"M-moment! Sag das nochmal!", rief Musa aufgebracht, nachdem die anderen Feen sie aufgeklärt hatten.
"Dakeria hat... Unsere Seelen gestohlen?", fragte Layla.
"Wie ist sowas überhaupt möglich?!", entfuhr es Stella.
Bloom hob beschwichtigend die Hände, während Tecna das Raumschiff von Magix zurück nach Alfea steuerte.
"Wir wissen es nicht genau. Aber Arcadia und Faragonda glauben, dass Dakeria eine Todesfee sein könnte, die ihrer dunklen Gottheit Seelen darbringt."
"Arcadia? Ihr seid im goldenen Königreich gewesen?", fragte Layla.
"Das war unser einziger Anhaltspunkt. Arcadia hat die Todesfeen einst aus dieser Welt verbannt, aber sie müssen irgendwie zurück gekommen sein. Womöglich haben sie sich auch in anderen Welten ausgebreitet.", erklärte Tecna und tippte energisch auf dem Steuerpult herum.
"Unglaublich...", war alles was Musa dazu einfiel. Man sah ihr die Sorge an. Sorge... und Angst.
Es war ein Schock gewesen.
Für sie alle.
Die Winx hatten schon öfters übermächtige Gegner vor sich gehabt, aber nie hat eine bloße Machtdemonstration dazu geführt, dass sie beinahe einen Teil ihrer Gruppe verloren hätten.
Selbst Stella, die sonst immer so selbstsicher wirkte, sah eingeschüchtert und nachdenklich aus dem Fenster.
Amber blickte zu den Feen. Sie wagte es nicht, ihre Gedanken zu erkunden.
Vielleicht war die Wunde noch zu frisch. Die Angst noch mehr, aus ihrer Gruppe zu verlieren, so wie Nabu...
-
Die Kälte schnürte ihr die Kehle zu. Dakeria fühlte sich in der Omega-Dimension fast wie daheim. Nur dass ihre Heimat nicht von Elektroschrott und eingefrorenen Straftätern gesäumt war.
Der eisige Wind ließ sie in Gedanken versinken...
Val'garath.
Das Reich der Krieger im Nordwesten... Sie erinnerte sich an die Gebirgskette, die sich kreisförmig um die Hauptstadt im Tal legte.
Die Brücken, die von den Gipfeln zur Festung auf dem Berg in der Mitte der Stadt führten.
Die Festung des Königs...
Die tiefen Wälder und steinigen Strände...
Die Schlachtfelder auf die sie ihre Truppen geführt hatte...
Sie schüttelte den Kopf.
Es war nicht der Zeitpunkt, um in Erinnerungen zu schwelgen. Sie musste sich auf ihr Ziel konzentrieren und machte sich wieder auf den Weg.
Schnell hatte sie die drei Hexer gefunden.
Oder zumindest was davon übrig war.
Wie es aussah, wurden sie eingefroren und sind anschließend aus großer Höhe gefallen. Das Eis war zerschmettert. Genau wie die gefrorenen Körper. Sie mussten schon eine Weile hier liegen.
Dakeria seufzte.
So eine Verschwendung...
Ein Knacken ließ sie aufhorchen.
Im Augenwinkel erkannte sie einen Hinterhalt - eine Meute Krimineller, die sich aus ihrem eisigen Käfig befreit hatten.
Sie waren vermummt und trugen Masken, die ihre Gesichter vor der Kälte schützten. Fünf Männer mit selbstgebauten Macheten aus Schrott.
Und noch immer glaubten diese Narren, dass ihr kleiner Hinterhalt nicht auffiel.
Perfekt.
Dakeria wirbelte herum und richtete ihre Hand auf die Meute...
Ein grünlicher Faden arkaner Energie verband sich aus ihren Körpern mit Dakerias Hand.
Die Männer verdorrten langsam.
Dakerias Magie schien ihnen das Leben selbst zu entziehen. Ihre Körper fielen in sich zusammen. Tot.
Dakerias Augen glühten grün.
Sie wandte sich nun wieder den zerschmetterten Überresten der Hexer des schwarzen Kreises zu.
Die Lebensenergie, die sie gesammelt hatte, richtete sie nun auf sie.
Langsam, ganz langsam regenerierten sich zunächst ihre Körper.
Dakeria trat näher, zu einem von ihnen, einen blassen Mann mit langen, blutroten Haaren.
Seine Seele war noch da... Intakt.
Faszinierend.
Normalerweise sollte die Seele eines Toten diese Welt verlassen. Doch in dieser schien ein grenzenloser Hass zu stecken, geballt mit dem Verlangen nach Rache, dem Streben nach Macht...
Sein purer Wille hielt seine Seele in seinem Körper gefangen.
Er weigerte sich, den Tod zu akzeptieren...
Nicht schlecht. Das könnte interessant werden...
Dakeria wandte sich von ihm ab und beobachtete seine Gefährten.
Einer von ihnen, ein Mann mit harten Gesichtszügen und langen blonden Haaren, die von einem Hut mit breiter Krempe verdeckt wurden, schien sich regeneriert zu haben.
Warum wachte er nicht auf...?
Dakeria lächelte kalt. So ist das also...
Sie spürte wie sie gepackt wurde.
"Wer bist du?", zischte eine Stimme an ihr Ohr.
Die anderen Männer, die sich schlafend gestellt hatten, standen auf und musterten sie misstrauisch.
"... Ein gelungenes Ablenkungsmanöver... Und solide Teamarbeit. Das respektiere ich.", sagte sie ruhig.
Ihre Augen begannen zu glühen und der Mann, der sie so blitzschnell gepackt hatte, ließ plötzlich einen schmerzerfüllten Schrei ertönen und ließ sie los.
Seine Hand war schwarz verbrannt.
Wütend blickten seine dunklen Augen sie an.
Der Blonde ging in Angriffshaltung, doch der Rothaarige, welcher der Anführer zu sein schien, bedeutete ihm, sich zurück zu halten.
Das musste wohl Ogron sein.
Er musterte zunächst sie und anschließend die Toten um sie herum.
"Ich habe nicht vor, gegen euch zu kämpfen...", bemerkte Dakeria kühl.
"Was willst du dann von uns?", knurrte der Blonde.
"Ganz ruhig, Gantlos."
"Aber Ogron-!"
Ogron warf ihm einen Blick zu, der ihn sofort verstummen ließ. Was Gantlos jedoch nicht davon abbrachte, Dakeria finster anzublicken.
"Ich habe euch nicht wiederbelebt, um euch erneut zu töten.", sagte Dakeria ruhig.
"Warum nicht? Was willst du von uns?", fragte nun der Mann, der sie vorhin gepackt hatte. Er hatte dunkle Haut und noch dunkleres Haar und trug einen Mantel aus einem blau-gräulicheb Stoff.
"Töten an sich ist eine Verschwendung. Was nützt es mir, meinem Opfer körperliche Schmerzen zuzufügen, wenn ich die Seele bis in alle Ewigkeit quälen kann? ", sagte Dakeria zu ihm gewandt.
Dann fuhr sie fort, "Ihr habt Informationen über die sogenannten Winx Feen. Ihr habt bereits gegen sie gekämpft. Würdet ihr es wieder tun?"
"- Aber...!"
"Nur die Ruhe, Anagan.", sagte Ogron und fuhr an Dakeria gewandt fort...was erhoffst du dir davon?",
"Die Seele der Fee der Drachenflamme. Bloom."
"Wir haben ohnehin keine Kräfte mehr...!", sagte Anagan.
Ogron warf ihm einen Blick zu, der ihn sofort verstummen ließ.
"Das soll nicht eure Sorge sein. Helft mir und ich verschaffe euch zu neuen Kräften. Alles was ihr tun müsst, ist mir die Treue zu schwören...", sagte Dakeria.
"Warum entreißt du unseren Seelen nicht einfach die Informationen, die du brauchst?", knurrte Gantlos.
Dakeria lächelte. Offenbar gefiel ihr die Frage, "Ganz einfach weil zwischen theoretischer Informationen und tatsächlicher Kampferfahrung ein riesen Unterschied ist. Zudem... ist dies der Preis, den Duman verlangte, um für mich zu kämpfen."
"Duman lebt?"
"So ist es. Also... Ihr habt die Wahl. Kämpft für mich und rächt euch für eure letzte Niederlage... Oder bleibt hier und fristet euer leeres Dasein ohne Magie. Die Wahl liegt bei euch."
Eine grausame Wahl. Das wusste sie.
Natürlich könnten sie ablehnen, aber dann würde diese Frau sie einfach töten und ihre Seelen an sich reißen.
Sie hatten gar keine andere Wahl, als ihr zu folgen.
Ogron trat vor und schlug in die dargebotene Rechte ein.
Sofort fühlte er sich stärker... sogar stärker als früher. Er hatte das Gefühl, dass er die Erdenfeen im Alleingang fangen könnte.
Dakeria sah ihm in die Augen und lächelte kalt.
Sie wusste wie er sich fühlte. Sie würde es schamlos ausnutzen. Doch für den Moment...
Dakeria öffnete ein Portal: "Tretet hindurch. Ich habe noch etwas zu erledigen..."
-
In der Zwischenzeit sind die Winx in Alfea angekommen.
Der Anblick der Schule schien die trüben Gedanken der Feen ein wenig zu vertreiben.
Als sie über die ausgefahrenen Rampe den Campus betraten und die vielen jungen Feen erblickten, wurde die Stimmung gleich viel besser.
"Hey seht mal!", sagte Layla und deutete auf die Seifenblasenschmetterlinge, die eine junge Fee erscheinen lassen hat.
"Ja, ich sehe es! Mode von Amaury Ducè. Sommerkollektion von vor drei Jahren!", sagte Stella und beäugte die Fee kritisch, "Aber DAS Oberteil zu DEM Rock?"
Die Feen kicherten.
Plötzlich leuchtete etwas in Blooms Tasche.
Arcadias Schatulle!
"Los, mach es auf.", sagte Tecna, als sie Blooms Zögern sah, "Es ist bestimmt wichtig."
"Du hast Recht...", sagte Bloom und ließ die kleine goldene Schatulle aufschnappen.
Ein Hologramm von Arcadia erschien.
"Euer Majestät...", sagte Bloom.
"Hallo Winx...", begann Arcadia, doch sie wurde von der griesgrämigen Stimme Griseldas unterbrochen:
"Was geht hier vor, Mädchen?!"
Sie erstarrte, als sie Arcadias Gesicht im Hologramm entdeckte.
"Keine Sorge, Miss Griselda."
Die Oberhausdame rückte ihre dreieckige Brille zurecht und klemmte ihre Mappe unter den Arm: "Nun, ich bin sicher, dass Direktorin Faragonda an dieser Besprechung teilhaben will."
"Das wollte ich ebenfalls vorschlagen.", sagte Arcadias Hologramm.
"Gut, dann gehen wir in ihr Büro. Kommt, Mädels!", sagte Bloom und winkte die anderen zu sich.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Büro der Direktorin.