Die Njor gelten Gelehrten und Weisen unserer Zeit als Wegbereiter der Novae und eine Art Vorfahren der Menschen; die Einen heißen sie die Erschaffer der Neuen Ordnung, die anderen die Zerstörer der Alten Ordnung. Sie waren die sich am stärksten ausbreitende Rasse jener Zeiten und ihre streng hierarchische Gesellschaftsstruktur sucht bis heute Ihresgleichen. Die Sage will, dass ihre Erschaffung auf einen Kampf zurückgeht. Dereinst die Hohe Mutter beim Bade von Cral Elain, dem König der Bestias, überrascht wurde, rang der Hohe Vater ihre Ehre zu verteidigen mit dem ungebetenen Spektator. Wiewohl er den Eindringling siegreich bezwang, waren diesem schwere Prankenhiebe sowie ein tiefer Biss in des Hohen Vaters Fleisch gelungen. Erbost darob verdammte der Hohe Vater die Bestias zur Vernunftlosigkeit und hieb dem Kontrahenten die blutverschmierte Schnauze und beide Pranken ab. Dort, wo sie verscharrt, erwuchsen die Ersten der Njor.
Auf allen drei Kontinenten errichteten sie nebst unzähligen kleinen Enklaven ihrer vier große Reiche: Aina Sciwi, im westlichen Süden Elobias gelegen unter der Herrschaft der Njorsci; Aina Mácza, das Reich der Njormá im Herzen Elobias; Aina Téwy, das Kernland der Njorté im Nordosten Inmondias; und Aina Cenry, die Heimat der Njorcen im Süden Esqvatias. Alle Njor waren einem von vier Herrschern Untertan; jene noch unterwarfen sich einem obersten Führer, dem Hersk‘ær Valtjas.
Obgleich die vier Völker sich in Erscheinungsbild und Begabung grundlegend unterschieden, nannten alle eine kleine, aufrechte Gestalt, menschenähnliche Züge sowie graues Blut ihr Eigen. Ihre Wesensart war von sehr neugieriger und wissbegieriger Natur, wiewohl auch überaus selbstisch und kaltherzig. Ferner einte die Njor ein starker Durst nach Macht und Geltung.
Die Njorsci besaßen einen hellen, sandfarbenen Hautton und ebenso lichtes Haar. Ihr Herz war kalt und dem Geiste Untertan, jener ohn Gewissen und moralisches Empfinden. Die Njorsci hatten sich ganz dem Schaffen hohen Wissens verschrieben; mit ungetreuer, opportunistischer und verschlagener Gesinnung suchten sie, die Geheimnisse der Natur und des Lebens selbst zu ergründen und hernach für sich zu nutzen.
Die Njormá wiesen dieselbe Hautfarbe wie die Njorsci auf, unterschieden sich aber durch ihr dunkles bis nachtfarbenes Haar. Ihr Wesen war ebenso gewissen- und gesinnungslos wie das ihres vorgenannten Brudervolkes, doch war ihr Geist dem Herzen Untertan, wessenthalben sie das heißblütigste und aggressivste der vier Völker waren. Die Njormá besaßen die Fähigkeit zur Magie; obgleich für alle Arten gleich geeignet, verlegten sie sich auf die schwarzen Künste. Ihre Meisterschaft der dunklen Magie kam denen der Vladka Sangra nahe und so mancher Vampiri fand in dem vermeintlich leichten Opfer eines Njormá seinen Todbringer.
Die Njorté wiesen eine dunkle, graue bis bräunliche Hautfarbe, doch ebenso lichtes Haar wie die Njorsci auf. Wie jene regierte der Verstand über das Empfinden und sie verfolgten ihre Ziele ohne Skrupel und mit schlechter Gesinnung. Ihr Suchen und Sinnen galt der Erschaffung von Geräten und Apparaten für alles Mögliche und Unmögliche, darob sie in engem Kontakt zu den Njorsci standen.
Die Njorcen waren das einzige der vier Völker, dessen Gesinnung als edel bezeichnet werden kann. Dunkle Haut und nachtfarbenes Haar hob sie von ihren Brüdern und Schwestern ab. Ebenso ihr friedliebendes, loyales und für diese Rasse ungewöhnlich in sich gekehrtes Wesen. Wiewohl auch bei ihnen der Geist über das Herz gebot, galt ihr Streben dem Studium alter Schriften und dem Erwerb großer Weisheit. Ihr Reich war darob das kleinste jener vier und beständig in seinen Grenzlinien, ihre Gelehrten um ein Kleines so weise wie jene der Albae.
Gleichwohl die Njor mit der Zerstörung der Alten Ordnung von Yrdia verschwanden, finden sich noch heutigentags zahlreiche Hinterlassenschaften und Zeichen der vier Völker. Seien es die verwitterten Ruinen der einstigen Akademie von Moora hier in Lanoi, die geschliffenen Überreste des arkanen Tempels San Sármork im verbotenen Norden Pekkturiks oder seltsame Relikte in verfallenen Türmen Rik Hiekavikos; sie zu berühren oder gar zu benutzen der geneigte Leser mit Nachdruck gewarnt sei.