Dies ist die Geschichte einer Kassiererin, im folgenden auch liebevoll "unsere Kassiererin" genannt. Jeden Tag fährt pflichtbewusst und pünktlich zu ihrer Schicht in den Laden und erledigt Ihre Aufgaben stehts mit Fleiß.
Nun kam es zu einem Zwischenfall: Drei junge Männer stellten sich zu ihr an die Kasse und wollten ihren Einkauf mit kleinem Geld bezahlen. Unsere Kassiererin begann geduldig und höflich mit dem Zählen der vielen Münzen. Einer der jungen Männer knisterte mit einer der Chipstüten, die sie gerade dabei waren käuflich zu erwerben. Das lenkte die Kassiererin unserer Geschichte immer wieder vom Zählen des Geldes ab. Zudem irritierte sie das konstante Knistern.
Als sie von den Münzen aufblickte fiel ihr auf, dass dort nur noch zwei der jungen Männer standen. Der Dritte machte sich an einer anderen Kasse an den Zigaretten zu schaffen. Es war ihr Gerechtigkeitssinn sowie ihr Leichtsinn, die sie dazu brachten, sich noch tiefer in die Situation zu stürzen. Die Chance, dass sie allein etwas gegen drei Männer wird ausrichten können, war verschwindend gering. Doch einen Diebstahl würde unsere junge Kassiererin in dem Laden, in dem sie Tag für Tag arbeitete, nicht zulassen.
Es ist nicht nötig zu erzählen, was sie zu den Ladendieben sagte. Möglicherweise konnte sie nicht einmal ihren Satz beenden, als alle drei bedrohlich auf sie zugingen. Einer fing an sie zu bedrohen, ein weiterer sie zu schubsen, doch sie blieb standhaft.
Ihr fragt euch, was die anderen Kunden des Ladens taten? Ganz einfach: Sie waren zu feige, um einzugreifen, um unserer Kassiererin in ihrer Not beizustehen.
Doch gerade diese Tatsache, über die wir uns wohl alle empören, ließ die Heldin unserer Geschichte wachsen. Ihr Leichtsinn wurde ihr in diesem Falle nicht zum Verhängnis. Die sonst so zierliche Kassiererin, die es so einfach zu überfallen schien, baute sich auf und man könnte meinen, sie verwandle sich wie ein Werwolf zu Vollmond in etwas so Mächtiges und Einschüchterndes, sodass die Männer ohne an die Zigaretten, das Geld oder an ihren Einkauf zu denken, die Flucht ergriffen.
Und sie wäre keine wahre Heldin, würde sie sich mit Applaus bewundern lassen oder mit Vorwürfen um sich werfen, warum keiner ihr zur Hilfe gekommen war. Unsere Kassiererin tat das, was kaum einer für möglich gehalten hätte: Sie schob den Einkauf der jungen Männer beiseite um ihn später wieder zu verräumen, schmiss das Kleingeld in die Trinkgeldkasse ihrer Kollegen und begrüßte anschließend mit einem herzlichen Lächeln die Kunden, die ihr eben noch so fern erschienen.