe und war froh, wenn jemand sich ihr freiwillig anbot.
„Ich hoffe, Sie halten mich nicht für hoffnungslos romantisch", setzte sie schließlich an, „aber nachdem ich mitbekommen habe, dass Sie es tatsächlich geschafft haben, unseren Schulsprecher um Ihren Finger zu wickeln, musste ich Sie einfach kennenlernen! Seit ich nach Hogwarts gehe, gibt es kein anderes Gesprächsthema unter den Mädchen, als die Frage, wer am Ende die Glückliche sein würde. Dass er zuvor nie Interesse gezeigt hat, hat ihn nur noch begehrenswerter gemacht. Sie können sich nicht vorstellen, was in meinem Schlafsaal los war, nachdem Ihre Beziehung publik wurde! Ich brenne darauf, mehr von Ihnen zu erfahren!"
Das ungläubige Starren von Hermine ließ Augusta erröten. Vielleicht hatte sie ja doch zu dick aufgetragen, obwohl ihre Darstellung der Dinge kaum wirklich gelogen war. Zu ihrer Erleichterung antwortete Hermine aber dennoch: „Ich sehe, die distanzierte Höflichkeit ist eine Eigenschaft des Hauses Slytherin und hat wenig mit dieser ... ähm, mit England zu tun."
Kurz fragte Augusta sich, was Hermine eigentlich hatte sagen wollen, ehe sie sich hastig korrigiert hatte, doch sie beschloss, darüber später nachzudenken. Interessanter war, dass ihre Gesprächspartnerin der Frage ausgewichen war: „War ich zu aufdringlich?"
„Ein wenig vielleicht."
Jetzt war es an Augusta, ungläubig zu starren. Diese Antwort war ebenfalls von einer solchen Direktheit, dass es kaum vorstellbar war, dass Hermine Dumbledore nach Slytherin gehörte. Selbst von einem Gryffindor oder Hufflepuff hörte man selten ähnlich offene Aussagen. Natürlich verstand sie deutlich, dass Hermine nicht über ihre Beziehung reden wollte, doch noch war Augusta nicht bereit, das Thema fallen zu lassen: „Ist es Ihnen unangenehm, über Tom Riddle zu sprechen?"
Schweigen breitete sich aus, das Augusta schon als Bestätigung ihrer Frage interpretieren wollte, aber schließlich klappte Hermine das Buch, in dem sie gelesen hatte, mit einem Seufzen zu und erwiderte: „Schön, ich werde Sie ja offensichtlich eh nicht los. Ich bin kein Fan von Klatsch und Tratsch, also werden Sie hoffentlich verstehen, dass ich einen Muffliato auf uns lege, damit der Inhalt des Gesprächs nicht an unerwünschte Ohren dringt."
„Einen was?"
Beinahe sah Hermine ertappt aus, doch sie fing sich rasch: „Ein nützlicher kleiner Zauber, den ich zu Hause ... den ich in Amerika gelernt habe. Er erschafft eine kleine Barriere um uns herum, so dass andere zwar hören, dass wir reden, aber nicht worüber."
Mit großen Augen blickte Augusta sie an, während Hermine mit geschickten Bewegungen ihres Zauberstabes den Spruch über sie legte. Sie war sich sicher, noch nie von diesem Zauberspruch gehört zu haben, und eigentlich kannten Ignatius und Markus alle Sprüche, mit denen man Unsinn treiben konnte. Sie würde sie später unbedingt danach fragen müssen.
„Also", sagte Hermine dann, die Arme vor sich auf den Tisch gefaltet, „was wollen Sie wissen?"
„Äh", konnte Augusta nur machen, völlig überrumpelt von dem Verhalten dieser Slytherin-Schülerin. Nervös befeuchtete sie ihre Lippen: „Eigentlich alles. Aber vor allem, wie er so ist. Also Mr Riddle. Für uns aus Gryffindor ist er ja unerreichbar..."
Ein unfrohes Grinsen huschte über Hermines Gesicht: „Ja, unerreichbar, in der Tat. Tom ist ein sehr höflicher Mann, er weiß immer, wie er jeden Streit mit ein paar diplomatischen Worten lösen kann, das ist beeindruckend. Und die Schüler aus meinem Haus vergöttern ihn dafür, sie folgen ihm bedingungslos."
„Das ist ja bekannt", hakte Augusta nach: „Aber was ist mit seiner ... naja, seiner privaten Seite? Der Seite, die nur Sie zu sehen bekommen als seine Freundin?"
Diesmal war sie sich sicher, dass ein unpassender Ausdruck auf Hermines Gesicht lag, ehe sie sich abwandte und in die Ferne blickte. Überlegte sie sich gerade eine Lüge? Aber warum? Irritiert lauschte Augusta den folgenden Worten.
„Tom ist ein ganz besonderer Mann. Er hat ein Charisma, mit dem er sehr leicht alle für sich einnehmen kann. So ein Charisma könnte von einem Mann, der nicht rechtschaffend ist, leicht ausgenutzt werden. Und ich glaube, wenn Tom erst einmal etwas als seins betrachtet, gibt er es nie wieder her. Er ist da ziemlich ... stolz. Ich fürchte fast, ich habe mir einen sehr eifersüchtigen Freund ausgesucht, aber bisher habe ich ihm glücklicherweise noch keinen Anlass für Eifersucht gegeben. Oder zumindest ... nicht, seit wir zusammen sind."
Augusta zog ihre Augenbrauen zusammen. Das waren definitiv nicht die Worte einer verliebten Frau. Das klang in der Tat gar nicht nach Liebe. Jetzt war sie tatsächlich interessiert: „Wenn ich ehrlich bin, ich hätte nichts dagegen, wenn mein Freund einmal so eifersüchtig wäre. Falls Sie irgendwann keine Lust mehr auf Tom haben, ich nehme ihn gerne!"
„Nein!", fuhr Hermine sie energisch an, nur um sofort sanfter fortzufahren: „Ich will damit nur sagen ... Sie sollten sich nicht auf einen Mann einlassen, ehe Sie ihn nicht gut kennen. Sie sagen ja selbst, für Sie ist Tom unerreichbar. Sie wissen doch gar nicht, ob Sie ... ob Sie sich gerne mit ihm unterhalten. Der Eindruck aus der Ferne kann schon täuschen."
Kurz entschlossen ergriff Augusta die verkrampften Hände ihrer neuen Freundin. Der Plan war einfach nur sinnlos und Hermine gegenüber unfair. Es war Zeit, dass sie mit offenen Karten spielte. Alles, was diese ältere Schülerin bisher gesagt hatte, schrie förmlich danach, dass sie kein verliebter Fan von Tom Riddle war. Wenn man die Andeutungen von Ignatius dazu nahm, konnte man leicht zu dem Schluss kommen, dass Hermine Angst vor ihm hatte.
„Ich will offen mit Ihnen sein, Miss Dumbledore. Ich habe nicht das geringste Interesse an Riddle. Aber mein bester Freund Ignatius mag Sie und er ist der Meinung, dass Riddle nicht gut für Sie ist. Also bin ich hergekommen, um mich zu vergewissern, dass Sie einfach nur ein verliebtes Mädchen sind. Das sind Sie aber nicht, nicht wahr?"
„Oh Gott ..."
Die entsetzte Reaktion von Hermine bestätigte alles, was Augusta gesagt hatte. Also hatte Ignatius wirklich Recht gehabt. Nicht nur, dass Orion Black komisch geantwortet hatte, als sie Interesse an Riddle geäußert hatte, jetzt veränderte sich auch das Verhalten von Hermine, Riddles angeblicher Freundin, kaum dass sie ihre Motive offenlegte.
„Miss Bargeworthy, hören Sie mir zu", unterbrach da eben jene ihre Gedanken, „ich verstehe absolut, woher ihre Gedanken kommen. Und glauben Sie mir, wenn ich Ihnen versichere, dass ich ganz genau weiß, was sie tun. Sie sind neugierig, Sie können sich nicht helfen, Sie sind eben eine Gryffindor. Und Sie wollen Gutes tun. Wirklich, ich verstehe das. Aber genau darum muss ich Sie bitten, auch mir zu vertrauen. Denken Sie nicht weiter über Tom nach. Allein dieses Gespräch, ihre offenen Worte ... ich will gar nicht daran denken, was hätte passieren können, wenn ich keinen Muffliato auf uns gelegt habe, und selbst das ist kaum ausreichender Schutz."
Wie vor den Kopf geschlagen starrte Augusta sie an. Das war nicht die Reaktion, die sie erwartet hätte. Sie hatte gedacht, dass Hermine sich öffnen würde, glücklich darüber, dass jemand die Maske von Riddle durchschaut hatte. Aber das hier? Jetzt war sie noch neugieriger als zuvor: „Bei aller Liebe, Miss Dumbledore, aber wenn Sie uns Gryffindors wirklich so gut verstehen, wie Sie vorgeben, dann wüssten Sie, dass ihre Worte den gegenteiligen Effekt haben werden."
Verzweiflung trat auf Hermines Gesicht: „Ja! Ja, bei Merlin, ich weiß. Oh Gott ... bitte, Miss Bargeworthy, bitte versprechen Sie mir, dass Sie ... dass Sie wenigstens mit keinem anderen darüber sprechen, wie negativ sie von Tom denken. Wenigstens das."
Humorlos lachte Augusta auf: „Das kann ich Ihnen gerne versprechen. Ignatius und ich sind nicht ganz dumm. Erstens würden wir uns eh nur unbeliebt machen damit und zweitens, falls Riddle wirklich so finster ist, wie wir befürchten, wäre es unklug, ihn zum Feind zu haben."
Voller Inbrunst nickte Hermine: „Ja. Exakt."
Einer plötzlichen Eingebung folgend beugte Augusta sich vor und flüsterte: „Sagen Sie ... ist er Ihr Feind?"
Für einen Moment starrte Hermine nur leer aus dem Fenster der Bibliothek, dann erwiderte sie mit einem schiefen Grinsen: „Ich bin seine Freundin. Wie könnte er da mein Feind sein?"
Doch Augusta hatte begriffen. Hermine hatte die Frage nicht wirklich beantwortet, sie hatte nicht wirklich geleugnet, dass Tom Riddle ihr Feind war, und nachdem sie zuvor so offen und direkt gewesen war, war das alle Bestätigung, die Augusta brauchte.
„Sollten Sie jemals eine andere Frau brauchen, Miss Dumbledore, ganz unabhängig von Riddle, ich wäre gerne eine Freundin für sie", sagte Augusta voller Wärme und drückte erneut die Hände von Hermine. Diese erwiderte den Druck und gab ebenso warm zurück: „Ich danke Ihnen. Alleine das Angebot bedeutet mir schon mehr, als sie sich vorstellen können. Danke."