Bereits seit sechzig Jahren beherrschten Frauen Nordamerika. Damals wählten die Bürger eine Präsidentin an die Macht, deren männerfeindlichen Ansichten erst mit der Zeit zutage traten. Die Geschlechterreformen beschnitten die Rechte der männlichen Bevölkerung immer weiter, bis sie schließlich zu Sklaven degradiert waren.
In dieser Gesellschaft wuchs Valentin bei seiner Mutter auf, bis zu dem Tag, an dem jeder Junge von der Regierung in ein Heim gebracht wurde. Eine Woche nach seinem neunten Geburtstag holten zwei adrette Damen den kleinen Valentin von zu Hause ab. Er ging unbekümmert mit ihnen, nichtsahnend, dass er nie wieder zu seiner Mutter zurückkehren durfte. Sein Schicksal war, wie das aller männlichen Bewohner, ein Diener für die Damenwelt zu werden.
Bis zu seinem sechzehnten Lebensjahr wurde er zuerst in einem Kinderheim erzogen und danach entschied man über seine weitere Laufbahn.
Attraktive, gesunde Jungen schlugen in dieser Gesellschaft eine spezielle Karriere ein, denn man bereitete sie auf den Liebesdienst bei ihren zukünftigen Herrinnen vor. In einer Welt ohne frei verfügbare Männer leisteten sich die reichen Damen, neben ihren kastrierten Hausdienern, einen Liebesdiener für ihre sexuellen Bedürfnisse.
Dafür bildete man diese in verschiedenen Zentren des Landes, den Host-Centern, aus.
Der Rest, der den optischen Anforderungen nicht genügte, wurde zu gewöhnlichen Hausdienern und damit zu Kastraten.
Die Regierung schützte ihre Bürgerinnen unter allen Umständen vor sexuellen Übergriffen und hielt es für das Beste, Männer zu kastrieren, um diese Gefahr auszumerzen. Den Hosts war es daher verboten, ohne weibliche Begleitung das Haus zu verlassen. Potente Männer galten als Bedrohung und die Polizeistreifen kontrollierten verdächtige Diener, die nicht wie Kastraten aussahen. Wurde ein Liebesdiener ohne seine Herrin auf der Straße aufgegriffen, konnte deren Adresse anhand des implantierten Chips in seinem Oberarm ermittelt und der Mann zurückgebracht werden. Dies wurde normalerweise mit einer Geldstrafe geahndet, da die Besitzerin für ihren Diener verantwortlich und ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen war. Sollte sich ein Liebesdiener tatsächlich einmal an einer Frau vergehen, erwartete ihn für dieses Verbrechen die Todesstrafe.
In den vergangenen Jahrzehnten der weiblichen Herrschaft hatten sich inzwischen einige Moralvorstellungen geändert.
Durch die Propaganda der Regierung, die immer wieder die negativen Eigenschaften des männlichen Geschlechts aufgebauscht hatte, entstand das Bild eines triebgesteuerten, gewaltbereiten Mannes, der vorwiegend die Sprache der Dominanz verstand und nur so zu kontrollieren war. Diese Vorstellung beherrschte die Köpfe der weiblichen Bevölkerung und es gab genügend Frauen, die Liebesdienern deshalb zurückhaltend begegneten. Doch manche von ihnen versuchten andererseits einen Host, wenn sie ihn ohne Herrin antrafen, zu verführen, denn sie wussten, dass er in dieser Situation das Nachsehen hatte. Gehorchte er nicht, konnten sie ihn als Grabscher bloßstellen und es würde seine Verhaftung bedeuten. Generell galt Sex mit einem Mann jedoch als minderwertig. Gleichgeschlechtliche Beziehungen unter Frauen waren erstrebenswerter und naturgemäß herrschten diese Partnerschaften vor, da es nur für die wohlhabenden Damen möglich war einen Host zu besitzen.
Für die Fortpflanzung sorgten Samenbanken und Zuchtzentren, die „Breeding-Center“ genannt wurden. In der Zucht lebten Männer mit den besten genetischen Eigenschaften. Die Kundinnen wählten zwischen einer natürlichen oder künstlichen Befruchtung.
Von den Liebesdienern wurde das Sperma, solange sie in den Zentren untergebracht waren, ebenfalls eingelagert. Darauf griffen meistens ihre späteren Besitzerinnen zurück, wenn sie Nachwuchs wünschten. Selbstverständlich wurden Töchter favorisiert und gegen entsprechende Bezahlung konnten sich die Frauen künstlich befruchten lassen und bekamen dann nur weibliche Embryonen eingesetzt. Wer dazu nicht genug Geld hatte, musste eben das Risiko eines Jungen in Kauf nehmen. Um zu verhindern, dass Mütter diese Söhne töteten oder aussetzten, zahlte der Staat ihnen eine Entschädigung.
Valentin war als Teenager immer noch so hübsch wie als Kind. Durch seine hellen, langen Haare, den leuchtend blauen Augen und der blassen Haut stach er aus den anderen heraus. So wurde er mit 16 ausgewählt, um ein Host zu werden, und wechselte vom Kinderheim in das Host-Center von Orlando.
Dort begann für ihn nun ein Alltag, der sich nur um das Körperliche drehte. Die angehenden Liebesdiener mussten sich attraktive Körper antrainieren, sich gesund ernähren und lernen, wie sie sich bei ihren zukünftigen Herrinnen zu verhalten hatten und wie sie ihnen Lust verschaffen mussten.
Nach weiteren zwei Jahren waren die jungen Männer dann reif für die Vermittlung. Man fertigte Nacktfotos für die Kataloge der Vermittlungsagentur von ihnen an und danach konnte es jeden Tag soweit sein, dass sie von einer Frau ausgesucht und gekauft wurden. Liebesdiener waren teuer. Die Summen bewegten sich im Bereich eines Oberklassewagens.
Weil Valentin eher schmächtiger und nicht über 1,80 m groß war, gehörte er mit 18 nicht zu den idealen Liebesdienern. Dazu zählten diejenigen über 1,85 m mit attraktivem und athletischem Äußerem, die im Block A des Host-Centers untergebracht waren. Aus diesem Grund kam Valentin in Block B.
Ab diesem Zeitpunkt verlief sein Alltag jedoch genauso wie bisher. Weitertrainieren, Gesundheitstests und die Aufseherinnen beglücken. Jeder angehende Host musste sexuelle Erfahrungen sammeln und so wählten die Frauen unter den Insassen regelmäßig aus, wer mit ihnen Sex haben sollte. Valentin empfand diese erzwungenen Kopulationen jedes Mal als unangenehm. Er bemühte sich zwar, aber sein Standvermögen ließ dabei zu wünschen übrig. Daher wechselte er nach einiger Zeit in den Block C zu den Versagern. Nun bestand für ihn wenig Hoffnung, dass ihn jemals jemand auswählte. Nur sein attraktives Äußeres bewahrte ihn letztendlich vor dem Schicksal, ein Kastrat zu werden. Doch es würde Momente geben, in denen er sich das sogar mehr wünschte, als weiter ein Sexobjekt zu sein.