Es war ein schöner sonniger Tag und nicht weit von meiner Wohnung fand die diesjährige Kirchweih statt. Da ich heute und morgen frei hatte und schon alles in meiner Wohnung erledigt hatte, beschloss ich dort hinzugehen. Zuvor zog ich mir noch mein dunkel blaues Dirndl mit der Rosenstickerei, meine schwarzen Schuhe mit den kleinen Absätzen an. Mein Make Up legte ich mir auf und meinen Schmuck an. Zum Schluss machte ich mir noch eine Flechtfrisur, packte mein Handy und meinen Geldbeutel in meine Handtasche, sperrte meine Wohnung ab und machte mich dann endlich auf den Weg.
Es waren nicht viele, die mir folgten oder denen ich begegnete, was wahrscheinlich daran lag, dass es erst nachmittags war und noch nicht Abend.
Auf dem Festplatz schaute ich mich erste einmal um und kaufte mir einen Slushi, um die Wärme etwas angenehmer zu machen. Einige Familien waren schon da. Die Kinder rannten herum oder durften mit einem der Karusselle fahren. Mit einem Lächeln auf den Lippen schländerte ich weiter über den Platz und überlegte mir, was ich als erstes machen würde.
Als mein Slushi leer war, setzte ich mich in das Bierzelt. Dort hörte ich mir die Musik an, die gespielt wurde und kaufte mir später noch etwas zum Essen und Trinken. Draußen hatte es über dreißig Grad im Schatten. Die Cola war so schön kalt und meine Lachssemmel schmeckte einfach toll, so wie eigentlich immer, wenn ich auf der Kirchweih bin.
Da es mir langsam etwas langweilig wurde, stand ich auf, ging nach draußen und schaute mit welchem Fahrgeschäft ich nun fahren könnte. Kurzerhand entschloss ich mich mit dem Kettenkarussell zu fahren und danach an eine der Schussbuden zu gehen.
Ich reihte mich in die Schlange ein, kaufte mir einen Chip, nahm platz und wartete bis die Fahrt losging.
Durch die Zentrifugalkraft wurden die Sitze in die Luft gehoben. Der Wind kühlte mich etwas ab und ich genoss den Ausblick. Der strahlend blaue Himmel, die weiten grünen Wiesen, die großen Bäume, die von dem hohen Punkt aus die Größe eines Zahnstochers hatten, boten einen fantastischen Blick über meine Heimat. Von den anderen Fahrgeschäften drang die Musik in meine Ohren und der Duft der ganzen Leckereien in meine Nase.
Das Einzige, was den Tag noch besser machen würde, wäre, wenn ich nicht alleine sondern in Begleitung hier wäre.
Zurück am Boden warf ich einen Blick auf mein Handy. Meine beste Freundin hatte versucht mich anzurufen und hatte mir dementsprechend auch viele Nachrichten geschrieben.
Sofort musste ich lächeln und schrieb ihr, dass ich schon auf der Kirchweih war. Nach nicht einmal drei Sekunden hatte ich schon eine Antwort von ihr.
>In circa einer Stunde bin ich bei dir. :) Treffen wir uns dann am Riesenrad?<
Schnell tippte ich ein, dass das toll ist und ich dort auf sie warten würde.
Nicht weit von unserem Treffpunkt entfernt war eine Bank auf der ich mich niederließ und online noch nach einem Geschenk für Viki suchte, da sie einfach ein toller Mensch ist und ich ihr ein Geschenk machen wollte, da sie immer für mich da ist, ich ihr vertrauen kann und sie einfach die beste beste Freundin auf diesem Planeten ist. Viktoria ist für mich wie meine Schwester, die ich, ganz nebenbei gesagt, nie hatte.
Nach langer Suche hatte ich endlich die Dekosachen, Stifte und vieles mehr gefunden und bestellt. Ich werde ihr ein Album basteln, das sie an alle unsere Erlebnisse erinnern soll.
Laut Uhr soll Viki in fünf Minuten da sein. Schnellenschrittes holte ich für jede von ins noch einen Slushi und wartete dan am Riesenrad weiter auf sie. Zu meinem Glück ist sie ein sehr pünktlicher Mensch. Kaum Stand ich da, kam sie auch schon.
Viktoria hatte sich ebenfalls eine Flechtfrisur gemacht. Sie tug ihr rotes Dirndl mit den dazu passenden hohen Schuhen und die hübsche geblümte Handtasche, um die ich sie beneidete.
„Jane!", rief Viki, als sie auf mich zu kam und mich umarmte.
Ich übergab ihr ihren Slushi und wir gingen zu einer der vielen Schussbuden.
An der musste man so viele Luftballons wie möglich platzen lassen. Wir warfen abwechselt mit den Pfeilen auf sie und prompt hatten wir ein kleines Plüschtier gewonnen.
Kichernd gingen wir weiter.
„Los! Lass uns etwas Süßes kaufen!", sagte Viki ganz aufgeregt und zerrte mich mit sich.
„Is ja schon gut. Ich komme ja mit.", sagte ich zu ihr und befreite mich aus ihrem Griff.
Wie immer kaufte sie sich so ziemlich alles was an diesem Stand angeboten wurde und ich stand daneben und half ihr beim tragen.
„Wie kannst du das alles nur essen und trotzdem so aussehen?", fragte ich sie, obwohl ich ihre Antwort ,Gene' schon längst kannte.
„Gene, meine Liebe. Das weißt du doch.", sie hatte nur Augen für ihren Süßkram und strahlte wie ein kleines Kind an Weihnachten. „Hier. Für dich.", mit diesen Worten hielt sie mir lachelnt eine Packung unter die Nase.
„Das sind gebrannte Mandeln. Ich weiß doch wie gerne du die hast, Jane."
Schnell ließ ich die Mandeln in meiner Tasche verschwinden und umarmte sie.
„Hast du Lust Riesenrad zu fahren?", fragte ich sie.
Auch wenn wir beide Höhenangst haben, führen wir IMMER mit diesem Gefährt.
„Wenn wir ganz oben sind, machen wir ein neues Selfi von uns.", beschloss Viki.
„So wie in jedem Jahr. Ich schicke es dir dann, wie immer. Auf zum Riesenrad!"
Für andere ist es vielleicht, als währen wir im Alter von fünf hängen geblieben, doch so sind wir einfach. Zusammen sind wir verrückt und verrückt ist gut. Normal ist langweilig.
Statt in unseren hohen Schuhen wie alle anderen ,normal' zu dem Fahrgeschäft zu laufen, rannten wir wie kleine Kinder dort hin und fielen deshalb fast hin.
In der Gondel öffnete ich auf meinem Handy die Kamera. Als wir ganz oben anhielten, machten wir das Bild und genossen danach einfach nur noch den Ausblick.
Nach der Fahrt fuhren wir noch mit ein paar anderen Fahrgeschäften und spielten noch an einigen Buden.
Im Bierzelt wollten wir zum Abschluss des Tages noch etwas Essen und Trinken, doch daraus wurde nichts. Vikis Exfreund war da und das mit seinen Kumpels und einigen leicht bekleideten Damen. Er kam auf uns zu, weshalb man roch, dass er schon zu viel Alkohol getrunken hatte.
„Da is ja meine Freundin!", mit diesen Worten versuchte Sam Viki zu küssen. Sofort schubste sie ihn weg.
„Sam, du bist betrunken und wir sind nicht mehr zusammen!", schrie meine beste Freundin.
„Komm wir gehen, Viki!", sagte ich laut, nahm sie an der Hand und ging. Zusammen gingen wir zu mir, da sich meine beste abreagieren musste und niemand von denen wusste wo ich wohnte.
„Vergiss dieses Arschloch! Wir haben uns und jede Menge Süßkram. Und ich weiß genau, dass du noch deinen Traumprinzen finden wirst. Jetzt schauen wir einen Film und sehen was der Rest des Tages noch so bringt.", munterte ich sie auf.
„Danke, dass du immer für mich da bist, Jane. Ich hab dich lieb!"
„Ich dich auch!"
In dieser Nacht lachten wir noch viel und Viki vergaß ihren dummen Exfreund. Wie sich zeigte, bräuchte sie nur ihre beste Freundin, die sie liebte wie ihre eigene Schwester und immer für sie da war.