„Schöne Bescherung!“, dachte ich und fragte mich dabei, wer mir dieses tolle Geschenk nur gemacht hatte. Sicherlich hatte ich darum nicht gebeten, aber hier saß ich jetzt. Suchend glitt mein Blick über die Gesichter der Anwesenden. Genaugenommen waren es zwei.
Wer von ihnen hatte mir nun dieses überaus einfallsreiche Geschenk gemacht? War es vielleicht die große oder doch eher die kleine Rotznase?
Egal, alles was ich wusste war, dass wir dadurch ein absolutes Trio des Chaos ergaben. Bescherte uns die Klimaerwärmung schon keinen Schnee, hatten wir nun die Pracht von tausenden benutzten Taschentüchern in unserer Wohnung. Ebenso war „Kling Glöckchen, klingeling“ auch nicht mehr angesagt und wir ersetzten es durch einen Kanon aus Hustern in allen Stimmlagen.
Aber bei all dem Gemecker war es dennoch harmonisch. Der Hustentee dampft vor sich hin und wenn dir dein Dreijähriges tapfer vorschwärmt wie lecker das ist: Wie soll einem da nicht das Herz schmelzen? Und wen interessieren schon Schokoweihnachtsmänner und allerlei Nascherei aus Marzipan, wenn es da diese Hustenbonbons gibt und du merkst wie du wieder atmen kannst?
Alles ist fertig und der große Tag kann kommen, denke ich glücklich. Als hätte ich das alles schon geahnt oder mich endlich an meine Rolle als große Familienplanerin gewöhnt, hatte ich dafür vor Monaten schon alles getan. Das Wichtigste ist doch zu sehen wie das Kind sich freut und wenn es sich dann anhört wie Donald Duck, ist das umso süßer.
Der Baum erstrahlt und ich freue mich alle Pakete darunter zu verteilen. Aber erst suche ich nach meiner Decke, wickele mich darin ein und schon bald bin ich auch nicht mehr alleine. Wie es war, bevor sie ganz da war, kuschelt sich die kleine Maus an mich. Es ist schön warm und tut gut. Die beste Medizin überhaupt – eine Runde kuscheln.
„Noch zwei Mal schlafen“, flüstere ich und dann kann es gar nicht früh genug ins Bett gehen. Natürlich will man erst nach 100 Geschichten schlafen, aber schon nach zweien gehen die Augen zu. Nun kehrt Ruhe ein – nur noch unterbrochen von zwei Hustestimmen.
Erneut frage ich mich, wer denn der Absender des Geschenkes war. Aber es ärgert mich nicht. Schläft doch das kleine Bazillenschlachtschiff friedlich in seinem Bett und das andere wartet zum Kuscheln auf der Couch.
Richtig einladend sieht das aus. Aber eine Kraftanstrengung an diesem Tag muss dann noch sein. Voller Vorfreude laufe ich in das Bad, schmeiße die Wäsche aus ihrem Korb und fülle ihn mit heißem Wasser. Ein Spritzer „Atem-frei-jippie-ya-yay“ hinein und den vollen Korb in hulkmanier ins Wohnzimmer tragen.
Schnell fliegen die Hosen und die Socken in die Ecke oder sehen auch am Weihnachtsbaum gut aus. Dann rein in das warme Fußbad, gemeinsam kuscheln und Netflix an. Nun ist mir egal, wer mich angesteckt hat. Denn wann kommt man schon so kuschelig zusammen, wenn der Alltag einen die ganze Zeit hetzt?
„So – Pause!“, sagt der Bazillus und wir gehorchen kuschelbereit. Entspannung kann los gehen!
„Aber halt“, rufe ich. „Zu einem warmen Kuschelfußbad brauche ich ein Eis!“
Ach Mensch und die Tiefkühltruhe ist auf dem kalten Balkon. Meine Optionen abwägend schaue ich auf die blanken Beine und Füße. Eis – kalte Füße. Eis – oder schnell raus und kalte Füße? Aber Eis! Vielleicht ne Hose anziehen? Muss eh gleich wieder aus – keine Lust!
Eis!
Ich reiße die Tür auf und nehme das „Brrr“ von der Couch in Kaufe. Dann geht es mit schnellen Schritten, als wäre der Boden Lava – oder Packeis – zum Eisschrank.
Eis!
Tapps – tapps zurück. Rein ins heiße Wasser und genießen.
Gerade als ich mein Eisauspacke bahnt sich ein riesiger Nieser an und mir war klar: Mit solchen Aktionen bin ich wohl der Secret Santa. Aber ich weiß auch, das wird das kuscheligste Weihnachten überhaupt!
„Frohe Gesundheit, an alle!“