Die Albae waren die womöglich edelste, kulturell gesehen fraglos die höchstentwickelte Rasse, die dereinst auf Yrdia wandelte. Wir Menschen heißen sie schlicht Alben oder Elben, andere Völker gaben ihnen den wohlklingenden Namen Serfina, die Sangae schimpften sie Luçodio; sie selbst nannten sich Aelfing. Der Legende nach entstanden sie aus den kristallnen Tränen der Hohen Mutter, die jene ob fernbleibender guter Hoffnung vergoss. Aus selbigen drei gleißende Seen entstanden und aus jedweder Zähre erwachte ein Alb zum Leben.
Drei Albenreiche erblühten einst auf Yrdia: Sikkutaya, die Heimat der Mondalben im Herzen Esqvatias; Valtaurinya, das Land der Sonnenalben im Norden Inmondias; und Arkantoriya, das magische Reich der Albellyll im östlichen Norden Elobias. Die Albae lebten mehrheitlich sesshaft in großen Sippen; zuweilen jedoch zogen sie in kleineren Gemeinschaften als Streicher umher. Obschon frei in ihren Lebensweisen und Gepflogenheiten, waren alle drei Völker einem Herrscher oder einer Herrscherin untertan. Der bekannteste unter einer Vielzahl klangvoller Namen war Altorey Arwéd Avana’h, Herr von Vaelor und letzter Hohekönig der Albellyll.
Ein hoher, feingliedriger Wuchs, spitz zulaufende Ohren, edle Gesinnung und berückende Schönheit war allen Albae gemein; zudem besaßen sie im wahrsten Wortsinn blaues Blut. In Lebensraum und Eigenarten indes traten augenfällige Unterschiede zwischen den Völkern zutage.
Die Mondalben kennzeichnete eine bleiche Hautfarbe; Augen und Haare waren ebenso luzid, darob sie auch Weißalben genannt. In kleineren Sippen lebten sie im Einklang mit der Natur zurückgezogen in den dichten Wäldern, sandigen Einöden oder steinigen Felslandschaften Esqvatias. Sie mieden den Kontakt mit anderen Rassen und selbst ihren Brudervölkern. Die Mondalben kennzeichnete ein sehr protektives und bewahrsames Wesen. Dies Volk brachte die weisesten Gelehrten der Albae hervor.
Die Sonnenalben, auch Schwarzalben genannt, wiesen dahingegen einen dunklen Hautton sowie nachtfarbene Augen und Haare auf. Auch waren sie kleiner im Wuchs als ihre Albenbrüder und -schwestern. Sie galten als weltoffenes Volk mit ausgeprägter Neugier. Ihre Siedlungen standen im engen Kontakt zu denen anderer Rassen und fanden sich vor allem entlang der nördlichen Küsten Inmondias, mit Satma Ilma als größtem Hafen und Handelszentrum Valtaurinyas. Große Entdecker und Weltenkundler entsprangen diesem Volke.
Die Albellyll schlussendlich entsprachen in ihrem Erscheinungsbild keinem bestimmten Typus, glichen vielmehr einer willkürlichen Mischung aus Mond- und Sonnenalben. Sie wiesen helle wie dunkle Hauttöne auf und lichtes wie nachtfarbenes Haar; indes es waren ihrer die größten der Albae. Zurückgezogen lebten sie in den undurchdringlichen Wäldern im östlichen Norden Elobias und pflegten nur spärliche Kontakte zur Außenwelt. Kulturelles Zentrum und Sitz des Hohekönigs war Vaelor, die lichte Stadt, in deren Herzen sich das Vigdom Stelios Irkui, das höchste Heiligtum der Albae befand. Nebst äußerst feingeistiger Gesinnung, derenthalben sie auch Hochalben geheißen, nannten sie die Begabung zur Magie ihr Eigen. Diesem Volk entstammten die größten Künstler und Magier der Albae.
Ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten jeder Art sowie ihre besonnene, bisweilen introvertierte Wesensart machten die Albae zur bis zur Stund langlebigsten Rasse Yrdiens. Allein der Kampf, allen voran der Äonen währende Krieg gegen die Sangae, hatte diese Wesen dem Tode anheimzugeben vermocht. Ihr Schaffen indes überdauerte die Zeit und ward zum Nährboden, auf dem eine Vielzahl neuer Völker gedieh. So bilden von alters her nicht selten Ruinen einstiger Albenstätten das Fundament menschlicher Siedlungen und Schmuckwerke wie Waffenkunst der Albae werden noch heute den Gesellen zum Meisterstück abverlangt. Gerüchte, der Alben Untergang sei nicht gänzlich, halten sich beharrsam; in Esqvatia und Inmondia sollen fern menschlicher Gründungen vereinzelt noch Sippen leben. Ich selbst bin dazumal vor vielen Wintern einem Nachfahren der Albellyll in den undurchdringlichen Wäldern Arkantoryas begegnet, doch das ist eine andere Geschichte.