Die Orcin konnte kaum glauben was sie das vernahm und in ihrem Kopf begann sich alles wild zu drehen. „Tochter?“ stiess sie hervor. „Was... meinst du mit Tochter?“ „Sie ist deine Mutter“, vernahm sie auf einmal eine ihr wohlbekannte Stimme bei der Tür. Sie sprang auf die Füsse und schaute in das Gesicht eines blauhäutigen Troll's mit halblangem, violettem, fransigem Haar und gelbbraunen Augen. Er besass lange Hauer, die aus seinem Mund ragten. Seine Ohren waren etwas breiter als die der Orc's und ziemlich spitz. Man munkelte sogar, dass die Trolle evtl. Von den Elfen abstammten. Allerdings waren die Elfen von dieser Idee gar nicht angetan, denn für sie waren die meisten Völker der Horde potthässlich. Die Orcin hatte einen etwas anderen Begriff von Schönheit und für sie sah dieser Troll gar nicht so schlecht aus. Er trug einen lilafarbenen mit goldenen Stickereien verzierter Umhang und darunter eine schlichte, mattblaue Robe, mit lilafarbenen Zierrändern.
„Dich...kenne ich doch! Du bist... mein Auftraggeber!“ rief Xantina aus. „Ich erkenne dich an der Stimme wieder! Was... wird hier gespielt? Hast du mich in eine Falle gelockt?“ „Nein, ich arbeite tatsächlich mit der Brennenden Klinge zusammen. Ich sollte angeblich mit dem Auftrag den ich dir erteilte, meine Loyalität ihr gegenüber unter Beweis zu stellen. Aber.. .als ich erfuhr, dass die Frau die du töten sollst deine Mutter ist, da... konnte ich das einfach nicht zulassen. Ich wollte dich von einem grossen Fehler bewahren, denn Elternmord ist eine schreckliche Tat. Es widerspricht sich mit allen Ehrenkodexen der Horde und auch... der Allianz. und ist der direkte Weg auf die dunkle Seite" „Diese Frau... soll meine Mutter sein!“ stiess Xantina hervor und es war ihr, als würde der Boden unter ihr wanken. Sie musste sich an einem Stuhl festhalten. „Gib mir bitte erst deine Dolche, dann reden wir weiter“, sprach der Troll. Xantina reichte ihm die Klingen widerwillig. „Du elender Mistkerl, das wirst du irgendwann büssen!“ „Das glaube ich nicht, mein Kind“, mischte sich nun die Priesterin ins Gespräch. „Cromnios sagt die Wahrheit. Ich bin... tatsächlich deine Mutter! Du kannst deinen Vater Thralliok fragen. Er... hat mir einst diesen Ring geschenkt.“ Sie zeigte Xantina einen goldenen Ring mit einem runden, hellblauen Diamanten. „Das ist der Ring... den ich dir hätte abnehmen sollen, als Beweis deines Todes...“ sprach Xantina fassungslos.
Sie wusste nicht mehr wo ihr der Kopf stand und durchbohrte den Troll mit ihrem Blick. „Was wird hier gespielt?! Du sagtest mir, dass ich dir diesen Ring bringen soll. Warum, wenn der Ring tatsächlich von meinem Vater sein soll? Wie passt das alles überhaupt zusammen, ein Sympathisant der Brennenden Klinge paktiert mit Menschen!“ Sie spukte angewidert aus. „Wir beide... wurden betrogen“, sprach der Troll, ohne auf ihre abschätzige Handlung einzugehen. "Asurania hat das alles geplant, die Brennende Klinge hat diesen Auftrag nicht selbst erteilt. Nicht mal die Bruderschaft wusste, dass du hierher geschickt wirst, um... deine Mutter umzubringen, denn das widerspricht sich wie gesagt, mit jeglichem Ehrenkodex. Jemand der seine Eltern ermordet, zieht einen Fluch auf sich. Ich wollte auf keinen Fall, dass du diese Schuld auf dich lädst, schon... weil du, einen so ehrenwerten Vater hast.“
„Asurania soll das alles inszeniert haben!? Das glaube ich nicht! Das würde sie nie tun! Sie würde mich nicht zu so einer Tat treiben!“ „Doch mein Kind... das würde sie“, sprach Kybelia betrübt. „Sie hasst mich, schon jahrelang, hasst sie mich. Ausserdem, war der Mord an mir schon längst geplant, nur eben… dass gerade du diesen Auftrag erhältst Xantina, war nicht vorgesehen. Asurania wollte so mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens, hätte sie sich meiner, als eingefleischte Gegnerin der Brennenden Klinge, entledigen können, zweitens hätte sie dich zu etwas verführt, dass deine Seele schwer belastet hätte. Irgendwann hätte sie dir vielleicht sogar offenbar, dass ich deine Mutter war und dann hätte sie dich noch mehr in der Hand gehabt. Den dritten Vorteil, den sie sich von meiner Beseitigung versprach war, dass sie sich besser an deinen Vater hätte ranmachen können, um durch ihn an Informationen zu kommen, welche der Brennenden Klinge von Nutzen gewesen wären. “Ich wusste das alles nicht“, fügte Cromnios hinzu „Ich dachte erst es handle sich um einen ganz normalen Mordauftrag, denn man liess auch mich in diesem Irrglauben.“ Xantina wurde es schwindlig und sie musste sich auf den Stuhl setzen. Das alles war nun wirklich etwas viel, sogar für eine eiskalte Mörderin wie sie. Vor allem weil sie Asurania so vertraut und sie so verehrt hatte.
„Aber...das glaube ich einfach nicht! Ich hätte nicht nur sterben können dabei, ich hätte auch meine Seele vollkommen verlieren können, wenn ich die Tat vollendet hätte. Und das nur...aus eiskalter Berechnung heraus? Asurania und ich hatten doch so ein enges Verhältnis.“ Ihre Mutter erwiderte: Leider ist Asurania das Schicksal anderer, meist reichlich egal. Du darfst ihr nicht so vertrauen! Ich weiss, du siehst in ihr so ein Art Mutterersatz und es tut mir wirklich sehr leid, dass ich nicht so für dich da sein konnte, wie es hätte sein sollen.“ Trauer spiegelte sich im Gesicht der Priesterin. „Thralliok und ich konnten damals leider nicht zusammenbleiben, wir waren einfach zu verschieden. Doch wir haben uns sehr geliebt und diese Liebe... besteht immer noch.“
Cromnios fuhr weiter: „Dein Vater sagte mir, dass er Kybelia immer noch nicht vergessen hat und... er darum keine andere Frau an sich heranlassen konnte.“ „Du hast also mit ihm gesprochen?“ „Ja, als ich das mit Asurania erfuhr. Er bat mich dann auch, dir zu folgen und dich... von diesem schrecklichen Fehler zu bewahren. Die Elemente waren an meiner Seite und darum habe ich dich ziemlich schnell wiedergefunden. Ich quartierte mich dann, wie du, in Ratchet ein und folgte dir weiter.“ „Aber warum habe ich das nicht bemerkt, ich bemerke das sonst doch immer!?“ „Ich glaube dein Vater hatte da auch etwas seine Hände im Spiel. Er... sagte mir auch... dass er immer irgendwie an deiner Seite ist, wohin du auch immer gehst. Er beschützt dich, die Elemente beschützen dich, doch... sie ermahnen dich auch einen anderen Weg einzuschlagen, nicht wahr?“ Xantina fröstelte auf einmal etwas und es wurde ihr plötzlich mit aller Deutlichkeit bewusst, dass Cromnios die Wahrheit sagte. Die Elemente beschützten sie, ihr Vater beschützte sie. Ihr Vater... liebte eine Menschenfrau...