Der alte Zampiro war Meister seines Fachs. Nicht nur in seiner Heimatstadt Bruggeburg war er berühmt, auch die weit entfernten Länder kannten und schätzten ihn. Im wissenschaftlichen Zentrum, der Hauptsitz der klügsten Köpfe der Sonnenlande, war er ein gern gesehener Gast mit seinen Vorträgen über Heilkräutern, der Feenstaubforschung oder der Kristallwissenschaft. Selbst die ehrenwerten Weisen aus dem hohen Norden bewunderten seine Methoden. Unsummen wurden ihm im Laufe seines Lebens geboten, damit er seine Heimat verlässt und ganz im Dienste der Wissenschaft kluge Köpfe des Landes lehrte. Doch der alten Zampiro war dem Geld nie sonderlich zugetragen. Solange er genug davon für sein kleines Labor in der Pechsteingasse zur Verfügung hatte, um sich den neusten Erkenntnissen der Alchemie und der Mondscheinforschung zu widmen, war ihm alles Gold und Silber der Welt egal. Denn allein die Meilensteine der Wissenschaft, mit denen er die Welt zum Staunen brachte, waren ihm von Bedeutung.
Doch unter all seinen Fähigkeiten und Kenntnissen, Errungenschaften und Ehrungen war ihm eines bislang nicht gelungen. Die Entschlüsselung eines der größten Geheimnisse des Lebens: Der Liebe. Zusammenbrauen, extrahieren und in kleine Fläschchen abfüllen, ja, das wollte er. Jeder sollte ein Stück dieses Glücks in nur einem Zug erfahren. Voller Ungeduld sehnte er den Tag herbei, an dem er die richtige Formel für dieses köstliche Elixier finden würde. Er allein wäre imstande, die Liebe aufkeimen zu lassen, die Menschen aus ihrer Einsamkeit und ihrem Frust zu befreien, damit sie sich ganz dem Gefühl der Glückseligkeit hingeben konnten. Und vielleicht würde er dadurch auch herausfinden können, weshalb ihm die eigene Liebe so oft verlassen hatte. Denn der alte Zampiro war nicht immer allein, wie er es jetzt war.
Seine erste Frau war ein eifriges Ding. Den lieben langen Tag putze und wischte sie, bereitete das Mahl vor und versorgte die Einwohner mit seinen Heiltränken. Sie schien glücklich mit ihren Aufgaben, bis sie auf den Gedanken kam, ihren Mann um Hilfe in der Küche zu bitten. Dabei wusste sie doch ganz genau, dass der große Zampiro, Meister der Alchemie, für solche Dinge keine Zeit fand. Zu wichtig war seine Forschung, schließlich war er gerade dabei die Zutaten für das Liebeselixier ausfindig zu machen. In aller Bitterkeit verließ sie die Küche, das Haus und ihn.
Seine zweite Frau war ein ansehnliches Ding. Den lieben langen Tag frisiere sie sich, zog sich hübsche Kleider über und richtete das Haus gemütlich ein. Auch sie schien glücklich mit ihren Alltag, bis sie auf den Gedanken kam, ihren Mann nach mehr Blicken zu fragen. Dabei wusste sie doch ganz genau, dass der große Zampiro, Meister der Alchemie, für solche Dinge keine Zeit fand. Zu wichtig war seine Forschung, schließlich war er gerade dabei die Grundformel für das Liebeselixier zu errechnen. In aller Bitterkeit verließ sie das Haus und ihn.
Seine dritte Frau war ein genügsames Ding. Den lieben langen Tag strickte sie, ging spazieren und hielt das Feuer im Wohnzimmer am Brennen. Auch sie schien glücklich in ihrem Sein, bis sie auf den Gedanken kam, sich ihren Mann als Begleitung ihrer Spaziergänge zu wünschen. Dabei wusste sie doch ganz genau, dass der große Zampiro, Meister der Alchemie, für solche Dinge keine Zeit fand. Zu wichtig war seine Forschung, schließlich war er gerade dabei die letzte Quintessenz für das Liebeselixier zu erschaffen. In aller Bitterkeit verließ auch sie ihn.
Nun lebte der alte Zampiro allein, bastelte eifrig in seinem Labor den ganzen Tag und die ganze Nacht. Die Zutaten lagen gut verschlossen in den Gefäßen, die Formel stand unwiderruflich auf der Tafel und die Quintessenz schwamm milchig in der Pipette. Heute war es soweit, nach etlichen Fehlschlägen würde er das Liebeselixier endlich zusammenbrauen.
Den Knall, der an diesem Abend aus dem Haus Zampiros dröhnte, schallte noch in weit entfernte Gassen von Bruggeburg. Und die erschrockenen Bewohner der Stadt würden nur noch ein verkohltes Loch in der Pechsteingasse vorfinden.