Stichwort: grün (2021-02-09)
Das Mädchen las das Wort grün und überlegte, was fiel ihr zu grün ein?
Grün waren die Blätter der Bäume, meistens jedenfalls. Im Frührling waren sie wunderschön hellgrün. So zart und klein, weil sie so eben erst erwacht sind. Im Sommer waren die Blätter satt grün und groß. Nur dadurch konnten sie Schattenunter den ausladenen Ästen spenden der in der Hitze so willkommen war wie es sonst nur Wasser war. Im Herbst wandelte sich das grün langsam über gelb und rot in ein braun, doch immer wieder fielen auch grüne Blätter herab, wodurch sich eine Erinnerug an den vergangenen Sommer zwischen die herbstlichen Faben mischt. Ich dachte daran, dass ich das grün des Frühlings am meisten mochte.
Grün war auch mein Zimmer, naja ich mochte schon immer grün, da lag es nahe, dass mein Zimmer grün gestrichen wurde. Als Kind gab es einen Zeichenwettbewerb, bei dem man entweder ein Prinzessinenzimmer in rosa oder ein Dschungelzimmer in grün gewinnen konnte. Ich glaube ich habe noch nie ein Motiv derart häufig gemalt wie den grünen Dschungel. Alle grün Töne die ich in unserer Stiftekiste fand mussten irgendwie verarbeitetet werden. Vor ein paar Tagen habe ich die grüne Tapete abreißen müssen. Jetzt ist die Wand rot und beige. Auch schön, aber eben kein grün. Aber dafür wird das neue Wohnzimmer grün werden, so ein zartes Grün, wie es im Frühling an den Bäumen zu finden ist und die Küche, die wird auch grün gestrichen.
Grün sagt man ist der Neid und die Hoffnung. Ich bemühe mich nicht neidisch zu sein. Ich versuche stetes anderen den Erfolg zu gönnen, ihnen zu gratulieren, wenn sie besser sind. Doch einmal da war ich neidisch, so unendlich neidisch und das, obwohl ich nicht neidisch sein sollte. Mein Pferd war schon alt und wir durften nicht mehr springen. Ich liebe das Springreiten, muss man dazu sagen, sie bekam mein Traumpferd. Wirklich, wenn ich ein Pferd beschrieben hatte, wie es sein sollte, dann wäre es dieses Pferd gewesen. Ein Vielseitigkeitspferd, schlank und ein Dunkelfuchs. Ich war so neidisch, als sie dieses Pferd zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte und ich wusste, ich musste ihr gratulieren, ihr alles Glück der Welt mit diesem Pferd wünschen und das, obwohl ich so neidisch und eifersüchtig war. Heute weiß ich, dass ich dieses Pferd niemals hätte haben gewollt und selbst mit zwei wunderschönen und tollen Pferden gesegnet bin. Aber damals, da war ich grün vor Neid, aber bedeutet das nicht, das man weiß, was man gerne hätte und nicht weiß, ob sich die Hoffnung darauf jemals erfüllt? Wenn Neid nicht in Missgunst umschlägt ist er dann überhaupt so schlecht? Ich stand da und war neidisch und habe gehofft, dass ich irgendwann auch so ein tolles Pferd bekomme.
Grün ist die Hoffnung. Ich bin Optimist durch und durch. Ich glaube stets, dass alls gut wird und das man alles schaffen kann. Hoffnung ist ein Thema das mich überallermaßen interessiert und ich sauge die Informationen darüber auf, wie ein Schwamm das Wasser. Gerne würde ich andere mit meinem Optimismus anstecken und ihnen die Hoffnung geben, dass alles gut wird. Dabei gibt es so viele Geschichten, über Hoffnung. Die Büchse der Pandora ist eine, doch eine die sich in mir eingebrannt hat ist aus meinem Lieblingsbuch. Sie handelt von der Entstehung des Menschen. Es geht um zwölf Götter, die den Menschen formen. Sie geben ihm seine Form, Erfindergeistum, Fleiß, Liebe und noch ganz viele weitere Eigenschaften. Zuletzt bleibt der letzte Sohn des Göttervaters über, er hatte bis zum Ende gewartet um seine Geschwister zu überlisten. Er hauchte den Menschen Hass und Todesangst ein und triumphierte, dass seine Eigenschaften überwiegen würden und das Werk der Götter vernichten würden. Seine Geschwister begehrten auf, sie hatten ja alle versucht dem Menschen gute Eigenschaften zu geben. Da unterbrach der Göttervater seine Kinder und sagte, ein Gott fehle noch, er besah sich den Menschen und hauchte ihm die Hoffnung ein. Der Mensch ist ein Wesen, dass sich letzten Endes immer an die Hoffnung klammert, möge sie noch so unrealistisch sein.
"Ja die Hoffnung ist so wie meine Lieblingsfarbe", sagte das Mädchen und lächelte, "zu grün gibt es so viel zu erzählen."