Es ist so entspannend hier. Ich atmete tief ein, die klare Luft des Hains füllte meine Lungen und hinterließ beim Ausatmen ein erfrischendes Gefühl. Der natürlich gewachsene Laubwald, in dem ich mich befand, war von steilen Felswänden eingerahmt, deren Spitzen von weißen Dampfwolken umwabert wurden. Unweit von mir landete ein purpurnes Vögelchen auf der sattgrünen Wiese, vermutlich auf der Suche nach Futter. Wir hatten diesen Ort durch Zufall gefunden, als wir vor einem Sturm Unterschlupf in einer Kaverne gesucht hatten. Einem pulsierenden Leuchten folgend waren wir hierher gelangt, wo uns die Erscheinung einer jungen Frau aufgenommen hatte. Irgendetwas wollte ich doch erledigen...
"Geht es dir nicht gut?"
Die Erscheinung war so plötzlich vor mir aufgetaucht, dass mir kurz das Herz stehen blieb. Wie üblich trug sie ein Kleid aus Ranken und Blüten, ihre tiefblauen Augen verschwanden bei der aufkommenden Böe hinter dem ungezähmten, braunen Haar: "Wenn ich dir etwas Gutes tun kann, so zögere nicht, es mich wissen zu lassen."
Zärtlich strich sie mir über die Wange und eine unnatürliche Gelassenheit verdrängte jeden ablenkenden Gedanken.
"Wo sind die anderen?", wollte ich wissen, doch mir wollten die Namen meiner Begleiter nicht mehr einfallen. Sind ihre Namen überhaupt wichtig?
Ihre glockenhelle Stimme unterbrach erneut mein Grübeln, bevor es richtig begonnen hatte: "Ihnen geht es gut, mach dir keine Sorgen. Sie werden den Hain weiter erkunden. Wenn du magst, kann ich sie für dich suchen."
Die Ruhe meiner Umgebung vernebelte meinen Verstand, doch die Sorge um meine Freunde wollte nicht weichen. Ich war im Begriff aufzustehen, als sich die Erscheinung neben mir niederließ.
"Es lohnt sich nicht, nach ihnen zu suchen. Sie sind lange tot", eröffnete sie mir. Der Schleier des Paradieses fiel in sich zusammen. Ich lag auf einer Lichtung in einem dichten Fichtenwäldchen, die Felswände waren verschwunden und statt des blauen Himmels verdeckten graue Wolken die Sonne. Jemand strich mir durch das Haar und ich hörte eine seltsam vertraute Stimme wispern: "Im Zauber des Wildfräuleins verträumst du dein Leben. Denn die Zeit hält nicht an, das Schwingen des Pendels wird nie innehalten."
Ich drehte mich zur Seite und sah das Gesicht eines alten Greises in einer Pfütze, der moosbewachsene Untergrund sollte mein Sterbebett werden.
Doch dieser Traum vom Paradies macht es die Lebenszeit wert, dachte ich noch bevor sich meine Augen ein allerletztes Mal schlossen.