„Heute umsonst, morgen für Geld“ hing als großes Schild in der gläsernen Tür zu dem Haus mitten im Wald von Torelore. Das Haus war aber nicht so einsam, wie man meinen mochte. Denn jeder Ortsansässige kannte den Weg und Rosis Nummer schon. Denn wer einmal aus dem goldenen Honignapf genascht hatte, der wusste um den Wert des guten ... Essens hier. Die Schänke im Wald war weithin bekannt und so erreichte auch den Jäger mit den drei Hunden die Kunde.
Prinzessin Rosi im ersten Stock bot die ganze Woche das beste von der königlichen Tafel und ließ auf ihrem nackten Leib den Nachtisch servieren. Die Wirtin Berta sorgte für das restliche leibliche Wohl aus der Küche und zusammen mit ihrer Rausschmeißerin, einem Trollweib namens Hulda, machten sie viele gute Einnahmen. Außer am Montag, da war Ruhetag. Das hatte natürlich nicht die Runde gemacht, als der Jäger an dem Häuschen ankam und sich sehr auf seine freie Mahlzeit freute.
Er setzte sich also in den Türgang und wartete auf den nächsten Tag. Als die Tür geöffnet wurde, fiel er rittlings in die Stube und wurde sogleich als frisches Gesicht erkannt und an die Theke gebeten. Die Wirtin steckte ihm, dass er für sein freies Gulasch mit feinem Kümmelbrot seine Lebensgeschichte erzählen musste, was er auch tat. Und die ging so los:
Als gelernter Jäger hatte sein Meister ihm die Welpen gegeben, auf dass er sich einen eigenen Wald suchte. Auf seinem Weg zu einem neuen Leben begegnete er drei Räubern, die ihn überredeten in eine einsame Villa auf einer Insel einzubrechen, denn dort sollte es Schätze geben und eine Prinzessin, die sie vergewaltigen wollten. Der junge Jäger stimmte zu und ruderte hin, ging allein voran und hetzte seine Hunde auf die Wachen. Drinnen fand er wahrlich Schätze: Einen goldenen Säbel, ein goldenes Feuerzeug und die Prinzessin in ihrem goldenen Bett.
Als es an der Zeit war, die Räuber hereinzulassen, überlistete er sie und erschlug sie einen nach dem anderen mit dem Säbel. Dann stahl er von der Prinzessin den rechten goldenen Pantoffel und machte sich vom Acker. Seitdem zog er durch die Lande und verdingte sich als Jägersmann, wo immer man ihn brauchen kann.
Das hörte Rosi oben auf der Galerie und ließ nach dem neuen Kunden schicken zum Nachtisch. Der Jäger ging hinauf in das Gemach und fand Rosi auf dem Tische liegend. Sie war nackt und auf ihrem ganzen Körper war Sahne dekoriert mit Früchten. Macarons in allen Farben und mit vielen leckeren Füllungen lagen auf ihr. In ihrem Bauchnabel sammelte sich Schokoladensauce. Ihr Kopf war abgedeckt mit einem Schleier. Über ihre Beine und Arme zogen sich Schlangenlinien gelegt aus gezuckerten Früchten und Lebküchlein. Honig sprenkelte ihr Dekolleté. Von ihren Brustspitzen tropfte Holunderblütennektar. Und in ihrem Schoß, der rasierten Scham, schmolz Konfekt.
Sie ließ ihn gurrend wissen: „Heute umsonst, Jägersmann, ab morgen für Geld.“
Das ließ er sich nicht zwei Mal sagen, als er an ihr herunter und wieder hinauf geschlemmt hatte und ihm die Süße den Kopf vernebelte und er das zweite Bein hinabkam, wunderte er sich: Warum trug sie nur den linken goldenen Pantoffel?
Die restlichen Gäste mussten schon gegangen sein, da kam Hulda herein, packte den Jäger und hielt ihn fest.
Rosi setzte sich auf, wusch sich die Reste von Sahne und Spucke vom Körper und sprach: „Habe ich dich endlich, du Aas. Nachdem du damals weg warst und mich hast liegen lassen, kam ein anderer, machte sich über mich her und stahl meinen Schatz. Daraufhin wurde ich verstoßen und muss seitdem hier als Hure arbeiten, während der Typ befödert wurde zum Hauptmann. Nun sollst du deine gerechte Strafe bekommen.“
Sie schliffen ihn nach draußen in den Garten, Berta verwandelte den Jägersmann in einen Baum und sperrte seine drei Hunde unter ihm zwischen den Wurzeln ein, mitsamt dem Säbel, der Flinte und dem Feuerzeug. Ihren lang verschollenen Pantoffel und Ring nahm Rosi wieder an sich.
Rosi knurrte: „Der Hauptmann wird der nächste.“