Kennen Sie dieses Gefühl das man bekommt, wenn man in den frühen Morgenstunden eine fremde Stadt betritt?
Die einsamen Straßen und Gassen, die Leere die einem Neuankömmling mit ungespielter Feindseeligkeit entgegenschlägt?
Vielleicht liegt dieses Gefühl der Furcht vor dem Unbekanntem in der Natur des Menschen, oder aber es kommt aus dem Innersten des Ortes selbst, aus seinem schwarzen, verdorbenem Herzen.
Es gibt solche Orte auf der Welt, denen jene Aura des Unwirklichen anhaftet, ein unbestimmbares Wissen um das Grauen das in seinen Häusern und Höfen lauert und den Verstand mit sich in jene bodenlosen Tiefen zu ziehen vermag, die am Rande des rationalen auf den Unvorsichtigen warten.
Auf Arkham trifft all dies ohne Zweifel zu.
Neu England ist altes Land, insofern man so etwas über eine so Junge Nation sagen kann, deren erste Einwanderer den alteingesessenen Familien noch höchst bekannt oder in gutem Gedächtnis sind.
Nichtsdestotrotz ist es lebendig und kennt den Einzug der neuen Zeit bereits, Automobile und die meisten Wunder der Ingenieurskunst sind, wenn auch nicht besonders verbreitet, ein Begriff für die hart arbeitende Einwohnerschaft dieses Landstriches.
Doch gibt es fernab der Zivilisation allerorts abgeschiedene Gemeinden, deren unzulängliche Erreichbarkeit bereits früh zu einer gewissen Isolation führte, was ihre Bewohner oftmals zu Vorurteilen und düsteren Gerüchten verdammte.
Trotz aller Widrigkeiten gelang es Arkham dennoch zu einer bescheidenen regionalen Größe anzuwachsen, was nicht minder dem Umstand geschuldet sei, das recht früh die Miscatonic Universität innerhalb ihrer Stadtgrenzen gegründet wurde.
Den Namen entnommen vom Miscatonic River, an deren Ufern die Stadt selbst errichtet steht, trohnt sie mit ihren Türmen und Hallen in stiller Bedrohlichkeit über den Dächern des alten Arkhams.
Die Universität gelangte zu einem fragwürdigen Ruf in Anthropologischen Kreisen, aufgrund ihrer beträchtlichen Sammlung alter Schriften, die ihre unverhältnismäßig große Bibliothek fühlen.
Viele der staubigen Folianten und Einzellblätter enthalten mystisches Wissen, Volksglauben und düstere Legenden, die bis zu den Ureinwohnern des Landes zurückzuführen sind.
Unter ihnen befinden sich so abscheuliche Werke wie von Junzt's 'unaussprechliche Kulte', 'das Buch von Eibon', und sogar ein Exemplar des verfluchten 'Necronomicon' des verrückten Arabers Abdul Alhazred.
Wie bereits erwähnt ist die Stadt trotz ihrer Größe, die sie wahrlich zu einer Kleinstadt macht, isoliert durch die sie umgebende Wildnis.
Tiefe, finstere Wälder winden sich um die Miscatonic Mountains im Norden und Westen, erstaunlich verschlungene Gewölbe aus Gestein, die am Himmel kratzen wie megalitische Barrieren aus alter Zeit und eine Reise zu einer langwierigen und abenteuerlichen Aufgabe werden lassen.
Unweit im Osten liegt nur noch die verruchte Hafenstadt Innsmouth, deren Bewohner die unzweifelhafte Ehre haben in noch schlechterem Ruf zu stehen, als die bedauernswerten Arkhamer.
Wenig Verkehr geht überhaupt in diese Richtung, da die Einwohner Innsmouths jedem Fremden gegenüber Feindseelig sind und kaum familiäre Bande zwischen den beiden Städten bestehen.
Gewisse Gerüchte der Inzucht unter den Bürgern der Hafenstadt, die auf den gehäuften Missbildungen beruhen die allerorts in Erscheinung treten, tragen wohl sein Übriges bei.
Das weiter entfernte Örtchen Dunwich, zeigt in jedem Detail den gleichen Makel provinzieller Abartigkeit und wird von jedem gemieden, der bei seinen Reisen einen weiten Bogen um es machen kann.
So erklärt sich wohl von selbst, das in Arkham ein einheitlicher Geist der Abgeschiedenheit herscht, der Fremden gegenüber ebensolchen Argwohn entgegenbringt.
Der Geist des Heimlichen liegt über jedem Giebel, unter jedem Pfalsterstein und hinter jedem Fenster der alten Universitätsstadt.
Seine Häuser sind wahrlich alt.
Viele der Gebäude entstammen der Kolonialphase des Landes und sind in mehr oder weniger gutem Zustand erhalten.
Prächtige Anwesen ehemaliger bessergestellter Familien, ringen mit den ärmlichen Häusern der einfacherern Bevölkerung, jedoch nicht ohne einen bescheidenen Charme zu versprühen.
Und doch, hinter den Fasaden der Häuser, durch den morgendlichen Nebelschmeier, der unnatürlich wabbernd durch die Straßen zieht, vernimmt man ein Gefühl des Unheimlichen.
Jene alte Angst der Menschheit vor reißenden Dingen mit Zähnen und Klauen, die uns wimmernd und zusammengekauert in den Höhlen unserer Jugendzeit hocken lassen, unfähig sich zu erheben und der Gefahr zu stellen.
Was anderes bringt einen Reisenden dazu in solch eine Stadt zu kommen als der Tod selbst?