Hallo, mein Sonnenschein.
Der Tag macht deinem Spitznamen alle Ehre. Himmelblau, wolkenlos.
Schneckenfrei.
Es tut gut, auf deine Upload-Benachrichtigung zu klicken. Da ist nicht mehr dieser bittere Geschmack, den seine Emojis auf meiner Zunge hinterlassen. Nur die Zuckersüße deines Kirsch-Lipgloss. Das saure Prickeln deines Fruchtshampoos. Und die frühlingshafte Würze deines Mädchenschweißes.
Es war anstrengend, ihn loszuwerden, weißt du? Annas Kommentare mussten relevanter werden, Florians obszöner. Natalies und Tims Reaktionen mussten schneller und enthusiastischer erfolgen, um sein Schmachtsekret von deiner virtuellen Haut fernzuhalten. So viele Extra-Herzen, freudige Gesichter und geteilte Inhalte. Alles, um ihn aus deinem Fokus zu brennen.
Aber auf mein Feuer ist Verlass.
Genau wie auf dein trockenes, hölzernes Herz.
Du interessierst dich nur für Follower, die deine Exposition mit Likes bezahlen, Komplimente auf deine Timeline tätowieren und deine Popularität in die Feeds anderer Menschen pressen. Was kümmert dich eine schmierige Nacktschnecke, wenn du von eintausend Schmetterlingen umgarnt wirst? Blaue, gelbe, rosarote. Ihre Farben bringen dich zum Strahlen, ihre samtigen Flügelschläge durchpflügen dein weiches Haar. Und du bemerkst nicht, dass sie alle an den Fäden einer einzigen Spinne hängen.
Einer sehr, sehr hungrigen Spinne.
Aber das ist gut so, mein Schatz. Sonne dich in ihrem Geflatter, missachte die blutige Schleimspur unter deinen Füßchen.
Gefalle dir im Funkeln meines Netzes, gefalle dir, solange du willst.
Gefalle mir.
Solange ich will.