Während sich die NOVA SOLARIS noch drei Tage vom Delta-Cephei-System entfernt befand, flogen drei terranische Flotten in das Lahara-System ein um Lahara VII unter die Kontrolle des Farradeenisch-Terranischen Protektorats zu bringen.
Zweieinhalb Tage zuvor, am Morgen des 02. März des Jahres 3222 - Standardzeit, gab Generalmajor Caitriona Aleen McGowan, auf der der HAGEN VON TRONEGE, dem Flaggschiff der neu in Dienst gestellten Zehnten Flotte, den Startbefehl.
Auch die Fregatte CARDIFF, mit der Kennung FR-G-17, gehörte zu dieser Einheit. Seit gut drei Monaten stand das moderne Kriegsschiff, mit einer Länge über alles von 147 Metern und einer Besatzung von insgesamt 72 Personen, unter dem Kommando von Hauptmann Kimi Korkonnen. Anders, als vor der Modernisierung dieses Baumusters, brauchten die CARDIFF und deren Schwesterschiffe von der Zehnten Flotte somit sechs Besatzungsmitglieder weniger, als die Fregatten früherer Baumuster.
Oberleutnant Renée Aeryn Killkennen saß persönlich an den Steuerkontrollen, obwohl sie gleichzeitig als Erster Offizier der Fregatte fungierte. Diese Doppelfunktion an Bord entsprang, seit der Gründung einer bewaffneten terranischen Raumflotte, der Tatsache, dass an Bord kleiner Einheiten die administrativen Arbeiten des Ersten Offiziers weitaus geringer ausfielen, als zum Beispiel an Bord von Schlachtkreuzern, auf denen immerhin eine Besatzung von 534 Personen ihren Dienst versah. Selbst auf den Schlachtkreuzern der Zehnten Flotte dienten 456 Männer und Frauen, trotz der effizienteren Automatisierung.
Die Irin mit dem auffällig kupferroten Haaren, deren Ton beinahe mit dem Haarfarbton der Flottenkommandeurin identisch zu sein schien, wandte sich kurz zu ihrem Freund und Vorgesetzten um und meldete: „Die CARDIFF hat soeben die oberen Schichten der Atmosphäre hinter sich gelassen. Ich steuere nun die uns zugewiesene Position im Verband an, Hauptmann.“
„Verstanden, Oberleutnant Killkennen“, bestätigte der Finne. Für ihn und seine Freundin war es selbstverständlich, sich im Dienst der korrekten militärischen Anrede zu befleißigen. In dieser Hinsicht wäre keiner von ihnen beiden aus der Reihe getanzt. Gleichzeitig hatten sie, schon allein um wilden Gerüchten zuvorzukommen, der Besatzung der CARDIFF gegenüber nicht verheimlicht, eine feste Beziehung miteinander zu führen. Da so etwas seit Jahrhunderten nicht ungewöhnlich an Bord von Kriegsschiffen war, hatte die Besatzung diesen Umstand ganz unaufgeregt als gegeben hingenommen.
Angespannt im Sessel des Kommandanten sitzend, dachte Korkonnen an seine Schwester, die gegenwärtig auf der HAGEN VON TRONEGE diente, als Teil der neuen, speziell für die Zehnte Flotte aufgestellten 292. Raumlandeeinheit. Mit ihr diente dort ein gewisser Darweshi Amani Karume, mit dem gemeinsam sie auf Terra, nach der Besetzung durch die Konföderation Deneb, bei der Resistance gekämpft hatte. Gleich nachdem seine Schwester ihn mit Darweshi bekannt gemacht hatte, hatte er den Eindruck gewonnen, dass zwischen ihm und Famke mehr vor sich ging. Dieser Eindruck hatte sich vor zwei Wochen bestätigt, als seine Schwester ihn davon in Kenntnis gesetzt hatte, nun offiziell mit dem Tansanier zusammen zu sein. Sie hatten das später in dem kleinen Park-Café gefeiert, dass sie während ihrer Stationierung im Wega-System relativ häufig aufsuchten. Auch Renée und einige Freunde der beiden waren mit dabei gewesen.
Für einige Tage war ihm etwas seltsam zumute gewesen, obwohl er Darweshi sehr gut leiden konnte. Renée hatte sich ihrerseits darüber köstlich amüsiert. Sehr zu seinem Verdruss. Dieses Gefühl hatte jedoch nicht lange angehalten, was sicherlich zu einem nicht geringen Teil seiner Freundin zuzuschreiben war. Der Gedanke daran ließ ihn unmerklich lächeln.
Im nächsten Moment wirkte der Finne bereits wieder vollkommen ernst, als sich die Erinnerung an die Krankenbesuche bei seinem Freund Dean in den Vordergrund drängten. Zwar befand er sich gegenwärtig wieder als Kommandant auf seinem Kreuzer, auf dem Weg ins Delta-Cephei-System, und er würde bei der ersten Phase von Operation Feuersturm nicht mitmischen, doch bereits in wenigen Wochen sollte es auch für ihn wieder losgehen, wenn die Operation in die zweite Phase ging. Aber so war das im Krieg.
Er selbst, und mit ihm die Besatzungen von einhundert Kriegsschiffen, hatten sich soeben auf den Weg gemacht, um die militärischen Basen auf Strenia zu befreien. Jedoch wollte man abwarten, bis die Konföderation Deneb Flottenverbände aus dem Sol-System abziehen würde, um den zu erwartenden Gegenschlag zu führen, sobald die erste Phase von Operation Feuersturm abrollte.
Letzteres hatte zur Folge, dass der Verband im Hyperraum zuerst einmal drei Tage in Richtung des Antares Sternenreichs flog, um später hart den Kurs zu ändern und im Hyperraum das Sirius-System anzusteuern. Die Konföderation hatte dort jeden militärischen Widerstand ausgeschaltet. Da es dort, außer der Sektion-Sirius der Akademie, nie wirklich eine nennenswerte Präsenz des terranischen Militärs gegeben hatte, war der zweite von insgesamt fünf Planeten des Sirius-Systems schnell gefallen. Einfach weil dieses System so nah beim Sol-System lag, dass man die Möglichkeit einer Invasion durch eines der anderen Sternenreiche auf Terra nie ernsthaft in Betracht gezogen hatte. Dies war erst durch die erfolgreiche Besetzung des terranischen Heimatsystems möglich geworden.
Jedoch hatte dieser Umstand auch für die Invasoren des Sol-Systems seine Tücken. Da der Feind selbst kein großes Truppenkontingent gebraucht hatte um Strenia unter seine Kontrolle zu bringen und sie sich auch keinen Abzug größerer Verbände aus dem Sol-System erlauben konnte, würde die Zehnte Flotte bei Strenia leichtes Spiel haben. Selbst nachdem man im Sol-System gemerkt haben würde, was passierte, konnten die Konföderierten es sich nicht erlauben, es mit einer ganzen Flotte im Sirius-System aufzunehmen, da immer die Möglichkeit bestehen konnte, damit einen Schlag gegen Terra und Mars selbst herauszufordern. Das wiederum würde nicht nur zu einem militärischen Desaster für den Diktator von Deneb werden, sondern gleichfalls ein politisches.
Nach den letzten Erkenntnissen des militärischen Geheimdienstes sollten sich gegenwärtig nicht mehr als zehn Kriegsschiffe der Konföderation Deneb rund um Strenia aufhalten. Sie würden also mit einer zehnfachen Überlegenheit angreifen. Doch selbst dann, wenn eine halbe Flotte auf sie warten sollte, würde die Gestohlene Raumflotte diesem Verband weit überlegen sein.
Bei diesem Gedanken musste sich Kimi Korkonnen ein Schmunzeln verbeißen. Denn der inoffizielle Name für die Zehnte Flotte hatte sich nicht nur bei den Besatzungen dieser neuen Raumschiffe durchgesetzt. Er war aufgekommen, kurz nachdem diese Flotte den Konföderierten, quasi unter den Händen weg, gestohlen worden war. Dabei hatten seine kleine Schwester und Darweshi Karume einen nicht gerade geringen Anteil gehabt.
Dieser Gewinn für Terra war gleichzeitig ein herber Verlust für die Konföderation Deneb, denn bei den einhundert Kriegsschiffen handelte es sich nicht nur um die modernsten aller fünf Sternenreiche, sondern sie hatten erstmalig das Autonome-Taktische-System, kurz ATS, eingebaut. Dieses System erlaubte es, die Raumschiffe ohne das Dazutun der Besatzung zu steuern, falls es notwendig wurde. Dieses System hatte es zwei jungen Kadetten der Terranischen Raumflotte erlaubt, die gesamte Flotte vom Mars zu entführen. Kimi Korkonnen wollte nicht in der Haut der Person stecken, die von Diktator Laskarin Carom dafür verantwortlich gemacht worden war. Dass der Diktator Irgendjemanden dafür verantwortlich gemacht hatte, bezweifelte der Finne keinen Augenblick lang.
Der Kommandant der CARDIFF wurde aus diesen abschweifenden Gedankengängen gerissen, als Renée Killkennen meldete: „Der Verband ist in den Hyperraum gewechselt. Die Flotte befindet sich exakt auf Kurs. Ich schalte um auf Autopilot.“
Korkonnen dankte und lehnte sich entspannt im Sessel zurück. Nun hieß es Abwarten.
* * *
Knapp drei Tage später fiel die Zehnte Flotte aus dem Hyperraum. Umgehend wandte sich Generalmajor Caitriona Aleen McGowan an Oberst Ingmar Christensen, den Kommandanten des Flaggschiffs und sagte: „Den vorbereiteten Richtspruch an das Hauptquartier auf Wega-IX absetzen lassen, Oberst. Danach warten wir auf die Rückmeldung und das Angriffssignal.“
„Aye, Sir!“, bestätigte der ruhige, blonde Mann knapp. Er war auf Wega-IX geboren worden. Der hochgewachsene Zweiundvierzigjährige stellte, was das Temperament anging, das krasse Gegenteil der rothaarigen Kommandeurin dar. Weshalb seit Beginn ihrer gemeinsamen Dienstzeit, im November des Vorjahres, eine gewisse Spannung zwischen ihnen herrschte.
Christensen mochte den rustikalen Führungsstil des Generalmajors nicht. Was dieser ziemlich egal zu sein schien, denn sie hatte ihn bisher um keinen Deut angepasst. Mitunter verwünschte er die Tatsache, dass sich die temperamentvolle Frau ausgerechnet seinen Schlachtkreuzer als Flaggschiff ausgesucht hatte. Dennoch ließ er nicht zu, dass diese Antipathie sich auf den Dienst auswirkte.
Generalmajor McGowan trat mit nachdenklicher Miene an die Seite des Kommandanten der HAGEN VON TRONEGE. Ruhig wies sie ihn an: „Lassen Sie, per Normalfunk, den Befehl zur bedingten Gefechtsbereitschaft an die Einheiten der Flotte weitergeben, Oberst. Wir wollen von nichts und niemandem überrascht werden.“
Christensen gab den Befehl weiter und gab gleich danach dem Waffenoffizier Order, auf Waffenstatus-Gelb zu gehen. Anschließend wandte sich an seine Vorgesetzte und fragte interessiert: „Mit welcher Reaktionszeit rechnen Sie beim Militärgouverneur der Konföderation, im Sol-System, wenn unsere Flotten bei Lahara VII angreifen?“
„Nachdem, was wir wissen, handelt es sich bei dieser Person um Generalleutnant Khermina Skrin. Sie gilt als sehr kompetent. Natürlich wird sie auf der Hut sein. Jedoch wird ihr der Diktator im Nacken sitzen, denn Lahara VII wird er keinesfalls aufgeben wollen. Ich denke, Laskarin Carom wird sie recht schnell und nachdrücklich dazu anweisen, Unterstützung zu entsenden. Ich rechne mit einem Abzug von Flottenkontingenten innerhalb von zwölf bis vierundzwanzig Stunden nach dem Beginn von Operation Feuersturm, der nach Plan zur Stunde stattfindet.“
„Werden wir danach umgehend aufbrechen, oder haben Sie vor, noch eine Weile hier auszuharren, bevor die Flotte in Richtung Sirius-System startet?“
Caitriona McGowan antwortete mit einer Gegenfrage. „Wie würden Sie denn vorgehen, Oberst?“
Diese Frage brachte den Mann etwas aus dem Konzept. Nach kurzer Pause antwortete er: „Ich würde sofort, mit achtzig Prozent der Maximalgeschwindigkeit, zum Sirius-System aufbrechen. Bis wir eintreffen sind die Flotten der Konföderation bereits lange genug weg.“
Die Kommandeurin nickte zufrieden und meinte, beinahe fröhlich: „Wenn das Ihre Idee ist, dann habe ich noch eine bessere. Genau so werden wir es machen. Ich schlage vor, dass Sie nun Dienstschluss machen, Oberst. In acht Stunden lösen Sie den Ersten Offizier ab. Und mich, denn ich rechne damit, dass der Diktator von Deneb eher früher als später Druck machen wird. Wenn das geschieht, so will ich wenigstens etwas geschlafen haben.“
Christensen, der sofort erkannt hatte, dass er selbst mehr Ruhe bekommen würde, als sein Erster Offizier und die Kommandeurin, erkannte die Folgerichtigkeit dieser Anweisung und nickte verbindlich.
Als der Oberst das Kommandozentrum verließ, sah Caitriona McGowan ihm sinnend nach. Nun konnte sie nur warten und aus Erfahrung wusste sie, dass sich die Zeit in einer solchen Phase schrecklich dehnen konnte.
* * *
Es hatte am Ende siebzehn Stunden gedauert, bis der von McGowan ersehnte Richtspruch aus dem Wega-System eingetroffen war. Die Konföderation Deneb hatte reagiert und nicht nur zwei Flotten abgezogen, wie zuvor erhofft, sondern derer drei. Das war mehr, als sich die Kommandeurin der Zehnten Flotte je zu träumen gewagt hätte. Allerdings hatte diese Meldung gleichzeitig ein ungutes Gefühl in der Magengegend der Schottin verursacht. War das Sol-System bereits so fest in der Hand der Konföderation Deneb, dass sich die Invasoren dieses Risiko leisten konnten, oder gab es noch eine Unbekannte in der Rechnung?
Wozu sich Sorgen machen, fragte sich die Kommandeurin der Zehnten Flotte, als sie dreieinhalb Tage später das Kommandozentrum der HAGEN VON TRONEGE betrat. In beiden Fällen wird es die Zeit erweisen.
Dies war zugegeben eine etwas fatalistische Einstellung, doch nach der Erfahrung der Schottin brachte es nichts ein, vor einem Kampf alle denkbaren und undenkbaren Probleme durchzuspielen, die sich ergeben könnten. Wenn es zu solchen Widrigkeiten kam, galt es, sich dann darauf zu konzentrieren und einzustellen.
Überzeugt von der Richtigkeit dieser Einstellung nahm sie neben dem Sitz des Kommandanten Aufstellung. Wenn das Gefecht losging, stand sie lieber.
Caitriona McGowan hatte die Ruhephasen so anordnen lassen, dass sie und Oberst Christensen sich nun, eine Stunde nach dem Wecken, in der Zentrale befanden. Der Verband sollte in wenigen Minuten bereits, von zwei Seiten umfassend, nahe dem zweiten Planeten, aus dem Hyperraum fallen. Stimmten die Berechnungen der Navigatoren, so würde es nur Minuten später zu den ersten Kampfhandlungen kommen, in denen die Zehnte Flotte involviert sein würde, seit ihrer offiziellen Indienststellung.
Nun, im Grunde stimmte das nicht, denn bereits die Überführungs-Mannschaften hatten, unmittelbar nach ihrer Entführung, die Gestohlene Raumflotte ins Gefecht geführt. Doch damals war sie offiziell noch nicht Teil der Flotte.
Zudem besagte diese Tatsache nichts über die Kampferfahrenheit der jetzigen Besatzungen. Sie selbst diente seit 3189 in der Heimatflotte. Im Jahr 3209 übernahm sie, als frischgebackener Oberst, das Kommando über den Schlachtkreuzer VERMEER und war im Frühjahr 3215 schließlich in den Rang eines Brigadegenerals befördert worden. Im Zuge dessen hatte sie, innerhalb der Heimatflotte, gleichfalls den Posten des ausscheidenden Stellvertretenden Flottenkommandeurs übernommen. Während des Überfalls der Konföderation Deneb auf das Sol-System leitete sie, an der Seite von Generalmajor Azadeh Hazrat, gemeinsam mit ihr, das Rückzugsgefecht. Wenige Wochen später hatte man sie zum Generalmajor befördert. Was die wenigsten Menschen in der Flotte wussten war, dass sie, auf eigenen Wunsch hin, zunächst bei der Ersten Flotte verblieben war, um Hazrat in dieser für sie schwierigen Zeit auch weiterhin unterstützen zu können.
Das Kommando über die Zehnte Flotte hatte sie im letzten November nur deswegen übernommen, weil sie sich zu diesem Zeitpunkt sicher gewesen war, dass Generalmajor Azadeh Hazrat die Niederlage im Sol-System und das Zurücklassen ihrer Familie dort so weit verarbeitet hatte, dass sie mit einem neuen Stellvertreter klarkommen würde. Loyalität war ihr stets wichtiger gewesen, als die eigene Karriere. Die Meldung vom Ortungsleitstand an den Kommandanten des Kriegsschiffs riss die Kommandeurin aus den Gedanken.
„Oberst Christensen, wir erreichen den Punkt, an dem wir den Hyperraum verlassen wollen in zehn Sekunden.“
Der Oberst, in dessen Verantwortungsbereich diese Schiffsinterna fielen, bestätigte, lehnte sich im Kommandosessel zurück und sah zu seiner Vorgesetzten auf. „Es geht los, Sir.“
Bereits wenige Augenblicke später verließ das Flaggschiff, an der Spitze von weiteren sieben Schlachtkreuzern den Hyperraum. Ihnen folgten 12 Schwere Kreuzer, 16 Leichte Kreuzer, 24 Zerstörer und 40 Fregatten. In weniger als zwei Minuten hatten sich die 100 Einheiten formiert und Generalmajor McGowan erteilte den Angriffsbefehl.
An Bord der im System befindlichen Kriegsschiffe der Konföderation Deneb hatte man die Annäherung der terranischen Flotte registriert. Dort schien man verwirrt zu sein, denn neben einigen verschlüsselten Funksprüchen empfing man an Bord des Flaggschiffs auch eine Reihe offener Funksprüche. Man hatte die Angriffsabsichten zwar erkannt, wusste aber nicht wer gekommen war und was die Angreifer insgesamt aufzubieten hatten.
Das änderte sich, als die annähernd erdgroße Welt Strenia seitlich am Angriffsverband achteraus wanderte und die Flotte Kurs auf die zehn Raumschiffe der Konföderation nahmen.
Generalmajor McGowan registrierte anerkennend, dass die Navigatoren an Bord den Eintauchpunkt mit der richtigen Entfernung zum Planeten und dem idealen Vorhaltewinkel errechnet hatten, um den kleinen Feindverband sofort frontal attackieren zu können.
Als die Mindestfeuerweite für die Torpedos unterschritten wurde, eröffneten die terranischen Kriegsschiffe das Feuer. Hunderte Torpedos jagten auf den kleinen Verband zu, der sich jetzt erst zu formieren begann.
Die Raumfahrer in den Kommandozentren der Kriegsschiffe gewannen den Eindruck, das Weltall selbst in Brand gesetzt zu haben, als zahlreiche Kunstsonnen zwischen den Feindschiffen aufleuchteten.
Es kam zu keiner eigentlichen Raumschlacht, denn diesem enormen Feuerschlag entgingen nur ganze drei Kriegsschiffe der Konföderation. Sie wurden wenig später gestellt und vergingen im Feuer der terranischen Plasmakanonen. Knapp zehn Minuten nach dem Überfall trieben nur noch glühende Trümmer der konföderierten Kriegsschiffe um Strenia.
Damit begann im Sirius-System die zweite Phase des Unternehmens.
Caitriona McGowan gab den Kreuzer-Kommandanten die Anweisung, unter dem Feuerschutz der übrigen Raumschiffe, an zuvor festgelegten Punkten auf Strenia zu landen und dort die Kontingente der Raumlandetruppen abzusetzen.
Flankiert von den 64 kleineren Einheiten der Flotte gingen die 36 Einheiten der drei großen Klassen zum Landeanflug über. Ein Beschuss vom Planeten erfolgte nur spärlich und wurde von den Kriegsschiffen schnell niedergekämpft. Wobei man verhalten vorging, denn diese Stellungen wollte man später rasch wieder gegen die Konföderation einsetzen können.
Unangefochten landete die HAGEN VON TRONEGE auf dem militärisch genutzten Raumhafen von Strenia. Auf dem Hauptbildschirm der Zentrale verfolgten die leitenden Offiziere die Landung der übrigen Kreuzer. Zu diesem Zeitpunkt wurden bereits die Männer und Frauen der 292. Raumlandeeinheit ausgeschleust.
„Wenn der erwartete Widerstand der Konföderation auch weiterhin ausbleibt, dann wird das ein besseres Picknick werden“, raunte Ingmar Christenden seiner Vorgesetzten zu, nachdem eine Stunde verstrichen und die erste Meldung von der erfolgreichen Einnahme eines Teilziels eingelaufen waren.
Fast so, als wären die Worte des Obristen das Stichwort gewesen, meldete der Ortungsoffizier des Schlachtkreuzers: „Ich habe soeben eine Meldung von der CARDIFF erhalten. Dort hat man registriert, dass in einer Entfernung von zehn Millionen Kilometern exakt zweihundert Raumschiffe aus dem Hyperraum gefallen sind. Sie halten Kurs auf Strenia. Eine genaue Identifizierung war noch nicht möglich, doch es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um Raumschiffe des Protektorats oder der Farradeen-Allianz.“
„Verstanden!“, gab die Kommandeurin knapp zurück und wechselte einen grimmigen Blick mit Oberst Christensen. „Kommunikation: Geben Sie das an die Kommandeure der Raumlandetruppen weiter. Informieren Sie sie darüber, dass wir umgehend starten. Eine Aufnahme der Truppen an Bord erfolgt möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt, als vorgesehen. Bis dahin sind die Bodentruppen auf sich gestellt.“
Ingmar Christensen, der inzwischen den Befehl zum Schließen der Schotts und zum Starten von der Oberfläche erteilt hatte, sah fragend zu McGowan. „So schnell kann die Konföderation Deneb doch unmöglich gehandelt und Flotten hierher verlegt haben?“
„Nein, das sind bestimmt nicht die Konföderierten“, stimmte Generalmajor McGowan zu. „Diese Flotten gehören zu einem anderen Verein.“
„Wer bleibt dann noch? Nicht unsere und nicht die Konföderation. Harrel ist etwas zu weit vom Schuss.“
Caitriona McGowan verzog das Gesicht und ihre grünen Augen funkelten, als sie mit düsterer Stimme meinte: „Ich bin mir sicher, dass das Antares Sternenreich gerade die Maske hat fallen lassen. Die haben bereits im letzten Krieg mit Deneb paktiert. Alarm für die Flotte, wir bekommen in fünf Minuten unangenehmen Besuch.“
* * *
„Hatte ich dir nicht gesagt, das wäre eine blöde Idee?“, fluchte Famke Korkonnen erbittert und sah ihren Kameraden Darweshi Amani Karume giftig an. „Jetzt sitzen wir hier unten fest, während unsere Muttervögel sich mit unbekannten Angreifern in doppelter Stärke im All herumschlagen. Muss ich dir ausmalen, wie das enden wird?“
„Bitte in knalligen Farben“, gab der Tansanier ironisch zurück.
Vor zehn Minuten hatte ihr direkter Vorgesetzter, Hauptmann Henning Coentz sie davon in Kenntnis gesetzt, was draußen im All vor sich ging. Danach waren die beiden jungen Offiziere von Coentz damit beauftragt worden, mit ihren Leuten die nahegelegene Zentrale der Raumabwehr zu nehmen und zu halten. Er selbst rückte mit der Hauptstreitmacht auf die militärischen Gebäude am Raumhafen selbst vor.
Nur selten, so wie in diesem Moment, merkte man den beiden Leutnants an, dass sie seit einiger Zeit eine intime Beziehung miteinander führten, denn beide verhielten sich im Dienst absolut professionell.
Bereits im nächsten Moment hatte sich die hochgewachsene Frau wieder beruhigt. Wie bereits zu der Zeit, als sie auf Terra für die Resistance kämpfte, hatte sie sich das lange, blonde Haar hinter dem Kopf zu einem Pferdeschwanz gebunden, damit es ihr nicht im unpassendsten Moment die Sicht nahm. Das Plasmagewehr fest umklammernd erkundigte sie sich konzentriert: „Teilen wir uns auf, oder gehen wir geblockt vor?“
Dabei formte sie die Worte diesmal beinahe lautlos denn das Kom-System, das sie trug, sorgte dafür, dass die Empfänger des entsprechenden Systems von Karume sie deutlich verständlich werden ließen. Die Frequenzbrille hatte sie, trotz der bereits einsetzenden Abenddämmerung noch nicht aktiviert.
„Was erscheint dir sinnvoller?“, erwiderte Darweshi Karume ebenso leise.
Es sprach für den Tansanier, seine Freundin nach ihrer Meinung zu fragen, denn sie hatte sich bei der Resistance einen Erfahrungsschatz erarbeitet, an den seiner nicht heranreichte. Zumindest gegenwärtig noch nicht.
Beinahe selbstverständlich, so wie sie es auch beim Sperber-Team der Resistance getan hatte, entschied sie umgehend: „Wir rücken gemeinsam vor. Das Gelände lässt ein Umfassungsmanöver nicht zu. Da hätte ich lieber mehr Feuerkraft auf einem Punkt.“
Der hünenhafte Darweshi Karume nickte. „Dann machen wir das so.“
Es war Karume, der es übernahm die Feldwebel der beiden Züge dazu anzuhalten, beim Vorrücken auf die Abstände zu achten, nachdem er sein Kom-System von Offiziersfrequenz auf Allgemeinfrequenz umgestellt hatte.
Vom Raumhafen aus hatten sie sich durch unwegsamen Hochwald zu einem etwas höher gelegenen Hügelgrat durchgeschlagen, der auf der anderen Seite zu einem tiefer gelegenen Plateau abfiel. Bis zweihundert Meter vor dem Komplex, den sie zu besetzen hatten, konnten sie von hier aus noch die Deckung des Waldes für sich nutzen. Danach würde es kritisch werden, denn sobald sie den kleinen Fluss überquert hatten, der von einer zehn Meter breiten Brücke überspannt wurde, lag weitgehend offenes Gelände vor ihnen. Sofern ihre Informationen korrekt waren.
Sie arbeiteten sich bis auf zwanzig Meter an den Rand des Plateaus heran. Dort ließ Famke Korkonnen die Männer und Frauen in Stellung gehen und befahl dem dienstältesten Hauptfeldwebel ihres Zuges zu warten, während sie mit Karume zum Waldrand schleichen und das Gelände erkunden wollte.
Nachdem der vierschrötige Unteroffizier bestätigt hatte, gab Famke Korkonnen ihrem Freund ein Zeichen, wobei sie direkt danach auf ihr Kom-System deutete.
Darweshi Karume, der das letzte Zeichen zu deuten wusste, schaltete sein Kom-System wieder auf Offiziersfrequenz um. Zwar konnten er und Famke so weiterhin Meldungen des restlichen Teams empfangen, jedoch konnten nur sie beide sich gegenseitig empfangen, wenn dieser Modus aktiviert war. Nur die Kom-Systeme von Offizieren der Flotte besaßen diese zusätzliche Funktion. So besaßen selbst die Offiziere einer weit auseinandergezogenen Einheit die Möglichkeit, eine Offiziersbesprechung zu führen, ohne dafür ihre Position verlassen zu müssen.
Als es nur noch wenige Meter bis zum Waldrand waren berührte Famke ihren Freund an der Schulter und tippte mit dem Zeigefinger an den Rand ihrer Frequenzbrille.
Beide aktivierten das Sichtgerät, das auf der empfindlichsten Einstellung die Nacht zum Tag werden ließ. Aus der Erfahrung bei der Resistance heraus befand sich die Leistungseinstellung der Brillen beider Offiziere auf Minimum.
Am Rand des Plateaus blieben die beiden Offiziere unter einem ausladenden Busch liegen und lauschten in die Abenddämmerung hinaus. Dabei sah sich Famke Korkonnen aufmerksam um. Sie konnte jedoch niemanden sehen und nur die Tiere, die in diesem Wald unterwegs waren, verursachten ein paar Geräusche. Nach einer Weile stimmte, ganz in der Nähe, ein Nachtvogel sein Lied an.
Famke Korkonnen drehte nach einer geraumen Weile den Kopf nach rechts und sagte annähernd lautlos: „Vor dem eigentlichen Komplex erheben sich mehrere mannshohe Felsen. Ideal als Deckung für Außenposten. Ich erkenne zwar von hier aus keine Feindaktivität in der Nähe der Felsen, doch ich traue dem Frieden nicht.“
Darweshi Karume beobachtete die Felsen, von denen zwei besonders massiv wirkten. Auch er erkannte nichts Ungewöhnliches und nach einem Moment meinte er: „Hier ist niemand. Nur wir, die Natur und ein paar verschreckte Tiere.“
Bevor Famke Korkonnen darauf etwas erwidern konnte, furzte jemand aus Richtung der Felsen vernehmlich. Eine andere Person fluchte unterdrückt.
Ihren Freund ironisch ansehend fragte die Blondine spitz: „War das ein Frosch?“
Die beiden Offiziere der Terranischen Protektoratsflotte hängten ihre Plasmagewehre schräg über den Rücken und zogen die Schock-Strahler, die auf das menschliche Nervensystem wirkten. Auf der stärksten Wirkungsstufe betäubten sie einen Menschen bis zu sechs Stunden. Dabei besaßen die Strahlen dieser Waffengattung jedoch den Nachteil, weder Schutzschilde, noch feste Materie durchdringen zu können. Zudem lag die maximale Reichweite dieser Schockstrahler bei weniger, als einhundert Metern.
Famke Korkonnen und ihr Freund schalteten ihr Kom-System wieder um und die junge Frau wies die in Deckung liegenden Männer und Frauen des Trupps an, sich weiter ruhig zu verhalten, während sie und Karume gedachten, die Wachen auszuschalten.
„Tiefste Gangart, ganz wie in alten Zeiten“, hauchte Famke beinahe unhörbar, was durch das Kehlkopfmikrophon ihres Kom-Systems dennoch deutlich verständlich für Darweshi Karume aus dessen Empfängern drang. Dabei winkte sie mit dem Lauf ihrer Waffe zum rechts gelegenen Felsen. Sie selbst wollte sich auf den linken zuarbeiten.
Karume verstand sofort und bewegte sich, dicht am Boden, auf allen Vieren vorwärts. Jetzt voll konzentriert überkam ihn dabei ein Gefühl von Déjà-vu, denn so hatten sie sich auch dem Landefeld des Raumhafens von Adelaide genähert, um einen Frachter zu kapern und von Terra zu fliehen. Anerkennend stellte er fest, dass von Famke so gut wie nichts mehr zu hören und zu sehen war. Sie hatte sich schnell wieder in die Rolle gefunden, die sie beim Sperber-Team gespielt hatte. Ihm selbst ging es kaum anders.
Unangefochten erreichten sie die beiden Felsen. Zur Enttäuschung des Tansaniers konnte er dahinter keinen feindlichen Soldaten entdecken. Dafür hörte er gleich darauf zweimal ein helles Singen, wie es von den Schockwaffen beim Abfeuern erzeugt wurde.
Im nächsten Moment erklang die Stimme seiner Freundin im Empfänger.
„Zwei Wölfe am Boden. Kein weiteres Rudel in Sicht.“
Das Verwenden des Codes, den Famke bei der Resistance für Soldaten der Konföderation Deneb benutzt hatte, zauberte ein Grinsen auf Karumes Gesicht. Dabei erinnerte er sich an ihre erste Begegnung. Schon damals war sie im Kampf kompromisslos gewesen. Jedoch hatte sie seitdem die Düsternis, die seinerzeit dabei mitschwang, bis heute weitgehend abgelegt, worüber Karume sehr erleichtert war.
Einen Moment später gab der Tansanier dem restlichen Kommandotrupp den Befehl, nachzuziehen und dabei die Umgebung im Auge zu behalten.
Unangefochten erreichte der Kommandotrupp das Eingangsschott zur Zentrale der Raumabwehr. Keine weiteren Patrouillen schienen unterwegs zu sein.
Am Kontrollpaneel für das Schott probierte Famke Korkonnen einen Code, den sie von einem Abwehroffizier erhalten hatte. Er wurde nicht akzeptiert und die Frau meinte verdrießlich: „Die Konföderierten haben den Code geändert. Hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Also wenden wir Gewalt an.“
Wie aufs Stichwort legte einer der Feldwebel des Trupps eine Thermit-Ladung, die einen rechteckigen Bereich aus dem Schott brennen sollte. Dabei entstanden auf eng begrenztem Raum Temperaturen, wie auf der Oberfläche eines Sterns vom G-Typ. Als der Mann fertig war, zog sich der Trupp etwas zurück und der Feldwebel nahm die Zündung vor.
Eine feine rote Linie in Form eines Rechtecks entstand, die schnell gelb und dann grell-weiß wurde. Nur Sekunden später polterte ein Stück des Schotts in den dahinter liegenden Gang. Gleichzeitig ertönten elektronische Warngeber im Innern des Komplexes.
„Jetzt weiß die Besatzung der Zentrale, was Sache ist“, knurrte Darweshi Karume humorlos und gab seiner Einheit den Befehl zum Vorrücken.
Kaum, dass die Soldaten im Innern verschwunden waren, gab Famke Korkonnen auch ihren Leuten den Befehl, in den Komplex einzudringen. Dank hervorragender Pläne von dieser Anlage, hatte der Trupp in einem identisch aufgebauten Komplex auf Wega-IX das Vorgehen üben können, bis sich die Soldaten fast blind mit der Örtlichkeit auskannte. Nun galt es, die Zentrale rasch zu erobern. Das Ziel der Einheit von Karume lag hingegen auf der unteren Ebene des Komplexes. Seine Leute sollten die Energieversorgung und die Systeme für die interne und externe Kommunikation unterbrechen.
Sie selbst drang mit ihren Leuten rasch eine Etage nach oben vor. Erst dort begegneten sie zwei Soldaten der Konföderation, die einer ihrer Unteroffiziere mit seinem Schockstrahler unschädlich machte. Die Truppführerin ließ zwei Soldaten bei den Betäubten und eilte mit ihrem Team weiter zur Zentrale. Als ihr Hauptschott bereits in Sichtweite war, erlosch das Licht im Gang. Gleich darauf flammte die Notbeleuchtung auf und das Heulen der Alarmgeber erstarb.
Famke Korkonnen erlaubte sich ein zufriedenes Lächeln. Darweshi und sein Trupp hatten ihre Aufgabe erfüllt. Nun war sie an der Reihe. Mit einer weiteren Thermit-Ladung verschafften sie sich Zugang zum Kommandozentrum und stürmten es. Im Verlauf einer kurzen Schießerei mit der Zentralebesatzung wurden drei Leute ihres Trupps verletzt. Wie durch ein Wunder gab es keine Toten.
Nachdem die Zentrale gesichert und die betäubten Konföderierten abtransportiert worden waren, nahm sie Kontakt mit Karume auf. „Leutnant Karume, hier Leutnant Korkonnen. Sie können die Systeme wieder hochfahren, wir haben die Lage unter Kontrolle. Ich nehme jetzt Kontakt mit dem Flaggschiff auf. Korkonnen, Ende.“
„Verstanden. Ende und aus.“
* * *
„Es handelt sich um zwei Flotten der Kaiserlich Antaresischen Raumflotte“, bestätigte der Ortungsoffizier der HAGEN VON TRONEGE, was die Kommandeurin der Zehnten Terranischen Raumflotte zu einem Fluch animierte.
„Wir müssen aus dem Orbit“, entschied sie. „Die Flotten von Strenia wegzulocken ist gegenwärtig unsere beste Option. Wir müssen unseren Leuten auf dem Planeten Zeit geben, die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Falls Coentz und seine Trupps den Raumhafen und die Zentrale der Raumverteidigung nehmen können ist das schon etwas wert.“
Ingmar Christensen erteilte die notwendigen Befehle, während Caitriona McGowan über Flottenfrequenz die übrigen Kommandanten der Flotte informierte. Ein Versuch, mit dem Kommandeur der beiden Flotten Kontakt aufzunehmen, blieb erfolglos.
„Sollen wir denen zur Warnung einen Schuss vor den Bug setzen?“, erkundigte sich Christensen, als er im Kommandosessel Platz nahm.
„Nein!“, entschied seine Vorgesetzte. „Diese beiden Flotten sind unangekündigt und somit widerrechtlich in terranisches Hoheitsgebiet eingedrungen. Nach den, mit den anderen Sternenreichen ausgehandelten, Militärgesetzen ist das ein kriegerischer Akt und dieser Angriff auf unser Territorium wird von mir ohne weitere Warnung zurückgeschlagen.“
Der Oberst wirkte überrascht. „Sie legen die Bestimmungen sehr streng aus.“
Etwas unwillig erwiderte die Frau: „Ja, natürlich. Wir befinden uns im Krieg und diese beiden Flotten statten uns sicherlich keinen Höflichkeitsbesuch ab.“
„Das wohl nicht“, gab der Oberst zu. Er wusste, dass die Kommandeurin Recht hatte. Er selbst hatte jedoch bisher darauf gehofft, dass der Krieg nicht weiter eskalieren würde. Doch diese Hoffnung würde sich nun bald zerschlagen. Er fragte sich für einen Augenblick lang, wie sich der Bund von Harrel weiterhin verhalten würde. Bisher hatte sich dieses Sternenreich neutral verhalten.
Oberst Christensen konzentrierte sich wieder ganz auf die aktuelle Situation, als der Ortungsoffizier meldete: Die beiden Flottenverbände kommen in Schussweite. Die Kriegsschiffe haben ihre Dualschilde aktiviert.
Der Kommandant des Schlachtkreuzers seufzte resignierend und wechselte einen schnellen Blick mit der Kommandeurin. Sie hatte bereits den Angriffsbefehl an die Kommandanten der übrigen Einheiten weitergeleitet und nickte ihm nun zu.
Christensen sah mit brennenden Augen auf den Hauptbildschirm und befahl: „Feuer!“