https://belletristica.com/de/books/21426-uber-den-alltagswahnsinn/chapter/123670-101-apotheke
Anlässlich jener oben stehenden Geschichte Tanukys, möchte ich diese hier nicht vorenthalten.
Meinen 33 Geburtstag verbrachte ich auf Sizilien. Es ging so allerlei schief, aber es war dennoch oder gerade deshalb ein großartiger Urlaub.
Wie es sich nicht anders gehört, erwachte ich an meinem Geburtstag mit einer Überraschung.
Klingt romantisch, war es aber nicht, weil sie mitnichten vom Liebsten gemacht wurde, sondern von sizilianischen Moskitos, die mich im Schlaf überfielen und auf beide Augenlider stachen.
Toll.
Ich bekam die Augen kaum auf.
Das Erste, was wir also taten, war, eine Apotheke aufsuchen. Mein Italienisch war weniger als rudimentär, aber selbst wenn ich es in der Toskana perfekt gelernt hätte, nützte das auf einer Insel, in der sich X Dialekte mit dem Arabischem vermischen, wenig. Zumal die Region, in der wir uns aufhielten, touristisch nicht erschlossen war.
Trotzdem, Kortisonsalbe musste her.
Mit geschwollenen Augen lässt sich schwerlich Autofahren, also gurkte der Liebste mit mir auf dem Beifahrersitz über sich schlängelnde Pfade, vorbei an den letzten Nebrodi-Tannen, über holpernde Pisten, bis wir in einem verschlafenen Nest endlich das grüne Apothekenschild sichteten.
Wir gingen hinein.
Ein sehr alter, freundlich lächelnder Herr im weißen Kittel hörte sich mein erlerntes Sprüchlein an. Sicherheitshalber lupfte ich meine Sonnenbrille, damit er sich das Drama ansehen konnte.
Geduldig lauschte er und sagte dann in dialektfreiem Deutsch: "Oh, dann hole ich besser mal meine Tochter. Sie spricht besser Deutsch als ich."
Und sie halfen mir.
Der Rest des Tages?
Verlief ungefähr so, wie der ganze Urlaub. Wir fuhren nach Palermo (Stundenlang), um den Normannenpalast anzusehen, der aber Samstags geschlossen hat.
Was habe ich erwartet?
Ein Blick in den Reiseführer wäre sinnvoll gewesen.
Macht aber nichts, denn was ich gerne gesehen hätte, war sowieso in Wien. Nämlich den Königsmantel der normannischen Könige Siziliens und die dazugehörende Krone.
Es ist irritierend, dass man nach Paris fahren muss, um ein Meisterwerk da Vincis zu betrachten, und das normannische Krönungsornat in der Wiener Hofburg ausgestellt ist.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Immerhin hatte die Sarkophage Roger Hautevilles und Friedrich Roger II noch niemand verschleppt, und sie standen da, wohin sie gehörten, nämlich im Dom zu Palermo.
Auf dem Sarg des letzten Stauferkaisers lag ein Berg roter Rosen.
Sonderbar, und nur durch die Exhumierung zu erklären, die gerade wenige Wochen zurück lag, und die der Aufklärung der Frage dienen sollte, wie er einst zu Tode gekommen war.
Dank der Kortisonsalbe konnte ich wieder sehen.
Was bleibt?
Niemandem zu empfehlen, das Gesicht auszusparen, wenn man ein Anti-Mückemittel benutzt.