geschrieben: 14. Januar 2018
als ich das Lied "The living years" von Bo Katzman gehört habe. Ursprünglich kommt das Lied von Mike & the Mechanics und ich machte mir so meine Gedanken darüber. Es geht um das eher traurige Verhältnis zwischen einer Tochter und ihrem Vater.
Lieber Vater
Every generation
blames the one before
And all of their frustrations
Come beating on your door
I know that I'm a prisoner
To all my Father held so dear
I know that I'm a hostage
To all his hopes and fears
Ich weiß, dass ich ein Gefangener all dessen bin, was meinem Vater hoch und heilig war.
Und ich weiß auch, dass ich die Geisel all seiner Hoffnungen und Ängste bin.
Ja was soll ich sagen Papi, du hast mir schon als ich noch ganz jung war mal gesagt, ich solle dir lieber den Vornamen sagen, weil Papi so unerwachsen klingt. Damals weinte ich, denn du bist ja schliesslich mein Papi, dachte ich bei mir. Du warst über meine Reaktion erschrocken und sagtest mir dann, ich dürfe natürlich auch weiterhin Papi sagen, wenn ich wolle. Seit einiger Zeit unterschreibst du zwar die Mails und Briefe, die du mir sendest wieder mit Hans, was ich nicht wirklich verstehen kann. Doch so ist das wohl einfach mit dir. Du hast schon lange nicht wirklich mehr Interesse an uns als deine Kinder, so kommt es mir jedenfalls vor, denn auch mit meinen Brüdern hast du immer wieder Streit. So wähle ich jetzt einfach mal ein Zwischending und nenne dich Vater. Ist vielleicht etwas weniger kindisch als Papi. Ja Vater, ich werfe dir schon einige Dinge vor, die mir heute immer mal wieder Schwierigkeiten bereitet.
Du warst ein lieber Papi, so lange wir noch kleine Kinder waren, die man formen konnte. Danach hat sich erst gezeigt, dass du deine genauen Vorstellungen hattest, dazu, was aus uns werden sollte, oder wie wir uns zu verhalten hätten. Kein Mann den ich aussuchte, war gut genug für dich. Und die Berufe die ich ausübte, waren auch nicht sonderlich prestigeträchtig. Mein Bruder hätte es im Kopf gehabt und hätte eine höhere Schule machen können, aber er wollte nicht (was du ihm sehr, sehr übel genommen hast, denn du hättest ja alles bezahlt).
Bei mir hat sich (Gottseidank!) diese Frage gar nie gestellt, denn ich hatte nicht viel im Kopf, eher öfters ein Chaos in meinem Herzen. Aber vor allem hatte ich Gedankengänge, die dir völlig fremd waren. Ich hielt nie etwas von alten Traditionen, Generationenprinzip und so, ich hielt nichts davon, dass du mit meinem Liebsten einverstanden sein musstest und meine Männer, hielten auch nie bei dir um meine Hand an. Das hat dich immer ganz besonders genervt, diese Autonomie deines Töchterchens, für dass du doch nur das Beste wolltest.
So dachtest du, nachdem ich die Lehre beendet habe, du zahlest mir schnurstracks eine Schule in England und im gleichen Atemzug, suchtest du auch noch einen (vermeintlich) smarten Engländer aus, der mich dann treffen und wenn möglich umwerben sollte, damit ich meinen damaligen Liebsten endlich in den Wind schiessen sollte.
Doch alles kam anders. Der smarte Engländer interessierte mich nicht die Bohne (und ich interessierte ihn zum Glück auch nicht!) Nein im Gegenteil, ich heiratete auch noch diesen unmöglichen Kerl, den du total auf dem Kicker hattest.
Du kamst aus armen Verhältnissen, für die du dich immer geschämt hast, hast dich hochgearbeitet mit viel Ehrgeiz und eine Menge Geld gescheffelt. Du hast nicht begriffen, warum mein einer Bruder und ich das einfach nicht wollten und der andere Bruder, der sich als Einziger für das Reichsein interessiert hätte, musste sogar in eine Spezialschule und machte schliesslich (nur) eine Anlehre als Maler. Das muss dich echt mega gewurmt haben, nicht wahr?
Die Frau die du jetzt hast, denkt ganz ähnlich wie du und auch sie hat eine Menge Geld gemacht. Geld ist für euch das Allerwichtigste, scheint mir. Ihr wart immer nur grosszügig, wenn ich etwas dafür als Gegenleistung bekommen habt. Bei euch bestand die Gegenleistung daraus, so zu funktionieren, wie ihr es euch vorstelltet und ewige Dankbarkeit und Unterwerfung unter euren Willen, wurde natürlich vorausgesetzt. Leider hat das nicht funktioniert.
Oh ich habe dir viele Briefe geschrieben, dir oft zu erklären versucht, was ich empfinde! Ich habe es immer laut und klar gesagt, doch das hast du nicht vertragen.
You say you just don't see it
He says it's perfect sense
You just can't get agreement
In this present tense
We all talk a different language
Talking in defence
Du sagst: "Ich sehe das völlig anders!"
Er sagt: "Nur so und nicht anders ergibt das einen Sinn!"
Und ihr könnt euch einfach nicht einigen,
weil ihr nicht die gleiche Sprache sprecht
und weil ihr euch bei allem sofort persönlich angegriffen fühlt.
Ja, persönlich angegriffen habe ich mich tatsächlich öfters gefühlt, aber ich war nicht nachtragend, lange war ich nicht nachtragend. Ich habe dich und auch deine zweite Frau sehr geliebt, obwohl ihr euch öfters ziemlich übel verhalten habt. So hast du mich z.B. mal, bevor ich heiratete in ein
Gourmet- Restaurant eingeladen und als wir dort in dieser viel zu hochgestochenen Gaststube sassen und ich die armen Hummer bemitleidete, die im Aquarium schwammen und bald lebend ich siedend heisses Wasser geworfen werden würden, hast du ganz stolz Hummer bestellt. Auch Kaviar wolltet ihr mir schmackhaft machen. Ich mochte ihn überhaupt nicht und der gekochte Hummer auf eurem Teller, gab mir eher noch den Rest, als dass es mich hätte Gefallen an dieser, meiner Ansicht nach viel zu dekadenten, Gourmetbude finden zu lassen. Mit einem snobistischen Ausdruck auf deinem Gesicht, hast du dann herüber zum Nachbarsrestaurant gedeutet, dass eine Pizzeria war und mir gesagt: «Wenn du diesen Mann heiratest, wirst du nie in so einem Restaurant wie diesem hier essen gehen, sondern dann musst du in die Pizzeria rüber!»
Ich erwiderte: «Oh ja gut, ich mag Pizza nämlich sehr, mehr als das hier!» Das hat dich einem Augenblick lang sprachlos gemacht. Doch was hast du denn erwartet? Dass ich das hier toll finden würde, dass ich beim Anblick der armen, dem Tode geweihten Hummer, zum Gourmet werden würde? Wohl eher nicht, aber wie gesagt, wir sprachen immer eine andere Sprache und ich hätte wohl ebenso mit einem Chinesen reden können, der hätte wohl genauso wenig verstanden, wie du, wenn es darum ging, was ich dir begreiflich machen wollte. Was ich dir immer wieder begreiflich machen wollte. Ich wollte dir und deiner Frau einfach eine andere Sicht auf das Leben vermitteln, eine Sicht bei der nicht Geld, Prestige etc. im Vordergrund stand, doch das ging nicht. Ich habe oft laut und klar geredet, dachte ich. Aber verstanden hast du vermutlich nicht mal einen Drittel, vermutlich nicht mal einen Viertel.
Übrigens habt ihr euch auch sehr schnell angegriffen gefühlt, wenn ich nicht eurer Meinung war. Das hat schliesslich zum langen Bruch zwischen uns geführt.
Say it loud (say it loud), say it clear (oh say it clear)
You can listen as well as you hear
It's too late (it's too late) when we die (oh when we die)
To admit we don't see eye to eye
Ich rate dir, sag es laut und deutlich:
Du kannst hören, so gut du hören kannst.
Wenn wir erst mal tot sind, ist es zu spät sich zuzugestehen,
dass man sich niemals so richtig Auge in Auge gegenübergestanden hat!
Ja Vater, ich habe immer klar und deutlich geredet, aber wie das Lied auch sagt, man kann nur so gut hören, wie man eben hören kann und bei vielem was ich sagte, warst du einfach taub, ich vermutlich auch, bei gewissen Dingen die du zu mir sagtest. Auch ich trage meine Schuld an unserem schlechten Dialog. Doch ich weiss heute auf jeden Fall, dass ich nicht mehr zu viel sagen darf, weil du dich dann wieder von mir abwendest, wie du es immer wieder getan hast. Ich gestehe zu, wir redeten immer wieder aneinander vorbei, weil unsere Lebensziele einfach ganz anders waren. Wir sind uns oft Auge in Auge gegenübergestanden Vater, aber wir haben nie auf gleicher Augenhöhe gesprochen. Für dich war ich immer noch dein Töchterchen, dass man auf den richtigen Weg führen musste. Welches den falschen Mann geheiratet hatte, welches viel zu viel Wert auf spirituelles, menschliches Wachstum legte, als auf das Wachstum des Geldbeutels. Meine Männer waren nie reich, aber es waren tolle, wertvolle Menschen, die ihre ganz eigenen Qualitäten hatten. Das hast du nie begriffen, denn für dich bedeutete es, dass mir diese Männer zu wenig bieten konnten.
Du sagtest ich sei mich ja von meinem Leben als deine Tochter, einen hohen Lebensstandard gewöhnt und dass ich nicht mit weniger klarkommen könne. Das hat mich oft so unglaublich wütend gemacht! Denn ich konnte wahrlich mit weniger auskommen. Das habe ich dann auch bewiesen. Doch das hast du nicht wirklich anerkannt. Ich weiss nicht, ob du hinsichtlich meines jetzigen Partners ein wenig mehr Altersmilde bekommen hast, denn wenigstens wolltest du mich, seit ich mit ihm zusammen bin, nie mehr mit jemandem anderen verkuppeln. Du hast sogar gesagt, er passe dir viel besser als mein erster Mann. Vielleicht hast du wenigstens begriffen, dass ich nun mit meiner grossen Liebe zusammen bin und ziemlich sicher auch zusammenbleiben werde.
Wir führen ein gutes Leben, jedoch ein normales Leben und wir mussten immer mal wieder etwas sparen, doch das störte uns nicht. Weil da so viel Liebe ist und wir alles haben, was wir brauchen. Anfangs jedoch, hast du meinen jetzigen Mann auch noch öfters vollgequatscht, wegen Weiterbildungen usw. und dass er schon schauen muss, dass er mir genug bietet. Das Ziel, dass du damit erreicht hast war höchstens, dass mein Mann sich in deiner Gegenwart überhaupt nicht mehr wohl fühlte. Mein erster Mann hat übrigens sogar ein Trauma davongetragen, weil ihr ihn mal so übel behandelt und als Dummkopf beschimpft habt. Das habe ich dir ehrlich gesagt nie ganz verziehen. Das war damals in eurem teuren Haus, oberhalb von Monte Carlo und es war Horror für uns. Damals hast du dein wahres Gesicht offenbart und seither traute ich dir nicht mehr so wirklich über den Weg. Ich habe mich damit einigermassen abgefunden, dass du mich niemals für voll nehmen wirst, doch ich brauche deine Bestätigung auch nicht, schon lange nicht mehr! Dennoch geprägt bin ich von all den Dingen die zwischen uns passiert sind.
So we open up a quarrel
Between the present and the past
We only sacrifice the future
It's the bitterness that lasts
Stattdessen streiten wir in einem Vakuum zwischen Gestern und Heute.
Und die Zukunft? Die bleibt dabei auf der Strecke!
Und am Schluß bleibt nichts als Verbitterung!
Ja Verbitterung, Vater, da ist wirklich manchmal Verbitterung. Verbitterung darüber, dass du mich eben nie richtig ernst genommen hast und dass du mir einfach deine Liebe entzogen hast, wenn ich nicht nach deinem Gusto funktionierte. Wir streiten noch immer, wenn auch weniger offen, aber es geht nach wie vor über die Erhaltung und Gewinnung von Raum. Du willst mir meinen Raum nehmen und ich will meine Raum behalten. Du willst mir weiterhin diktieren wie ich mich verhalten soll und ich distanziere mich immer mehr von dir, von euch.
Damals war da dieser schreckliche Streit, mit deiner zweiten Frau, weil ich zu vieles offen ausgesprochen habe. Sie hat damals auch ihr wahres Gesicht gezeigt, eine Fratze die mich sehr erschreckt hat. Denn nach diesem Streit, wollte sie mich auf einmal nicht mehr sehen. Du hast dich (nach ein wenig innerem Widerstand), dann auf ihre Seite geschlagen und mich schliesslich beschimpft, dass ich an allem Schuld sei und ich mich entschuldigen müsse und allein die Schuld auf mich nehmen soll, für diesen Streit. Doch ein Streit hat nun mal immer zwei Beteiligte. Ich wollte es ausdiskutieren und einen Weg mit euch finden. Doch ihr habt mir diese Möglichkeit genommen und der Streit entbrannte zwischen deine Ansichten von Gestern und meinen Ansichten von Heute.
Ich wollte, dass ihr mich als gleichwertigen Gesprächspartner anschaut und auch eure Fehler eingesteht. Doch du sagtest mir dann, dass ich das Generationsprinzip noch nicht begriffen habe und immer die Jungen sich bei den Alten entschuldigen müssen, ob sie nun wirklich alleine schuld sind, oder nicht. Dazu war ich nicht bereit, lange nicht. Ich wollte endlich ein Gespräch auf Augenhöhe (ich war ja immerhin auch schon 30 Jahre alt), was folgte waren 11 Jahre Funkstille, die von euch ausging. Ich wollte einige Male wieder mit euch in Kontakt treten, vor allem als dein Enkel geboren wurde, Vater. Doch zu wolltest davon nichts wissen. Du sagtest deine Frau sei noch nicht bereit für eine Versöhnung und du… du wolltest es dir mit ihr natürlich nicht verderben! So gingen die Jahre ins Land und ich lernte, nach langer Leidenszeit, ohne dich weiter zu gehen.
So don't yield to the fortunes
You sometimes see as fate
It may have a new perspective
On a different day
And if you don't give up, and don't give in
You may just be okay
Ergib dich doch nicht in irgendein Schicksal,
von dem du glaubst, dass es unausweichlich wäre!
Kann doch gut sein, dass du das alles selbst irgendwann mal aus einer ganz anderen Perspektive siehst.
Und auch wenn du dann immer noch nicht nachgibst und nicht locker läßt, dann ist das immer noch besser, als einfach zu schweigen.
Ja Vater, geschwiegen habe ich einstmals nicht. Doch schliesslich, nachdem du mich nach 11 Jahren doch mal wieder angerufen hattest und wieder Kontakt mit mir aufnehmen wolltest (natürlich unter der Bedingung, dass ich mich nochmals hochoffiziell und schriftlich, bei deiner Frau entschuldigte was ich dann auch tat, weil ich einfach klüger sein wollte), schweige ich fast nur noch. Ich führe mit dir nur noch Smalltalk Gespräche, nicht mal mehr das. Ich schicke dir lieber ein Whatsapp, denn ich telefoniere nicht gerne und mit dir eh noch weniger gern. Ich fühle keine wirkliche Bindung mehr zu dir. Mir ist klargeworden, dass wir einfach zwei Menschen sind, die in diesem Leben Teil einer Familie sind, doch meine wahre Familie, nein Vater, das bist du irgendwie nicht mehr so wirklich. Das warst du eigentlich auch nie. Ich war ja eh ein Adoptivkind, für das du die Verantwortung einst übernommen hast. Auch meine leiblichen Eltern bedeuten mir nicht viel. Ich würdige sie aber sie spielen keine grosse Rolle, du jetzt auch nicht mehr. Ich weiss, dass es immer wieder das Gleiche sein wird. Du hast schon wieder angefangen mir Vorschriften zu machen und nun wirfst du mir wieder vor, man höre nichts von mir. Das alles berührt mich irgendwie beängstigend wenig. Ich ärgere mich manchmal nur darüber, dass du scheinbar noch immer kein Schritt von deiner patriarchischen Schiene abgewichen bist. Das wird sich wohl nie mehr ändern. Du bist jetzt 82 und wie ein Fremder für mich. So weiss ich, dass reden auch nicht mehr viel bringen wird. Wenn du stirbst werde ich traurig sein, doch vermutlich in gewisser Weise auch erleichtert, weil ich dann diesen Druck nicht mehr fühle, den du oft auf mich ausgeübt hast, oder noch ausüben willst. Ich bin nun aber schlicht zu alt, um das noch mit mir machen zu lassen. Ich habe so viele Entwicklungen gemacht, Vater, wundervolle Entwicklungen, du weisst wenig, bis kaum mehr etwas darüber. Eine Zeit lang, nachdem du wieder Kontakt mit mir aufgenommen hast, dachte ich irgendwie, wir könnten uns wieder näherkommen, doch du kannst einfach nicht über deinen Schatten springen und ich wohl auch nicht. Du bist der Patriarch, ich bin der Rebell! So ist das wohl. Ich ergebe mich nicht in meinem Schicksal, Vater, ich nehme es nun ganz selbst in die Hand und dazu brauche ich dich schon länger nicht mehr. Das habe ich dir bisher nicht gesagt, aber vielleicht sollte ich es tun, ich weiss auch nicht. Eigentlich will ich einfach meinen Frieden und dir gegenüber nicht mehr so feste Verpflichtungen haben. Vielleicht ändert sich meine Perspektive ja irgendwann noch, aber gerade glaube ich nicht so wirklich daran und wer weiss wieviel Zeit wir noch haben werden.
I wasn't there that morning
When my Father passed away
I didn't get to tell him
All the things I had to say
I think I caught his spirit
Later that same year
I'm sure I heard his echo
In my baby's new born tears
I just wish I could have told him in the living years
Ich war nicht da an dem Morgen, als mein Vater starb,
hatte keine Chance mehr, ihm all das zu sagen, was ich ihm immer schon mal sagen wollte.
Später, noch im selben Jahr, fing ich zum ersten Mal an, ihn einigermaßen zu verstehen.
Als mein neugeborenes Baby weinte, war ich mir sicher, so etwas wie das Echo seiner Stimme zu hören und ich würde viel darum geben, wenn ich ihm das noch zu Lebzeiten hätte sagen können
Ich weiss nicht ,Vater, ob ich da sein werde. Wenn du stirbst (so oft du und deine Frau unterwegs in anderen Ländern seid, kann alles zu jeder Zeit passieren), werde ich wenn ich kann, da sein, doch wenn nicht, dann ist es einfach so. Noch lebst du ja noch und natürlich passen darum die oben geschriebenen Zeilen, nicht genau auf unsere Situation.
Was ganz bestimmt NICHT passieren wird ist, dass ich dein Echo in der Stimme meines neugeborenen Kindes hören werde. Denn ich werde kein Kind mehr haben, weil ich auch keins mehr möchte. Damals als mein Sohn gerade geboren wurde, habe ich auch nicht an dich gedacht und du hast dich auch nicht darum gekümmert, als ich dir kurz darauf von seiner Geburt berichtete. Es sei noch kein Gras über alles gewachsen, hast du gesagt. 4 Jahre waren zu kurz für euch, um sich mit mir zu versöhnen. Schade! Aber ich fand mich damit ab. Und mein Sohn kennt dich jetzt mit bald 13 Jahren, einfach nur sehr oberflächlich.
Eigentlich ist es etwas ironisch, dass du, als ich meine leibliche Mutter suchte, gesagt hast, du wollest nichts von dieser Frau wissen, die ihr Kind weggegeben hat. Doch ist das was du getan hast etwa besser? Ich denke nicht! Meine damalige Mutter war in einer wirklichen Not und ich verstehe, dass sie mich weggeben musste. Doch du hast noch etwas Schlimmeres getan: Du hast eigentlich ab einem Alter von 3 Monaten, die Verantwortung für mich übernommen und dann verstösst du mich einfach für 11 Jahre, nur wegen eines dummen Streites, den ich eigentlich vor allem mit deiner Frau hatte.
Du wolltest nicht mal deinen Enkel kennenlernen, ist das etwa besser? Oh nein Vater, ist es nicht! Das muss ich auch mal ganz laut und klar sagen. Der Preis dafür ist, dass meine Sohn auch nicht viel Wert auf den Kontakt mit dir legt.
Ob ich dich besser verstehe? Vielleicht in gewisser Weise, aber ich verstehe eher, dass wir einfach von anderen Planeten kommen und dass es eine Illusion war, dich von deinem hohen Ross runterholen zu können. Traurig, aber wahr. Meine Aufgabe ist es, das zu akzeptieren und euch in eurem Weg zu würdigen. Ich bin aber nicht bereit, mich in eure Welt hereinziehen zu lassen und darum gehe ich meinen eigenen Weg. Alles Gute... Vater
Deine Tochter
**************
Hier noch das ganze Lied, mit Übersetzung es ist ein Lied von Mike & the Mechanics, auch Bo Katzmann hat es mal gesungen.
The living years
Every generation
blames the one before
And all of their frustrations
Come beating on your door
I know that I'm a prisoner
To all my Father held so dear
I know that I'm a hostage
To all his hopes and fears
I just wish I could have told him in the living years
Oh, crumpled bits of paper
Filled with imperfect thought
Stilted conversations
I'm afraid that's all we've got
You say you just don't see it
He says it's perfect sense
You just can't get agreement
In this present tense
We all talk a different language
Talking in defence
Say it loud (say it loud), say it clear (oh say it clear)
You can listen as well as you hear
It's too late (it's too late) when we die (oh when we die)
To admit we don't see eye to eye
So we open up a quarrel
Between the present and the past
We only sacrifice the future
It's the bitterness that lasts
So don't yield to the fortunes
You sometimes see as fate
It may have a new perspective
On a different day
And if you don't give up, and don't give in
You may just be okay
So say it loud, say it clear (oh say it clear)
You can listen as well as you hear
Because it's too late, it's too late (it's too late) when we die (oh when we die)
To admit we don't see eye to eye
I wasn't there that morning
When my Father passed away
I didn't get to tell him
All the things I had to say
I think I caught his spirit
Later that same year
I'm sure I heard his echo
In my baby's new born tears
I just wish I could have told him in the living years
Say it loud, say it clear (oh say it clear)
You can listen as well as you hear
It's too late (it's too late) when we die (it's too late when we die)
To admit we don't see eye to eye
So say it, say it, say it loud (say it loud)
Say it clear (come on say it clear)
The living years Übersetzung
Jede Generation beschuldigt die andere zuvor. Und alle Frustrationen selbiger, klopfen an deine Tür.
Ich weiß, dass ich ein Gefangener all dessen bin, was meinem Vater hoch und heilig war.
Und ich weiß auch, dass ich die Geisel all seiner Hoffnungen und Ängste bin.
Ich wünschte nur, ich hätte ihm das zu Lebzeiten mal sagen können.
Ein paar zusammengeknüllte Papierfetzen, bekritzelt mit unausgegorenen Gedanken,
der ein oder andere gestelzte Versuch eines Gesprächs, ich fürchte, das ist alles, was wir zustande gebracht haben.
Du sagst: "Ich sehe das völlig anders!"
Er sagst: "Nur so und nicht anders ergibt das einen Sinn!"
Und ihr könnt euch einfach nicht einigen,
weil ihr nicht die gleiche Sprache sprecht
und weil ihr euch bei allem sofort persönlich angegriffen fühlt.
Ich rate dir, sag es laut und deutlich:
Du kannst hören, so gut wie du hören kannst.
Wenn wir erst mal tot sind, ist es zu spät sich zuzugestehen,
dass man sich niemals so richtig Auge in Auge gegenübergestanden hat!
Stattdessen streiten wir in einem Vakuum zwischen Gestern und Heute.
Und die Zukunft? Die bleibt dabei auf der Strecke!
Und am Schluß bleibt nichts als Verbitterung!
Ergib dich doch nicht in irgendein Schicksal,
von dem du glaubst, dass es unausweichlich wäre!
Kann doch gut sein, dass du das alles selbst irgendwann mal aus einer ganz anderen Perspektive siehst.
Und auch wenn du dann immer noch nicht nachgibst und nicht locker läßt, dann ist das immer noch besser, als einfach zu schweigen.
Ich rate dir, sag es laut und deutlich:
Du hast Ohren zum Zuhören, also benutze sie auch!
Wenn wir erst mal tot sind, ist es zu spät sich zuzugestehen,
dass man sich niemals so richtig Auge in Auge gegenübergestanden hat!
Ich war nicht da an dem Morgen, als mein Vater starb,
hatte keine Chance mehr, ihm all das zu sagen, was ich ihm immer schon mal sagen wollte.
Später, noch im selben Jahr, fing ich zum ersten Mal an, ihn einigermaßen zu verstehen.
Als mein neugeborenes Baby weinte, war ich mir sicher, so etwas wie das Echo seiner Stimme zu hören und ich würde viel darum geben, wenn ich ihm das noch zu Lebzeiten hätte sagen können.
Darum rate ich dir, sag es laut und deutlich:
Du kannst hören, so gut wie du hören kannst!
Wenn wir erst mal tot sind, ist es zu spät sich zuzugestehen,
dass man sich niemals so richtig Auge in Auge gegenübergestanden hat!