HYPHURION – Die Chronik der Eisenwelt
Silber, Salz und Schwefel
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[01] Von den drei Schwestern und der gemeinsamen Schöpfung
Am Anfang aller Dinge war die Welt öd und leer und es gab nichts als das Land und den dunklen Himmel, über den keine Wolken zogen und an dem keine Sterne funkelten. Die Eisenwelt lag in endloser Dunkelheit da, und sie war in drei Farben gespalten, weil sich die Elemente des Lebens noch nicht miteinander vermischt hatten.
Und diese drei Elemente waren Silber, schwarz wie Asche und weiß wie Sterne, Salz, mit Kristallen von Weiß und Rosa, und Schwefel in Gelb und Beige. Sie bildeten drei große Landflächen auf der Welt und keine andere Farbe existierte.
Doch eines Tages kamen drei Blitze aus dem Himmel und sie schlugen jeder in die Erde ein. Der erste Blitz traf das Silbererz, der zweite Blitz traf das Salz und der dritte Blitz den Schwefel. Da erhoben sich drei Wolken. Und aus der Wolke aus Silbersplittern trat eine wunderschöne Frau mit kohlenschwarzer Haut und Haaren so weiß wie Schnee. Aus der Wolke aus Salzkristallen trat eine kräftige und kleine Frau mit weißlicher Haut, weißen Haaren und weißem Bart und Augen von zartem Rosa. Der Wolke von giftigem Schwefeldampf aber entstieg eine merkwürdige, verdrehte Kreatur, die Haut überzogen mit gelblich-braunen Pilzwülsten. Und während ihre beiden Schwestern in ein Gewand von fließendem Silber und in ein Kettenhemd aus harten Salzgittern gekleidet waren, war die dritte Kreatur nackt, doch ihre verhärmte Haut wärmte und schützte sie trotzdem vor der Kälte der damaligen Welt.
Die drei Schwestern begrüßten einander und gaben einander Namen. Die Silberschwester wurde Vilyas genannt, die Salzschwester Zijenne und die Schwefelschwester Furischa.
Und jede von ihnen hatte unglaubliche Kräfte, die sie den anderen vorführte, und gemeinsam beschlossen die Schwestern, ihre Welt zu füllen.
Vilyas, die Silberschwester, erschuf unzählige Sterne am Himmel, Zijenne, die Salzschwester, aber schuf die brennende Sonne und Furischa, die Schwefelschwester, nahm einen Stein und hing ihn an den Himmel und dieser wurde zum Mond und war schon damals immer wieder von Schatten bedeckt.
Vilyas erschuf Eis von kalter Schönheit und Zijenne machte daraus das Wasser der Ozeane und Seen und Furischa aber erschuf Wolken, die Sturm und Regen und Schatten bringen konnten. Und so ging es immer weiter und von jedem Ding schufen die Schwestern drei. Und dabei merkten sie, dass sie vom Wesen her unterschiedlich waren. Denn Vilyas liebte die Schönheit und sie schuf die leuchtenden Sterne und das kalte Eis. Furischa aber liebte Stärke, und so wohnte ihrem Mond eine starke Zauberkraft inne und in den Wolken, die sie geschaffen hatte, ruhten die Winde für tausend Stürme. Zijenne dagegen war neugierig und sie suchte immer wieder nach Möglichkeiten, aus den Schöpfungen ihrer Schwestern etwas Neues, Einzigartiges zu erschaffen.
Zuerst arbeiteten sie in friedlicher Eintracht, und die drei Schwestern schufen viele schöne Dinge und viele starke Dinge und viele neue Dinge. Sie schufen Gesteine und Pflanzen und Tiere. Und doch war der Samen des Unheils bereits ausgebracht, denn jede der Schwestern hegte im Geheimen einen großen Herzenswunsch.