Heute ist mein Bildschirm schwarz. So wie gestern. Und am Tag davor.
Seit du aus meinem virtuellen Schaufenster verschwunden bist, geht es mir besser. Meine Augen schmerzen nicht mehr von der stundenlangen Kunstlichtfolter. Meine Daumen sind entkrampfter, seit sie keine Smileys und Herzen mehr in die Welt senden.
Zu dir.
Allmählich glaube ich sogar, dass ich dir dankbar bin. Ich war nicht gut zu uns.
Ich war sehnsüchtig.
Ich war eifersüchtig.
Süchtig nach deinen Worten und der filterschönen Projektion deiner Grübchen.
Es geht mir besser, seit ich nicht mehr jeden Tag davon gequält werde. Dich sehen und hören und nicht berühren zu können. Wie gern hätte ich dich besucht in deinem sozialen Netzbordell? Jede deiner Persönlichkeiten hätte ich ausprobiert.
Dich mit Duckface vor dem Louvre.
Dein frisch frisiertes Ich beim Kinobesuch.
All deine hübschen Posts hätte ich durchgenommen, 2016 bis 2021. Hart oder zart, ganz wie du gewollt hättest.
Aber du wolltest nicht.
Du wolltest mich nicht mehr mitnehmen auf deine Reisen, deine Links mit mir teilen und in meinen Likes baden.
Und weißt du was?
Das ist okay.
Ich akzeptiere deinen Wunsch.
Du hast ein Recht auf Unantastbarkeit. Jeder Mensch hat es.
Und das respektiere ich.
Ich respektiere dich.
Ich komme klar ohne deine makellose Visage auf meinem Sperrbildschirm. Ich brauche dich nicht länger unter meinen Fingerkuppen, mein Käferchen, nicht einmal mehr in meinen Hashtags.
Ich bin endlich frei von deiner unechten Versuchung und du von meiner unechten Bewunderung. Und es macht mich glücklich.
Jetzt muss ich nur noch das Fenster meines neuen Wohnzimmers öffnen, um dich zu sehen.
Dich in deinem echten Teeniezimmer.
Übrigens, nette Tapete.