Angelehnt an die Überlegung, die ich einmal in den weiten des Internets gefunden habe: "Das schlimmste, was Menschen dort draußen finden können, sind andere Menschen"
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"Was tut ihr", der Professor blieb abrupt in der Mitte des Hörsaals stehen und zog an seiner Pfeife, "wenn ihr auf einem fremden Planeten nicht auf Außerirdische, sondern auf Menschen trefft?"
Ein Lachen zog durch die Reihen der Studenten. Viele schüttelten den Kopf, verwiesen auf die unterschiedlichsten Planetmodelle und Umlaufbahnen, die es statistisch gesehen völlig unmöglich machten, dass sich auf zwei unterschiedlichen Planeten dutzende von Lichtjahren voneinander entfernt zwei Wesensarten entwickeln sollten, die sich eins zu eins glichen.
Die Frage hatte Yvell lange beschäftigt. Länger, als die meisten anderen ihrer Studienkollegen, die die Frage als Spinnerei eines Professors abgetan hatten, der besser in der Philosophie untergekommen wäre.
Als die Menschheit den großen Schritt ins Weltall geschafft hatte - weit hinaus in fremde Sonnensysteme - war sie auf vieles vorbereitet gewesen. Raumschiffe und Raumfahrer auf Jahrelange reisen vorbereitet und darin geschult, auf alle erdenklichen Weisen handeln zu können.
Sie waren moralisch darauf eingestimmt worden, keinesfalls abwertend oder negativ auf Außerirdische zu reagieren - sollten sie denn welchen begegnen, denn ihre Existenz war noch immer nicht bewiesen. Ganz egal, ob sie einem Wesen mit Tentakel als Gliedmaßen oder drei Augen an 4 Köpfen begegneten.
Auf einfach alles waren sie vorbereitet worden!
Nur irgendwie nicht auf... das. Yvell schluckte.
Das hier war, als würde sie in einen Spiegel sehen - und das war hier Lichtjahre von der Erde entfernt alles andere als faszinierend.
Das war gruselig!
Städte, die exakt dem glichen, was sie von ihrer Heimat her kannte: Hochhäuser, kleine Parks, Spielplätze, Straßen mit Beleuchtung, Friedhöfe, Kirchen... Selbst Flugzeuge durchpflügten die Luft und Schiffe glitten durch den Ozean! Es ist, als hätte sie die Erde nie verlassen...
"Was würdet ihr tun, wenn wenn ihr auf einem fremden Planeten nicht auf Außerirdische, sondern auf Menschen trefft?", ploppte es unwillkürlich in ihrem Kopf auf, als die Luke ihres Raumschiffes sich knarzend öffnete.
Neugierige Gesichter starrten sie an. Auf anderen spiegelte sich Angst. Einige hielten etwas in Händen, was Yvell auf diese Entfernung für eine Waffe hielt.
Es waren Menschen. Menschen wie sie selbst. Hier draußen, im weiten All.
Was würdet ihr tun?
Sie waren die Frage und ihre Möglichkeiten in dieser Vorlesung durchgegangen. Sie hatte unzählige Wege gefunden, dem zu begegnen.
Nun aber musste Yvell zugeben, dass der Anblick dieser Menschen sie überforderte und die einzig richtige Antwort darauf war:
Sie wusste es nicht. Nicht einmal jetzt, wo sie auf einem völlig fremden Planeten vor ihnen stand.