Margret war zufrieden. Jetzt war es Zeit für den nächsten Schritt. Am folgenden Tag eilte sie gegen Mittag in die Küche, wo sie Maria bei den üblichen Vorbereitungen und Sarah wie ein Häufchen Elend in einer Ecke vorfand.
„Mein Gott, was ist denn hier passiert?“
„Na, was schon“, sagte Maria und schrubbte an einem Holzbrett herum. „Sarah hat endlich begriffen, dass auf Männer kein Verlass ist. Und als wenn das nicht gereicht hätte, hat die gnädige Herrin hier einen Aufstand hingelegt und Sarah gekündigt.“
„Das ist alles so unfair“, jaulte Sarah in ihrer Ecke auf.
„Komm mein Kind“, sagte Margret, zog Sarah hoch und nahm sie in den Arm. „Erzähl mir, was los ist.“
Sarah schluchzte weiter und bekam keinen vernünftigen Satz heraus.
„Was soll schon groß los sein“, sagte Maria. „Ihr Bräutigam hat sich mit einer anderen eingelassen.“
„Einfach so auf und davon? Das kann ich mir nicht vorstellen. Sarah ist doch ein attraktives Mädchen. Das lässt man doch nicht einfach stehen.“
„Schlimmer, der Kerl hat sich mit irgendeiner hergelaufenen Schlampe eingelassen, sie mit in seine Wohnung genommen und anschließend so getan, als wäre überhaupt nichts geschehen.“
„Und wie hat Sarah es herausgefunden?“
„Phhht.“ Alles, was Maria an Verachtung aufbringen konnte, steckte in diesem Laut.
„Sarah behauptet, dass das Bett nach ganz billigem Parfüm gestunken haben soll. Und überall waren Lippenstiftflecken. Und der Kerl hatte auch noch den Nerv zu behaupten, das wäre sein neues Rasierwasser und der Lippenstift wäre der von Sarah. Als wenn Frauen nicht Parfüm von Rasierwasser unterscheiden könnten und nicht wüssten, welchen Lippenstift sie benutzen.“
Maria bearbeitete weiter ihr Brett, das mittlerweile mehr als sauber war. Margret konnte sehen, wie es in ihr brodelte.
„Und dann kommt die gnädige Frau hier runter, Sonnenbrille auf, als wäre sie am Strand von St. Tropez, und schaltet alle Lampen ein, weil sie nichts sieht. Und fällt über Sarah her. Nichts war ihr gut genug. Und als Sarah, die nun wirklich andere Sorgen hat als einen Fleck auf dem Tafelsilber, endlich mal pampig wurde, hat die gnädige Frau sie rausgeschmissen. Ich sag Ihnen was, Miss Margret, die Ulla ist ein Biest.“
„Um die Entlassung kümmere ich mich selber. Hier wird niemand gegen meinen Willen entlassen.“
Margret hielt Sarah fest und schaukelte sie hin und her.
„Ist alles gut, mein Kleines. Sei doch froh, dass du den Kerl los bist. Wirst schon sehen, morgen sieht es schon wieder viel besser aus.“
„Nehmen Sie Sarah in den Arm, Maria. Sie braucht etwas Trost. Ich kümmere mich darum, aber jetzt muss ich weiter.“
Margret verschwand aus der Küche und ließ die beiden Frauen allein. Sie suchte Evelyne.
„Alles erledigt?“, fragte Margret und Evelyne grinste. Dann steckten die beiden Frauen die Köpfe zusammen für den Fall, dass unsichtbare Ohren in der Nähe waren.
„Ich habe getan, was du mir aufgetragen hast. Ob es geklappt hat, weiß ich allerdings nicht.“
„Es hat geklappt. Besser als ich zu hoffen gewagt habe. Sarah sitzt in der Küche und weint sich die Augen aus dem Kopf. War es schwierig?“
„Überhaupt nicht. Ich habe mich furchtbar aufgedonnert, mich ihrem Freund an den Hals geworfen und ihm gesagt, was für ein richtiger Mann er doch sei. Eine Stunde später lag ich bereits mit ihm im Bett.“
„Ich hoffe, es hat dir auch ein wenig Freude bereitet.“
„Nein, hat es nicht. Das Schlimmste war, hinterher den Gestank von diesem billigen Parfüm wieder weg zu bekommen.“
Margret lächelte. „Du bist ein Schatz und hast was gut bei mir. Irgendeinen Wunsch?“
„Sicher. Gib mir die Sarah für ein paar Tage. Sie ist wirklich zu niedlich.“
Margret lachte. „Das wird sich wohl einrichten lassen. Am besten nimm sie gleich mit. Sie braucht Trost.“
Und mit energischem Schritt machte sich Margret auf den Weg zu Ulla.