Ich erwachte auf dem Sofa, weil jemand die Tür schwer ins Schloss fallen hatte lassen. Ein Blick auf die Uhr, die an der Wand über dem Fernseher hing, zeigte mir, dass es schon fast zwei war. Er war also wieder lange weg gewesen. Obwohl er mir doch versprochen hatte, das nicht zu tun.
Im Flur raschelte es, dann betrat er das Wohnzimmer. Als er mich sah, atmete er pfeifend aus.
„Sorry. Ist später geworden als geplant.“
Ich setzte mich auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ist mir auch aufgefallen.“
Er sah geknickt aus, aber das nahm ich ihm nicht mehr ab. Den interessierte es doch gar nicht, wie ich das fand.
„Jetzt komm schon, Moritz“, maulte er. „Ich habs ja nicht mit Absicht getan.“
„Nein, nur hast du es auch nicht für nötig gehalten auf die Uhrzeit zu achten.“
„Was hätte ich denn machen sollen? Meine Freunde sitzen lassen?“
Ich breitete in einer leicht hilflosen Geste die Arme aus.
„Ja, zum Beispiel! Ist ja nicht so, als wären sie allein gewesen.“
„Ach bitte!“ Holger wurde pampig. „Jetzt tu nicht so, als würde es dir wirklich um die Uhrzeit gehen.“
„Und worum geht es denn dann bitteschön?“, fragte ich mit erhobener Stimme. „Erklär es mir!“
„Um Tom. Das ist das Einzige worum es dir geht. Du kannst es nicht ertragen, dass dein ehemaliger Mobber mein Bruder ist und ich noch Zeit mit ihm verbringe.“
Wow! Das schlug dem Fass den Boden aus. Wie konnte er das nur wagen?!
Ich stand auf und baute mich vor ihm auf.
„Wenn ich wirklich noch an der Vergangenheit hängen würde, glaubst du dann, ich wäre mit dir zusammen?“, fauchte ich. „Du bist genauso schuldig wie er. Und dennoch habe ich dir verziehen und liebe dich.“
Kurz flackerte echte Wut über sein Gesicht, dann entgleisten ihm die Gesichtszüge. Hatte ich etwas Dummes gesagt?
„Du liebst mich?“
Moment. Halt. Hatte ich ihm gerade meine Liebe gestanden? In einem Streit? Das war nun wirklich die denkbar ungünstigste Gelegenheit, die ich hätte auswählen können.
„Was glaubst du denn, du Trottel?“, fragte ich deutlich ruhiger.
Irgendwie hatte mir das ungewollte Geständnis den Wind aus den Segeln genommen.
Holger stand da, sah mich ungläubig an und knetete nervös seine Finger.
„Ich ...“, stotterte er dann und wich meinem Blick aus. „Ich würde gerne morgen darüber reden. Lass uns ins Bett gehen.“
Er drehte sich um und ging in Richtung Schlafzimmer.
Ich blieb zurück. Verunsichert und mit einem kleinen Klümpchen Wut im Bauch, das nicht so recht verschwinden wollte.
Als ich mich ein paar Minuten später zu ihm ins Bett legte, lag er mit dem Rücken zu mir. Er schlief nicht, obwohl seine Augen geschlossen waren. Das wusste ich. Seine Atmung war nicht ruhig genug. Doch ich wollte jetzt ebenfalls nicht reden, weshalb ich mich auf den Rücken drehte und an die Decke starrte. Schlafen konnte ich jetzt auch nicht mehr. Nicht nach dem, was eben geschehen war. Das würde eine unruhige Nacht werden. Das war mir klar.
Ich sollte recht behalten. Lange wälzte ich mich herum und fand einfach keinen Schlaf. Irgendwann fing Holger neben mir an zu schnarchen und ich musste ihn unsanft an der Schulter stoßen, damit er aufhörte. Immer wieder nickte ich weg und erwachte dann erneut. Erst gegen Morgen schlief ich schließlich endlich ein.
Und dann schlichen sich kalte Füße unter meine Decke. Ich war wach, bevor er sich sein Körper sich an mich drängte. Er küsste meinen Nacken und presste seinen Harten gegen meinen Hintern. Wir schliefen beide nackt, sodass er sich zwischen meine Backen schob und mein Körper sofort reagierte. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und küsste ihn sanft. Mein Glied regte sich langsam und auf meinem Körper bildete sich eine Gänsehaut. Unglaublich, dass ich noch immer so auf ihn reagierte. Selbst nach all den Jahren.
„Tut mir leid“, hauchte er in meinem Nacken, als er seinen Penis über meinen Eingang rieb. „Verzeihst du mir?“
In meinem Kopf herrschte Leere. Meine Erregung wurde mit seiner Hand umfasst und ließ keinen klaren Gedanken mehr zu. Was sollte ich denn sagen?
„Klar. Und jetzt halt die Klappe und hol Gleitgel.“
Sein heißer Körper verschwand und mein erhitzter Verstand beruhigte sich etwas. Die Wut war verraucht und es zählte nur der Moment, dennoch mussten wir einige Dinge klären. Später.
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