„Ich glaube, deine Mutter will mich aus dem Haus haben“, sagte Wim. „Vielleicht ist es besser, wenn ich für die nächste Zeit an einem anderen Ort unterkomme.“
„Unsinn.“ Tristan trat auf trockene Blätter und schauderte wohlig, als diese unter seinem Schuh knackten. „Meine Mutter kann niemanden leiden. Das Anwesen ist groß genug, um ihr aus dem Weg zu gehen. Außerdem sind es nur ein paar Wochen, bis sie in die Burg umzieht.“
Wim zuckte mit den Schultern und seufzte. „Ich kann ihr nicht aus dem Weg gehen, wenn sie das nicht will und wenn es nur ein paar Wochen sind, dann kann ich Mary fragen, ob ich bis dahin bei ihr bleiben kann.“
„Du willst dich doch nur bei Mary einnisten, das hat mit meiner Mutter nichts zu tun.“ Obwohl Tristan Wims Bedenken als haltlos empfand, sah er sich um und blickte in die Sträucher, die sich gelb und rot verfärbt hatten, aber noch voll belaubt waren. Falls sie doch im Rosengarten des Anwesens lauerte, konnte er sie nicht entdecken.
Nein, das war nicht, wie Fleur handelte. Hier im Sommeranwesen waren es die Angestellten, die sie informierten. In der Burg hingegen hätte Wim recht – dort konnte sie alles beobachten, alles abhören.
Tristan hasste die Burg.
„Das ist nicht wegen Mary“, sagte Wim scharf.
Schief grinsend blickte Tristan zu ihm auf und sah, dass der Hüne sein Gesicht mit seiner Hand verbarg.
„Wenn du dich so anstellst, kommst du ohnehin nicht bei ihr unter.“ Tristan zu mit den Schultern. „Wenn du jedes Mal rot wirst, wenn sie mit dir spricht, kannst du nicht bei ihr aushelfen und für Freundschaft allein gibt sie dir kein Zimmer bis zum Winter.“
Wim schnaubte und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Das ist immer noch besser, als—“ Er wurde von einem knallenden Aufschlag zwischen ihnen unterbrochen.
Während Wim zur Seite hüpfte, kniete Tristan sich hin und öffnete die Hülle der Kastanie mit behandschuhten Fingern.
„Ist das aus dem Baum?“, fragte Wim, der nach oben blickte.
„Im Herbst muss man unter Kastanienbäumen aufpassen.“ Tristan richtete sich auf und drückte die Kastanie in Wims Hand.
Der drehte sie zwischen seinen Fingern und runzelte die Stirn. „Was soll ich damit tun?“
„Behalt sie einfach. Die erste, die du im Jahr findest, bringt Glück“, sagte Tristan. „Diese kann man nicht essen, aber es gibt eine Art, die gut schmeckt. In der Stadt gibt es die sicher schon.“
Wim steckte die Kastanie in seine Manteltasche und blickte zurück in die Rosen. „Klingt gut. Alles, um hier wegzukommen.“
„Glaubst du wirklich, in der Stadt hat meine Mutter keine ihrer Leute?“, lachte Tristan. „Wir gehen in der Menge nicht unter.“
Als Wim für ein paar Momente nichts sagte, klopfte Tristan auf seinen Rücken.
„Ist schon in Ordnung. Bei Mary können wir uns entspannen und vielleicht hat sie sogar Esskastanien.“