Die Dark Knight, war die berühmteste Vampirschule der ganzen Gegend und vor allem in der Nacht waren hier die Schüler sehr gern unterwegs. Doch auch bei Tag konnte man einige von ihnen sehen.
Eine junge Frau mit roten Haaren war gerade dabei über den Schulhof zu rennen.
Ihre schwarze Schuluniform umspielte ihre weiblichen Rundungen, die sie deutlich als junge Frau kennzeichnete, auch wenn sie sehr klein für ihr Alter war.
Sie hob den Rock und sprang über einen größeren Stein, der als Teil eines Blumenbeets diente.
„Verdammt!“, rief sie und die Erde erbebte. „So war das nicht geplant!“, jammerte sie und versuchte so schnell wie möglich weiter zu kommen. Wie war das möglich gewesen? Sie hatten den vereinbarten Plan, Punkt für Punkt, synchron abgearbeitet und dennoch ging etwas schief. Es ging immer etwas schief.
Vor der jungen Frau schoss wie aus dem Nichts eine riesige, mit Dornen bestückte, Blumenranke aus dem Boden, die diesen spaltete. Geschickt wich die Rothaarige der gigantischen Pflanze aus und brauchte einen kurzen Moment, um sich wieder zu fassen. Mit schnellen und gezielten Bewegungen sprintete sie über eine kleine Mauer hinweg, um auf die andere Seite zu kommen.
Ihr verzweifelter Blick suchte die geschützte Wiese nach ihrem Freund ab, der ihr hoffentlich helfen würde. Kaden hing kopfüber baumelnd an einer der riesigen Pflanzen herunter und schien von dem misslungenen Plan wohl mehr als genervt zu sein. Mit halb gesenkten Augenliedern und vor der Brust verschränkten Armen hing er vor sich hin, während sein Kopf bereits schon rot anlief. Er schien nicht einmal einen Versuch zu starten sich befreien zu wollen.
„Was zur Hölle treibst du da?“, rief sie und sprang dann nach oben, um einer Dornenranke auszuweichen, die über den Boden kroch und nach ihrem Bein angelte.
Aus ihrer Stimme war deutlich Empörung heraus zu hören. Aber auch einen Hauch von Verzweiflung. Wie zur Hölle waren aus einem Zauber, der ein prächtiges Feuerwerk hätte machen sollen, zwei riesige, fleischfressende Rosen entstanden?
Das hatte nicht einmal Ansatzweise mit dem ursprünglichen Zauber zu tun! „Häng da nicht so rum! Unternimm was“, rief die Vampirin verzweifelt und im nächsten Moment spürte sie, wie eine Dornenranke ihr Bein umschlang und sie hart und mit dem Gesicht zuerst, auf den Boden klatschte.
Danach war der Boden plötzlich verschwunden und Sezuna baumelte kopfüber in der Luft.
Sie blinzelte einmal überrascht und griff nach ihrer Nase, um die Blutung zu stoppen, ehe sie plötzliche Kälte an ihren Oberschenkeln spürte.
„Ihhrg“, machte sie und versuchte verzweifelt mit einer Hand ihren Rock wieder nach oben zu heben. Doch das war nicht sonderlich einfach.
Sie blinzelte wiederholt, um zu Kaden rüber zu schielen, der sie jedoch bloß schelmisch angrinste.
„Hast du jetzt auf einmal einen Freund von dem ich nichts weiß, oder wieso trägst du so aufreizende Spitzenunterwäsche?“, fragte der dunkelblonde, vom Himmel baumelnde, junge Mann und zog verwundert eine Augenbraue in die Höhe.
„Hör auf zu glotzen und tu‘ endlich was!“, presste sie durch ihre zusammengedrückte Nase und versuchte die Peinlichkeit des Augenblicks mit einem Themenwechsel wegzuwischen. Auch wenn Kaden sie schon oft nackt gesehen hatte, waren doch so einige Jahre seit ihren gemeinsamen Kindertagen vergangen.
„Ich mein ja nur, was war denn falsch an deinen pinkgestreiften Höschen von früher? Du brauchst nicht solch freizügige Unterwäsche“, beharrte er erneut auf dem Thema und schien auch dabei bleiben zu wollen. Sezuna, deren Kopf auch langsam rot anlief, verengte ihre goldenen Augen zu Schlitzen und blickte ihn warnend an, dieses unnötige Thema nicht weiter in die Länge zuziehen. Er schien es regelrecht zu genießen wie sie sich vor seinen Blicken schämte.
Sezuna war die Sache peinlich, aber das würde sie nicht aufhalten. „Was geht es dich an, was ich als Unterwäsche trage“, erklärte sie und ihre Stimme klang ein wenig gedämpft, weil noch immer Blut aus ihrer Nase lief. „Oder bist du eifersüchtig, weil du sowas sonst nicht zu Gesicht bekommst?“, wollte sie wissen und war drauf und dran ihre momentane Situation vollkommen zu vergessen. Und das, obwohl die anderen Schüler und vor allem die Lehrer, nun auch endlich bemerkt hatten, was hier eigentlich vor sich ging.
Sie hörte ein tiefes Lachen aus Kadens Brust kommen und versuchte sich besser zu ihm zudrehen, damit er keinen Blick mehr auf ihren vermeintlichen Hintern hatte.
„Das Kätzchen zeigt seine Krallen, wie amüsa-“, weiter kam Kaden nicht, da er im nächsten Moment von der Ranke, die ihn an den Knöcheln gepackt hatte, gewaltsam zu Boden geschleudert wurde. Schadenfroh versuchte Sezuna ein Grinsen zu unterdrücken, da sie diesen kleinen Spitznamen, den ihr Kaden immer gab, noch nie leiden konnte. Kurz darauf ließ die Ranke von seinem Fuß ab und zog sich etwas zurück, während sich der großgewachsene Vampir aufrichtete, um sich die Schuluniform abzuklopfen. Sezunas Grinsen erstarb als er mit einem triumphierenden Lächeln zu ihr rauf blickte.
„Schadenfreude ist eine Sünde Kätzchen, das solltest du wissen“, rief er ihr entgegen und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. Sie vergaß es gerne immer wieder, dass der Vampir ihre Gefühle lesen konnte, auch wenn man ihr diese nicht immer ansah.
Grummelnd entschied sie sich dazu, ihre Position zu wechseln. Mit ein wenig Mühe zog sie sich nach oben und zog den kleinen Dolch, der ihr um das Bein geschnallt war. Diesen rammte sie in die Dornenranke.
Wie erhofft, kreischte diese auf und ließ ihren Fuß los. Allerdings nicht, bevor sie Sezuna noch einmal zur Seite schleuderte.
Mit einem erschrockenen Laut, flog die Rothaarige ein Stück über den Schulhof, bis eines der Schulgebäude ihren Flug unsanft bremste, sie durch eine Fensterscheibe in einen Klassenraum krachte und dort auch noch ein paar der Tische und Stühle mit sich riss.
„Autschi“, murmelte sie und rieb sich den Kopf.
Mittlerweile war ihr Gesicht und auch ihre Kleidung völlig blutverschmiert. Ein Glück, dass Vampire nicht auf das Blut von anderen Vampiren reagierten, sonst wäre sie schon längst Vampirfutter.
Aufgeschreckt rannte Kaden in die Richtung in der er Sezuna vermutete, nur um festzustellen, dass diese sich bereits wieder aufgerappelt hatte und sich wenig daran störte an ihrem Abschluss vollkommen blutverschmiert über das Schulgelände zu rennen. Erleichtert atmete Kaden aus und schloss für einen Moment seine dunkelbraunen Augen, um wieder zur Ruhe zu kommen. Sie beide hatten keine Ahnung, wie sie dieses Chaos wieder beseitigen konnten und wollten gar nicht daran denken, wie es im Moment wohl beim Empfang der Abschlussfeier aussah.
Beide richteten ihren Blick auf die in der Ferne emporsteigenden Wurzeln, doch keiner schien sich vom Fleck zu bewegen.
„Wir könnten auch einfach-“, setzte Kaden mit einem gespielt unschuldigen Ton an, bevor er von Sezuna unterbrochen wurde.
„Denk nicht mal dran! Wir hauen jetzt nicht einfach ab“, ermahnte ihn die Kurzgewachsene mit dem kirschroten Haar und begann angestrengt nachzudenken.
Seufzend schloss Kaden seine Augen und warf den Kopf in den Nacken.
„Dann eben nicht“, murmelte er ermüdet und lehnte sich an die Mauer, wobei er einen auffordernden Blick von seiner Freundin erntete, „Was denn? Du bist doch diejenige mit dem Superhirn. Lass dir was einfallen.“
Sezuna biss sich auf die Lippe und ihr war anzusehen, dass sie angestrengt nachdachte. Doch als Stimmen laut wurden, schreckte sie auf, drehte sich um und zog Kaden mit sich in einen der Schulschränke hinein, ehe sie die Tür schloss, um sich zu verstecken. Noch war sie nicht bereit für eine Strafpredigt, außerdem war die Wahrscheinlichkeit, dass sie Sezuna und Kaden für dieses Chaos verantwortlich machten... eigentlich bei fast 100%, wie Sezuna verärgert eingestehen musste.
„Ist das jetzt der Moment wo du mir deine wahren Gefühle gestehst?“, fragte er aufreizend und grinste auf sie nieder. Natürlich nahm er mal wieder nichts ernst und versuchte Sezuna zu verunsichern. Ein Prozedere, das sie inzwischen schon gewohnt war.
„Nein, das ist der Moment in dem ich dir gleich in die Eier treten werde!“, flüstere sie eindringlich zurück, in der Hoffnung er würde endlich die Klappe halten, um nicht aufzufliegen. Er lehnte sich mit dem Rücken an die linke Schrankwand und versuchte seinen Arm auf dem engen Raum zu heben, um einige Haarsträhnen aus seiner Stirn zu streichen, was ihm durch seinen Bizeps jedoch nicht ganz gelingen wollte.
„Als könntest du hier dein Bein anheben.“
„Vielleicht nicht, aber ich habe noch eine Hand“, knurrte Sezuna, nur um kurz darauf zu merken, wie blöd diese Aussage eigentlich war. Dazu hätte sie nicht einmal das anzügliche Grinsen Seitens Kaden gebraucht.
„Ach einen Handjob gibt es auch dazu?“, fragte er provozierend und Sezuna wurde schlagartig rot.
Warum war sie nur in diese Situation geraten? Was hatte Gott nur gegen sie?