"Du bist eine Schande für deinen Clan!" Das zornige Gebrüll des Jarls ließ alle Gespräche in der Halle verstummen. Ich ließ die Schultern hängen, hatte keine Kraft für jedwede Art von Protest. Tropfenweise vergrößerte sich die Blutlache zu meinen Füßen.
"Was fällt dir ein, einfach aus der Schlacht zu fliehen wie ein geprügelter Hund! Soll Hel dich holen! Geh mir aus den Augen und kehre erst wieder, wenn du die Ehre des Clans nicht länger befleckst!"
Hinkend verließ ich die große Halle, alle Augen lagen auf mir. Der Jarl hatte Recht, ich war ein Feigling. Noch am selben Morgen hatte ich zuversichtlich im Schildwall gestanden, beseelt von dem Streben nach Ruhm. Doch kaum prasselte die erste Pfeilsalve auf uns ein, hatte ich den Schild fallengelassen und die Beine in die Hand genommen. Meine Clansbrüder hatten zwar den Sieg errungen, aber nur unter schweren Verlusten, nachdem ein Berserker durch die Lücke unserer Formation gebrochen war. Tjorsted speiste nun mit den Göttern in Walhalla. Ich hatte noch gesehen, wie ihm eine Axt den Kopf von den Schultern trennte, nachdem ich mich hinter einer Hügelkuppe versteckt hatte. Irgendwie hatte ein verirrter Pfeil dennoch sein Ziel in meiner Wade gefunden, jetzt pochte die notdürftig verbundene Wunde noch schmerzhaft.
"Und? Was jetzt?". wollte der Südländer wissen, der mich am Ausgang erwartete. Er hatte mich hierher begleitet, wollte irgendetwas mit dem Jarl besprechen.
"Ich gehe die Wyvern bezwingen, welche bei Fjarnsholm gesichtet wurde, um die Ehre des Clans wiederherzustellen."
Er schüttelte ungläubig den Kopf: "Ehre hier, Ehre da. Ihr seid ja regelrecht besessen davon. Wenn dich dein Streben nach Ehre jetzt ins Grab bringt, wozu dann all das?"
"Dann bin ich wenigstens einen ruhmreichen Tod gestorben, mit dem Schwert in der Hand. Es wird den Zorn der Götter sänftigen, so oder so. Aber davon versteht ihr Festländler nichts. Ihr mit euren feinen Kleidern und Zahnstochern als Waffen, die lieber reden anstatt mal eine ordentliche Keilerei anzuzetteln."