Da war es wieder, dieses Gefühl. Als ob mir jemand nachschleichen würde, mich beobachten würde. Seit Wochen ging das nun schon so, jedes Mal wenn ich mein Haus verließ, setzte es ein. So muss sich die Laborratte in ihrem Versuchsaufbau fühlen, dachte ich grimmig.
Wer genau mein Beobachter war, wusste ich bis heute nicht zu sagen, nur dass er männlich, um die 1,90 groß und stets in einem verwaschenen grauen Hoodie unterwegs war. Einmal wäre ich fast mit ihm zusammengestoßen, nachdem ich es in einem Baumarkt geschafft hatte, seinen Argusaugen für einen Moment zu entwischen.
Ich wollte ihn dazu auffordern, mich in Ruhe zu lassen, doch die Worte blieben mir im Hals stecken. In der Öffentlichkeit eine solche Szene zu machen gehörte einfach nicht zu Dingen, in denen ich auch nur ansatzweise gut war. Seitdem hielt ich Abstand, versuchte verzweifelt seine Existenz zu ignorieren. Meine Freunde bekamen davon nichts mit und erklärten mich nur jedes Mal aufs Neue für paranoid, sodass ich an mir selbst zweifeln würde, wenn ich nicht mit erschreckender Regelmäßigkeit das verhüllte Gesicht und den grauen Hoodie sehen würde. Immerhin bebachtet er nur, versuchte ich mir selbst einzureden: Es könnte noch viel schlimmer sein.
Tja, schön er wurde der Umstand deswegen noch lange nicht. Ich hatte zwar für nicht einmal fünf Minuten mein Haus verlassen, doch wollte ich mich bereits wieder hinter die schweren Vorhänge meines Schlafzimmers flüchten, alle Türen verriegeln und erst wieder rauskommen, wenn er ein für alle Mal verschwunden wäre.
Doch wenn ich nichts unternahm, dann würde sich nie etwas ändern. Reiß dich zusammen, nach heute ist alles hoffentlich vorbei, tönte eine aufmunternde Stimme in meinem Kopf doch ich war mir noch nicht ganz sicher. Mit einem mulmigen Gefühl stieg ich in den Bus ein, eine handvoll Baldrianperlen und die beruhigende Melodie aus meinen Kopfhörern verhinderten, dass ich vollkommen am Rad drehte. eine gute Viertelstunde später stand ich vor der für meinen Bezirk zuständigen Polizeiwache, seine Augen spürte ich nach wie vor auf mir...