S., 16 Jahre
Erfahrungsbericht:
"Freitagmittag, Schulsport.
Jungs und Mädels aufgrund der derzeitigen Coronalage zusammen. Ausdauertraining ist angesagt.
"Die Mädels auf die eine Seite, die Jungs auf die andere", hieß es von der Lehrerin. Die Anweisung wurde natürlich ausgeführt, jedoch unter Beschwerde des LGBTQ+ Anteils der Klasse. Die Lehrerin reagierte nicht.
Warum genau es jetzt eine Jungs und eine Mädchengruppe sein sollte, weiß ich bis heute nicht, zumal die folgende Übung lediglich aus im Kreis laufen bestand. Auf Grund der Tatsache, dass die Halle recht klein war und nach der Anweisung deutlich mehr Schüler auf der einen Seite standen, als auf der anderen, wäre es sowieso schlauer gewesen, zwei gleich große Gruppen zu bilden.
Meine Bitte wäre, an den Schulen einfach mehr aufzuklären, sodass diese Szenen nicht mehr passieren müssen."
Meine Meinung:
"Mir persönlich geht das binäre System allgemein auf die Nerven. Beim Sport störe ich mich allerdings nicht allzu stark daran. Das liegt zum einen vermutlich daran, dass ich unter Athleten noch nie Anfeindungen gegenüber Menschen mitbekommen habe, die sich nicht entsprechend ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht verhalten oder identifizieren. Zum anderen ist die Geschlechtertrennung beim Sport aufgrund der von Natur aus verschiedenen Voraussetzungen auch sinnvoll. Das Problem ist aber, dass sich nunmal viele einfach nicht mit diesem zugewiesenen Geschlecht identifizieren können. Genauso kann man viele Menschen biologisch nicht hundertprozentig in ein Geschlecht einordnen. Gerade im Leistungssport ist das ein großes Problem. Ein Beispiel dafür wäre Caster Semenya.
Also was tut man gegen diese Probleme?
Ein Vorschlag wäre, dass sich jeder, unabhängig vom offiziellen Geschlecht, in einer der Kategorien "Frauen", "Männer" oder "Divers" einteilen könnte. Das hätte aber den Nachteil, dass jeder sich so einteilen könnte, dass er mit dem größten sportlichen Erfolg aus einem Wettkampf oder einer Notenerhebung im Schulsport davon geht.
Ein meiner Meinung nach besserer Weg wäre die Einteilung aufgrund von Voraussetzungen. Denn nicht nur Geschlecht, sondern auch zum Beispiel Größe und Veranlagung spielen im Spitzensport eine Rolle. So würde man für eine allgemein größere Gerechtigkeit sorgen.
So hätte man auch ein Problem von trans* Menschen gelöst. Trans* Männer und Jungen, die Leistungssport betreiben, müssen abwägen, ob sie ihr Geschlecht offiziell umtragen lassen wollen, da sie aufgrund ihres noch weiblichen oder ursprünglich weiblichen Körpers meistens einen Nachteil gegenüber den cis Jungen hätten. Diese Lösung ist aber leider mit viel Aufwand verbunden und nötige technischen Mitteln müssten vorhanden sein. Zudem fehlt wahrscheinlich auch, wie immer, das Geld dafür.
Wichtig ist es meiner Meinung auch eher, dass Menschen aufgeklärt werden und lernen zu respektieren. Daher rühren nämlich noch viel mehr Probleme."