Ich blinzelte leicht, als die ersten Sonnenstrahlen mein Gesicht bedeckten. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf nach rechts, da lag er. Gregor blickte unglaublich friedlich beim schlafen, und trotzdem - irgendetwas war an ihm. Sein Geruch, seine Augen, irgendwie anders, aber gut. Während ich mich ein wenig streckte, fiel mir ein, was ich in dieser Nacht geträumt hatte:
„Der Wald so leer, allein voran, ging ich des Laufens schwer, die Laute sang, als aus dem nichts ein Geräusch erklang. Animalisch voller Kraft und Leidenschaft drang es zu meinem Ohr, wo es verharrte und mich wie nie zu vor - erfüllte. Welches Geschöpf es jedoch erklingen ließ, ich wollte es finden als der Tag mich aus dem Traume stieß.“
Ein tiefes Gähnen ertönte aus Gregors Bett.
„Guten Morgen mein Lieber, ich hoffe du hast gut geschlafen?“, erkundigte ich mich und erhielt ein müdes „Ja, ähm danke. Du hoffentlich auch?“ zurück.
„Durchaus, wollen wir nach unten und schauen ob die anderen schon wach sind?“ Während ich die ersten Worte an diesem Tag mit Gregor sprach, viel mir sein muskulöser Oberkörper auf. Er bildete einen amüsanten Kontrast zu seinem verschlafenden und vom Bett leicht zerknautschtem Gesicht.
Als wir nach unten gingen, trafen wir auf die andern, welche sich teilweise schon mit einem Frühstück für die anstehende Reise stärkten. „Guten Morgen meine Freunde, welch schöner Tag doch heute ist!“, sprach ich, als ich mich ihrem Tisch näherte. Ich blickte in leicht genervte Gesichter und bekam ein vergleichsweise gelangweiltes „Morgen“ zurück gemurmelt. Ich glaube es war eine gute Entscheidung, heute mal nicht zur Einstimmung ein Gedicht vorzutragen. Die neuen Gefährten erscheinen mir zwar alle sehr interessant, aber für Kultur schienen sie wohl nicht allzu viel übrig zu haben. Naja, Hauptsache Gregor erfreut sich ab und zu an meinen Werken, ein Lächeln von ihm war mir Bezahlung genug.
Laute, Seil, Papier... irgendetwas fehlte noch bevor wie aufbrechen können. Klar, ich habe keinen Wein mehr! Während Gregor und die anderen also etwas zu Essen bei der Barfrau (ihren Namen hatte ich schon wieder vergessen) bestellten, erkundigte ich mich nach dem Preis für eine Flasche Weißwein. Randalf blickte ein wenig erzürnt, als ich mich zwischen ihn und die Barfrau stellte und so seinen verträumten Blicken im Weg war.
„Ihr verlangt 14 Gold für eine Flasche? Haltet mich nicht zum Narren, ein Glas kostet doch nur 3 Gold!“, erwiderte ich auf das völlig unverschämte Angebot der Wirtin. „Nagut, dann hätte ich erst mal gerne ein Glas Wein.“ Welch ein genialer Einfall von mir! Ich bestellte nacheinander drei Gläser Wein und füllte sie in die leere Flasche von gestern um. Damit habe ich sogar fünf Gold gespart! Jetzt nur nicht zittrig sein... konzentriere dich. Und dank einer viel zu kraftvollen Kippbewegung fühlte ich den Wein an meiner Hand herunterlaufen. Ich hatte alles, nur nicht die Flasche getroffen. Wie peinlich, und das auch noch vor Gregor. Ich hörte ein lautes Lachen, welches von Olesch zu kommen schien, indes mich die Wirtin und Randalf kopfschüttelnd beäugten.
Während ich mir die klebrigen Hände trocken wischte hörte ich eine Stimme von rechts: „Ich nehme eine Flasche.“ Gregor, der Verrückte, ob er das mir zuliebe getan hatte? Er schien mir gestern doch eher dem Rum als dem Wein zugeneigt
„Was hältst du davon, wenn wir uns den Preis und damit auch die Flasche teilen?“, fragte ich Gregor zwinkernd. um meine Unsicherheit in dieser peinlichen Situation zu überspielen.
Zu meiner Erleichterung sagte er mit seiner attraktiven Stimme: „Klar sehr gerne.“
Vielleicht täuschte ich mich, aber ich wurde den Gedanken nicht los, dass er mir mit der ganzen Aktion einen unglaublich lieben Gefallen getan hatte. Ich muss mich bei Zeit revanchieren, sonst wird es noch zur Gewohnheit, dass mich Gregor aus solch tollpatschigen Lagen befreit.
„Auf auf! Auf dreckige Wege, dichte Wälder Auf wacklige Stege und windige Felder. Ins Abenteuer hinein wandern wir zusammen, Habt stehts genug Wein und ihr braucht nicht zu bangen. Sind die Nächte auch mal kälter, die Gefahren ungewiss, der Weg ein wenig weiter, das Essen kein Genuss. Werden wir noch immer älter, erfahren ganz gewiss, Stehts ein wenig heiter, Und wenn ichs mal vermiss… Auf auf! …“
Es hatte fast den ganzen Tag gedauert, bis wir gezwungenermaßen die erste Rast einlegten. Unterdessen war bis auf die Bekanntschaft mit zwei seltsamen Reitern, welche uns eine angebliche Abkürzung empfehlen wollten, wenig passiert. Wir sind auf unserem Weg geblieben. Das Ziel war Serania, um dort nach der verschollenen Weinlieferung zu sehen. Wir machten an einem offensichtlich überfallenen Karren Halt. Leere Kisten, ein Pfeil und Bärenspuren, welche in den Wald links neben uns führten, waren das einzige, was wir dort ausmachen konnten, und so beschlossen wir, erstmal hier zu rasten.
„Lasst uns doch unter den Karren legen und einer hält abwechselnd wache!“, schlug Bumblebore vor.
Eine ganze Nacht, eng zusammen zusammengepfercht unter diesem Karren? Ich konnte mir schöneres vorstellen. „Wollen wir uns nicht etwas abseits, dort am Waldesrand niederlassen?“, fragte ich selbstbewusst an Gregor gewandt und freute mich innerlich, als er nichts dagegen einzuwenden hatte.
Da lag er nun, im tiefen Gras direkt neben mir. Als wir den Tag mit etwas Wein ausklingen ließen, während es sich die anderen am Karren „gemütlich“ gemacht hatten, ertappte ich mich des Öfteren, wie ich mir vorstellte, Gregor zu küssen. In seinen straken Armen zu liegen und für ihn zu dichten, während mein Kopf sich mit jedem seiner Atemzüge rhythmisch hoch und runter bewegt.
Doch es war noch zu früh dafür und inzwischen war er ohnehin schon friedlich eingeschlafen. Mhm, wenn ich mich allerdings ein wenig an ihn kuschle während er schläft, hätte er sicherlich nichts dagegen. Zumindest könnte ich meinen Arm…
Während ich noch überlegte, wie ich mich am besten heimlich an Gregor kuscheln konnte, erblickte ich auf einmal in der Ferne einige Gestalten auf den Karren zu schleichen. Wie es sich herausstellte waren es Banditen welchen wir, wie ich im folgenden Gedicht einmal zusammengefasst habe, bekämpfen mussten:
Es begab sich zur später Stund,
Am Waldesrand ganz plötzlich,
Das sechs Banditen in einem Bund,
Fünf Helden überfielen!
Doch tapfer wie sie waren,
Der eine wohl mehr als manch andrer,
Stellten sie sich der Gefahren,
Und besiegten die dunklen Wandrer.
Der edle Barde als erstes gehandelt,
Schlug zwei in die Flucht,
Da er sich in gar grausig verwandelt,
Mit seinem seinem Täuschungsspruch.
Xelan von Gadros, man wird sich erinnern,
Ließ den Gauner seiner Mutterstimme hören,
Und konnte ihn so unter wimmern,
Fesseln, zum späteren verhören.
Doch ohne Gregor, der schönsten Gestallt,
Hätte er es nicht vollbracht,
Kam er doch zu ihm geeilt,
In dieser finsteren Nacht,
Um zusammen mit vereinter Kraft,
Zu schaffen was geschafft.
Es gab noch eine zweite Front gewiss,
Ein Zaubrer, Kräutersammler und Ork,
Welche parallel in Finsternis,
Den Kampf austrugen.
Doch Dunkel blieb es nicht für lange,
Der Zauberer Bumblebore in Eile,
Erschuf eine gewaltig Flamme,
Welche verbrannte jedoch nicht nur die Feinde.
Und auch Randalf spielte mitdiesem Gut,
So erschuf er stehts ein Lagerfeuer,
Auf den Feinden wie ein Hut voll Glut,
Es war ihnen nicht geheuer.
Wirklich schaden vollbrachten sie zwar nicht,
Aber lustig schien es allemal,
Die Feinde mit verdutztem Gesicht,
Verwirrung schufen sie Maximal.
Zur Rettung ergriff schließlich Olesch sein Schwert,
Und schlug gleich zwei entzwei,
Mit Blut im Gesicht,
Er jedoch stolpert…
Sodass der Letzte, rücklings kehrt,
Die Flucht ergreift.
Gewonnen haben sie trotz alle dem,
Sich kräftig und wacker geschlagen,
Können fortan zu einander stehen,
Sich stellen allen Gefahren!