Alexander Lightwood hasste die Uni. Naja nicht die Uni. Er hasste die Leute um ihn herum, die Menschenmassen die ihn durch die Gänge schoben, laut redeten und niemals still zu sein schienen. Jeder hatte was zu sagen, das künstliche Licht brannte in den Augen und überhaupt, warum tat er sich das an? Er seufzte und schaffte es aus dem Strom der Menschen raus und schlüpfte in die kleine Bibliothek die es im Hauptgebäude gab. Die große Bibliothek war ein extra Gebäude in circa 5 Minuten Entfernung. Aber er bevorzugte die kleine Bibliothek. Kaum jemand kam her, weil sie nicht alle Bücher fanden aber für Alecs Bedürfnisse reichte es. Außerdem war da ja noch etwas...
Der junge Student suchte sich einen Platz von dem er den Tresen gut sehen konnte und Stellte ein Buch vor sich hin. Er saß oft hier. Mit einem Buch vor sich in dem er eigentlich lesen sollte, aber irgendwie wurde daraus selten was. Lernen war in dieser Bibliothek einfach nicht möglich. Denn der Bibliothekar war einfach zu... ablenkend. Jeden Tag saß er am Tresen, in ein Buch vertieft, das kurze schwarze Haar frech aufgestellt, mit Lidstrich und Lidschatten und vermutlich mehr Glitzer auf dem Körper, als gut für seine Umgebung war aber Alec konnte nicht anders... Er sah irgendwie... gut aus, so wie er war. Also verzog er sich immer mal wieder in die Bibliothek, um zu "lernen" und seinen heimlichen Schwarm an zu starren. Nicht das er jemals irgendwas mit diesen Gefühlen tun würde, der andere hatte sicher kein Interesse an einem Studenten und außerdem... ein Lightwood war nicht schwul... wo kam man denn da hin? Ihr Name zählte etwas in dieser Stadt. Jedenfalls sagte ihm das immer wieder seine Eltern. Seine Schwester, Isabell sah das nicht ganz so.
Sie hatte zeitig herausgefunden, das Alec nicht für das andere Geschlecht zu begeistern war und dass er sich eigentlich in seinen besten Freund und Ziehbruder Jace verknallt hatte. Doch Jace hatte jetzt Clary und er.... er konnte nur noch den heißen Bibliothekar anschmachten.
Jetzt wo er genauer hinsah... wo... wo war der denn hin? Er saß doch gerade noch da? Alec sah sich aufmerksam um. Der andere war noch nie einfach verschwunden wenn Alec da war, er hatte ihn manchmal schon fast für eine Statue gehalten, weil er so unbeweglich schien. Er blätterte immer nur hin und wieder in seinem Buch!
Die Haare in seinem Nacken stellten sich auf und er fuhr herum. Hinter ihm stand, gar nicht so groß wie er dachte, in einem schwarzen Anzug mit Lila Pailletten-Details und einem viel zu selbstsicheren Lächeln, der Bibliothekar. "Alexander Lightwood" sagte er nur leise und setzte sich einfach Alec gegenüber. Dessen Herz überschlug sich und hörte einige Momente von selbst auf zu schlagen und er konnte nicht aufhören, den anderen an zu starren. Was war denn jetzt los?
"Ich bin Magnus. Magnus Bane, falls es das ist was du fragen wolltest" stellte der Mann sich vor und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er musterte den Jungen vor sich. Groß, schlank aber mit Muskeln, die davon zeugten, dass er wusste wie man mit ihnen um zu gehen hatte... Schwarze haare, dunkle Augen, ein Gesicht zu hübsch für diese Welt und dieser Überraschte Ausdruck darauf... Oh Magnus könnte sich stundenlang daran satt sehen. Alexander war jetzt schon wochenlang fast jeden Tag in die Bibliothek gekommen und hatte sich immer auf diesen Platz gesetzt und hatte immer das gleiche Buch vor sich. Und Magnus konnte spüren wie der andere ihn beobachtet hatte, anstatt zu arbeiten. Und besonders schlau hatte der sich dabei auch nicht angestellt. Dabei hatte Magnus soviel gutes von den Lightwoods gehört. Alec schien es die Sprache verschlagen zu haben und Magnus musste noch breiter Lächeln.
"Nun schau nicht so...ich hab dich die ganze Zeit gesehen... Du warst nicht gerade subtil" meinte er. Seine Stimme war samt wie die einer Katze und er wusste das Alexander sie gerade jetzt das erste Mal wirklich hörte und wahrnahm. Über sein Gesicht huschte eine Spur von Gefallen ehe er seine Züge doch wieder unter Kontrolle bekam.
"Ich weiß nicht wovon du redest" wehrte er ab und seine Stimme klang schneidender als er wollte. Hastig griff er sich seine Sachen und wollte aus der Bibliothek stürzen. Magnus hielt ihn auf und hielt ihn sanft am Arm fest. "Hier" er drückte dem jungen Lightwood einen Zettel in die Hand. "Da findest du bestimmt eher was du suchst". Seine Stimme blieb ruhig und sanft und auf Alecs Arm stellten sich die Härchen auf, als er den Zettel nahm und davon stürmte. Magnus Blick folgte ihm und er konnte nicht anders als seinen Rücken zu bewundern, mit diesen breiten Schultern und... Magnus seufzte und kam schon wieder ins schwärmen. Dieser Kerl hatte ihm den Kopf verdreht, seit er das erste mal in die Bibliothek gekommen war.
Alexander schaffte es gerade noch rechtzeitig an die frische Luft bevor er einen kleinen Panikanfall hatte. Seine Wangen glühten, so rot war er im Gesicht und er atmete schwer. Was war da gerade passiert? Irritiert sah er sich zu den Fenstern der Bibliothek um und sah das Magnus wieder an seinen Platz am Tresen zurück gekehrt war und las und dieses Lächeln immer noch im Gesicht trug. Alec wusste nicht so recht wie ihm geschah.... er schaute auf den Zettel. Auf der einen Seite stand eine Nummer und ein Buchstabe. Regalnummer und Platz eines Buches, das wahrscheinlich hilfreich für seine These war an der er gerade schrieb. Auf der anderen Seite stand eine Telefonnummer. Mit offenem Mund starrte er zurück zur Bibliothek. Dieser Magnus hatte... aber... warum? Kopf schüttelnd ging Alec erstmal nach Hause. Auf keinem Fall würde er da anrufen. Das wäre ja was.
Doch als Alec abends im Bett lag und den Zettel anstarrte konnte er doch nicht anders. Er nahm sein Handy und schrieb.
>>Hi. Hier ist Alec... uhm... Magnus?<< dann legte er das Handy weg und vergrub den Kopf im Kissen, das war dumm. Das war einfach dämlich! Auf keinen Fall würde jemand wie Magnus Bane auf seine... sein Handy Display leuchtete auf und er stürzte sich fast darauf.
<<Hallo Alexander. Schön, dass du geschrieben hast. Ja hier ist Magnus>> Und wie zum Beweis war da auch noch ein Selfie von ihm wie er, offensichtlich an einer Bar von irgendeinem Club stand und einfach... heiß aussah. Alec hatte kein anderes Wort dafür.
>>Ich mag Alexander nicht... Alec reicht... Wo bist du?<< schrieb er zurück. Er würde ihm sicherlich kein Bild von sich im Bett schicken. Wer wusste schon wie der das auffassen würde? Diesmal musste er gar nicht lange auf eine Antwort warten.
<<Alexander ist ein fantastischer Name. Er klingt fast schon edel und ich finde er trifft dich sehr gut.>> Alecs Herz setzte mal wieder aus. Wie schaffte der Typ das nur? <<Ich bin im Pandemonium. Es ist Happy Hour. Ich könnte Gesellschaft gebrauchen>>
Alec starrte sein Handy an. Er sollte nicht. Er sollte wirklich nicht. Das war dumm. Unüberlegt. Was ist wenn dieser Kerl ihn nur verarschte? Was wenn er gefährlich war? Er war ja auch gar nicht der Typ für sowas spontanes und er war schon im Bett und überhaupt.... Aber bevor er etwas dagegen tun konnte tippte er schon.
>>Ich bin in 10 Minuten da<<.
Alecs WG mit Jace, Clary und Izzy war nur 5 Minuten vom Club weg und die anderen waren regelmäßig dort und er wehrte sich regelmäßig dagegen mitkommen zu müssen. Jetzt sprang er auf und griff sich irgendwelche Sachen aus dem Schrank. Ein Shirt und eine Hose und wollte los und sich möglichst an seinen Freunden vorbei schleichen. Naja. Die waren aber noch lange nicht zu Bett gegangen. Welcher Student der was auf sich hielt, schlief denn bitte vor um 10? Clary entdeckte ihn und gleich darauf auch Izzy. Die musterte ihn von oben bis unten wie er einfach nur da stand und die anderen geschockt anstarrte. Das Handy in der Hand und seine Schuhe in der anderen und dann begann seine Schwester zu lachen.
"Auf keinen Fall Alec. So nicht" und sie schob ihn in sein Zimmer zurück.
"Was soll das heißen? Du weißt doch gar nicht was ich will?" meckerte Alec doch sie ließ sich nicht beeindrucken.
"Oh ich weiß genau was du willst. In deinem ganzen Leben gibt es genau 2 Leute die dich dazu bringen könnten, um diese Uhrzeit, nach dem du ins Bett gegangen bist, noch einmal auf zu stehen und aus zu gehen. Person Nummer 1 sitzt im Raum neben an. Und der andere ist dieser heiße Bibliothekar von dem du gar nicht mehr aufhörst zu schwärmen". Verdammt. Natürlich hatte sie ihn durchschaut. Sie setzte ihn aufs Bett, öffnete seinen Schrank und in kürzester Zeit hatte sie ihm Sachen rausgesucht. Ein weißes Shirt, das die schwarzen Tatoos auf seinen Armen zu Geltung brachte, eine enge schwarze Hose, eine Kette und eine Lederjacke. Murrend zog er sich um und sie fuhr ihm mit Wachs durch die Haare, bis er genug hatte und versuchte ihre Hände weg zu schlagen. Lachend ging sie einen Schritt zurück.
"Okay. Und jetzt schnapp ihn dir Tiger!" lachte sie amüsiert. Alec warf einen Blick in den Spiegel. Er musste zugeben das sah weit besser aus. Er gab ihr einen schnellen Kuss auf die Wange und eilte aus der Tür.
In dem Tempo brauchte er nur 3 Minuten bis zum Club vor dem Magnus schon wartete. Er lehnte an der Wand, ein Glas in der Hand und sah ihm grinsend entgegen. "Exakt 10 Minuten. Wie erwartet". Seine Stimme war fast ein Schnurren wie bei einer Katze und Alec bekam wieder eine leichte Gänsehaut. Er musste ein wenig auf ihn runter schauen aber das störte den anderen nicht. Obwohl er körperlich kleiner war als der Student, schien er soviel größer zu sein als Alec, der ihm wie ein Welpe in den Club folgte. Ihm fiel erst viel später auf, dass er an diesem Abend nicht einen Cent ausgab. Nicht für den Eintritt, nicht für die Getränke... stattdessen hatte er die Augen immer nur auf Magnus. Der war ganz in schwarz und sein Make-Up war auch ein wenig anders als heute morgen, auch wenn Alec nicht wusste wie. Izzy wüsste es bestimmt. Magnus bestellte ihm die Drinks wie am Fließband und Alec versuchte einfach nur mit zu halten, als er auf die Tanzfläche gezogen wurde. Irgendetwas in ihm hatte die Kontrolle übernommen und er ließ sich mitreißen. Das Adrenalin pumpte durch seine Adern und er konnte die Arme um Magnus legen und eng mit ihm tanzen und sein Herz überschlug sich fast. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis er aus diesem Trance-ähnlichen Zustand wieder erwachte weil sein Handy klingelte. Izzy. Leise stöhnte er. "Ich komm gleich wieder!" rief er Magnus über die laute Musik hinweg zu und verschwand nach draußen.
"Izzy?!" fragte er.
"Alec! Du lebst also noch" ihre Stimme klang vergnügt. "Ich wollte nur wissen wie es dir geht und ob dieser Kerl dich schon abgeschleppt hat". Alec rollte die Augen.
"Wir sind im Club Izzy. Hier schleppt niemand irgendjemanden ab" grummelte er. Jedenfalls dachte er das nicht. Er war sich nicht sicher wo diese Nacht enden würde.
"Wenn du das sagst" sie klang nicht sehr überzeugt und er konnte das lachen in ihrer Stimme hören.
"Ja das sage ich" grummelte er.
"Ich mein ja nur. Pass auf dich auf ja? Und denk dran... Sicherheit und so..:." Alec wollte zu einer Erwiderung ansetzen
"Bis später Brüderchen und ich erwarte einen Bericht! Einen ausführlichen!" und zack weg war sie. Alec knurrte leise und betrat den Club wieder. Magnus war immer noch an der Bar und redete mit dem Barkeeper. Alec kämpfte sich seinen Weg durch die tanzende Menge und stellte sich wieder dazu und sofort sah Magnus auf und strahlte ihn an und Alecs Welt war in Ordnung.
"Ich dachte du bist abgehauen!" beschwerte sich der kleinere und Alec schüttelte den Kopf.
"Meine Schwester hat angerufen und gefragt ob alles ok ist. Kein großes Ding" lächelte er und Magnus nahm seine Hand. Sie hatten den ganzen Abend getanzt und getrunken und es war nicht der erste Körperkontakt aber auf einmal fühlte es sich so anders an.... "Alexander... wenn ich irgendwas gemacht habe, was du nicht... willst dann tut mir das Leid aber...ich würde mich wirklich freuen, wenn du noch eine weile bleibst..." seine Stimme war ein leises Flehen aber Alec hörte ihn trotzdem.
"Ich hatte nicht vor jetzt schon zu gehen" versprach er und drückte Magnus Hand sanft.
Sie blieben noch stundenlang im Club. Alec hatte aufgehört die Drinks zu zählen die er hatte, auch wenn er sicher war, dass der Barkeeper ihm einen Gefallen tat und seine Drinks streckte, damit er nicht komplett besoffen war. Magnus schien seine Drinks auch erstaunlich gut zu vertragen. Wenn Alec es nicht besser wüsste, würde er sagen dass er nüchtern war. Sie sahen zu wie der Club sich leerte und redeten über alles mögliche. Das Studium, die Arbeit, die Familie... Magnus redete nicht gerne über seine Mutter und Alec nicht gerne über seine Eltern, also war das Thema schnell wieder vom Tisch.
Es war bestimmt schon 4 Uhr morgens als der Barkeeper sie unterbrach. "Leute, die Bar hat zu... ihr solltet nach Hause gehen" seine Stimme war freundlich aber er sah müde aus und jetzt merkte auch Alec wie spät es war. Magnus stand auf und stellte sein leeres Glas auf die Bar, Alec stellte seines dazu und gemeinsam verließen sie die Bar. Am Stadtrand ging die Sonne auf und die roten Wolken ließen den Himmel aussehen, als würde er in Flammen stehen. Warme Finger strichen über Alecs Hand und er nahm sie ohne hin zu sehen, weil er wusste dass er dann wieder knall rot anlaufen würde. Gemeinsam traten sie aus dem Schatten des Clubs in das seichte Licht der Morgensonne und Alec wusste... jetzt würde so vieles anders werden... aber er hatte keine Angst mehr.