"Amber! Wo hast du gesteckt?", fragte Bloom, als Amber mit Portia an ihrer Seite durch die Tür trat.
Die junge Fee lächelte verschmitzt. Sie hatte ihr Charmix! Sie hat es geschafft!
Sie war überglücklich und doch fehlten ihr die Worte.
"Eure Freundin wurde von uns auf die Probe gestellt.", sagte Arcadia und trat an sie heran, "Sie hat uns - und sich selbst - bewiesen, dass sie die mentale Stärke aufbringen kann, um euch bei eurer Mission zu unterstützen. Und wurde dafür mit ihrem Charmix belohnt."
"Oh Amber, das ist ja wunderbar!", freute sich Flora.
Amber grinste nur vor sich hin.
"Das war's.", Tecna setzte gerade das letzte Kristallpuzzleteil in Musas Spiegel.
Die Spiegel veränderten sich. Ihre Oberfläche leuchtete auf und zeigte nun das Krankenhaus, in dem ihre Freundinnen lagen... und langsam erwachten.
"Wir haben es geschafft!", jubelte Bloom, die gebannt zusah, wie Stella die Augen aufschlug.
Stella sah sich für einen Moment um, nur um panisch zum nächsten Spiegel zu rennen und sich darüber aufzuregen, wie platt und zerzaust ihre Haare aussahen.
Die Winx kicherten.
"Eure Freundinnen werden sich freuen, euch wiederzusehen. Geht zu ihnen.", sagte Arcadia.
"Habt vielen Dank.", erwiderte Bloom respektvoll.
"Aber was ist mit den anderen Universen? Wenn die Todesfeen sich tatsächlich in den Paralleluniversen ausgebreitet haben, brauchen sie unsere Hilfe.", warf Tecna ein.
"Wir werden die Vorkehrungen dafür treffen.", versicherte Arcadia und ließ eine kleine goldene Schatulle, nicht größer als ein Taschenspiegel, erscheinen, welche sie Bloom überreichte: "Ich werde euch hierrüber über die nächsten Schritte informieren. Geht nun."
Das ließen sich die Feen nicht zweimal sagen und machten sich sofort auf den Rückweg nach Magix...
-
In der Zwischenzeit hatte Dakeria die Trix zu einer dunklen Schlossruine gebracht, die sie durch ein Dimensionsportal betreten hatten.
Ein schwarzer Nebel umgab das gesamte Gebiet, verschluckte Bäume und Felsen.
Irgendwas war mit diesem Nebel, denn es fühlte sich mit jedem Schritt so an, als würde das Leben selbst aus ihnen weichen.
Ein paar stumme Wachposten, die von Kopf bis Fuß in einer dicken Plattenrüstung steckten, öffneten das schwere Tor für sie.
Stormy versuchte einen Blick auf ihre Gesichter zu erhaschen, doch diese waren unter den metallenen Helmen nicht zu erkennen.
Dakeria führte sie über einen langen Flur in eine große Halle.
Es war eine Art Thronsaal.
Ein staubiger Kronleuchter hing angekettet an der Decke. Ein dicker Teppich führte über eine Treppe direkt zu dem knochenverzierten Thron in der Mitte des Raumes.
Einige andere Gestalten standen bereits herum, darunter auch ein paar bekannte Gesichter.
"Valthor?!", sagte Darcy überrascht.
Der blasse Mann mit den langen blonden Haaren blickte sie skeptisch an. "Ja, ich bin auch überrascht euch hier anzutreffen.", sagte er kalt mit seiner schleppenden Stimme.
Kein Wunder... Bei ihrem letzten Treffen hatten die Trix ihn im Stich gelassen, nachdem er seine Form gewandelt hatte.
Unangenehm...
Eine andere Gestalt, eine Art dunkler Ritter drehte sich nun zu ihnen.
"L-lord Dakar!", Stormy trat ein paar Schritte rückwärts.
Lediglich Icy blieb cool: "Ihr beide müsstet euch ja blendend verstehen, bei eurer Vorliebe für die kleine Mistfee Bloom."
"Warum sind SIE hier?", wandte sich Darcy an Dakeria.
"Wenn ich mich selbst, sowie meinen Feind kenne, muss ich den Ausgang keiner Schlacht fürchten. Doch ich kenne nur mich selbst, nicht jedoch meinen Feind.", erklärte Dakeria. Auf ihren fragenden Blick fügte sie hinzu: "Ihr alle habt schon einmal gegen die Winx gekämpft. Ihr kennt ihre Stärken und Schwächen. Das verschafft mir einen Vorteil."
"Mag ja sein, aber wir haben bisher immer wieder verloren.", erwiderte Darcy.
Dakeria lächelte kalt: "Der Preis für eure Informationen wird nicht gering sein. So viel kann ich versprechen. Ich werde euch die Möglichkeit geben, an neue Kräfte zu gelangen. Stärkere Kräfte."
Mehr Macht? Das war Musik in Icys Ohren.
"Du sagtest, du würdest die anderen befreien...", sagte ein Mann, der nun aus dem Schatten trat.
Er war blass und seine magentafarbenen Haare waren zu einem Irokesenschnitt frisiert. Er trug einen schwarzen Kilt, der bis zum Boden reichten, und ein schwarzes Shirt, dessen Ärmel durchsichtig waren. Nur seine Augen waren merkwürdig. Sie glühten grünlich, so wie der Nebel draußen.
"Das werde ich nun tun. Keine Sorge, Duman...", sagte sie. Und mit Blick auf die anderen fügte sie hinzu, "Und pass in der Zwischenzeit auf, dass die da sich nicht die Köpfe einschlagen."
Mit diesen Worten verschwand sie in der Dunkelheit...
-
"STELLA! LAYLA! MUSA! IHR SEID WIEDER WACH!", Bloom warf sich freudestrahlend in die Arme ihrer Freundinnen und die anderen Winx schlossen sich zu einer Gruppenumarmung zusammen.
"Was ist eigentlich genau passiert?", fragte Stella.
"Genau... Ich weiß nur noch, dass wir auf dem Marktplatz waren...", fügte Musa hinzu.
Bloom sah betroffen drein.
"Ihr... Wurdet angegriffen."
"Angegriffen? Aber...", begann Layla. Sie schüttelte den Kopf und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
Flora setzte sich zu ihr: "An was erinnerst du dich, Layla?"
Layla legte die Hände in den Schoß: "... wir... Wir waren in Magix... Ich... Ich hatte Visionen von Nabu... deswegen waren wir dort... Um mich abzulenken... und... ", sie atmete tief durch, "...der Marktplatz. Da war diese Stimme, die mich rief."
"Sie rief dich?", fragte Tecna verwundert.
"Ja, so war es bei mir auch.", sagte Musa.
"Was hat die Stimme gesagt?", fragte Bloom.
"Habt ihr es nicht gehört?", erwiderte Musa verblüfft.
"Wir haben nur ihren Gesang gehört.", erklärte Tecna, "Also was wollte die Stimme von euch?"
"...Sie sagte... Dass Nabu dort auf mich wartet... Dass sie mich zu ihm führen würde...", sagte Layla.
"Aber Layla, Nabu ist -"
"Ich weiß, Tecna!", sagte Layla aufgebracht. Sich etwas beruhigend, fuhr sie fort: "Es ist nicht so, dass ich eine Wahl gehabt hätte. Ich war wie in einer Art Trance... Ich konnte mich nicht dagegen wehren."
"Und wie war es bei dir, Musa?", fragte Amber nun.
Musa blickte nur zu Boden. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
"...meine Mutter..."
Layla nahm sie mitfühlend in den Arm.
"Das heißt dann wohl, dass Dakerias Magie besonders auf die anspricht, die jemanden verloren haben.", schlussfolgerte Tecna.
"Aber was ist mit Stella?", fragte Bloom.
Stella, die gerade ihre Haare durchbürstete, blickte auf. Offenbar hatte sie gar nicht zugehört: "Was ist mit mir?"
Tecna schüttelte den Kopf: "Bloom, erinnerst du dich? Stella war auch immun gegen Dakerias Gesang. Sie war die einzige, die eine direkte Attacke von Dakeria abgekriegt hat."
"...und die Attacke hat sie ausgeknockt, obwohl Dakeria nicht mal verwandelt war. Sie muss ganz schön stark sein.", überlegte Musa, die sich wieder beruhigt hatte.
"Mehr als nur ausgeknockt, glaube ich.", sagte Bloom knapp.
"Was meinst du damit?", fragte Stella.
Stille trat ein.
"Das ist eine lange Geschichte... Wir erzählen sie euch, wenn wir wieder in Alfea sind.", sagte Tecna schließlich, "Kommt, Mädels!"
-
Währendessen...
Sie wusste, dass sie verfolgt wurde. Er würde sich nicht so leicht abschütteln lassen... Aber das war fürs erste egal.
Dakeria konzentrierte sich auf den Gefangenentransporter, der neue Häftlinge in die eisige Omega-Dimension bringen sollte.
Drei Wachposten, plus die Gefangenen, die bereits in Eisblöcke eingeschlossen am Schiff verankert waren.
Sie schlich sich ungesehen an Board. Die Crew lud die letzten Vorräte in den Frachtraum - größtenteils Essen und warme Kleidung, sowie ein paar Ersatzteile, die der Kälte der Omega-Dimension stand halten konnten.
Erst als das Schiff abgehoben war, trat sie aus ihrem Versteck. Die Crew hatte ihr den Rücken zugedreht und hockte nichtsahnend vor den Armaturen und den hollografischen Landkarten des Schiffes. Nicht ein einziger Laut entfuhr ihnen, als sie ihnen die Seelen entriss.
Sie trat vor. Der Autopilot war bereits eingestellt. Sehr gut. Zeit, um das Schiff nach gewissen blinden Passagieren abzusuchen.
Sie dachte nach...
Er war ihr schon seit einer Ewigkeit auf der Spur. Es war beeindruckend, dass er sie sogar in dieses Universum verfolgt hatte.
Nicht dass sie Heimweh gehabt hätte.
...
Er war nicht hier.
Dakeria atmete erleichtert aus.
Auch wenn er sie nur erneut gefangen nehmen wollte...
Ein Teil von ihr erinnerte sich an den Mann, der er einst war.
Der Mann... den sie einst...
... geliebt hatte.
Das war vor langer Zeit.
Er war nicht wegen ihr hier. Er wollte ihre Macht. Sie erneut versklaven, festsetzen...
Doch dieses Mal war sie vorbereitet.
Die eisige Oberfläche der Omega Dimension kam in Sichtweite und Dakerias Schiff landete auf einem Gletscher.
Sie konzentrierte sich wieder auf die Mission.
Sie spürte die Seelen der Gefangenen.
Ein paar wenige stachen hervor. Bösartiger. Gerissener.
Dort musste wohl ihr Ziel sein.