Es war wie immer: Stand er vor der Tür, musste er dämliche Fragen über sich ergehen lassen. Ich bin verdammt nochmal auch ihr Hüter! fluchte er innerlich während dem Selena und Clarence ihn argwöhnisch musterten.
„Würdet ihr mich jetzt bitte reinlassen?“ Er fügte ein nettes Lächeln hinzu in der Hoffnung die beiden Mädchen damit überreden zu können.
Doch weder Selena noch Clarence sahen überzeugt aus. Na, das kann ja heiter werden! dachte er verärgert.
„Lasst ihn rein“ ertönte da eine Stimme hinter Clarence die mir den Weg versperrte. „Ich habe ihn angerufen, also lässt ihn rein“
Selena und Clarence warfen sich Blicke die nur eins bedeuten konnten: Was auch immer hier los ist, es verhieß ärger. Ärger für ihn sollte Maddison etwas geschehen.
„Na schön“ Das schön zog Selena in die Länge, so das Alejandro wusste das es alles andere als schön war. Ihre blauen Augen bohrten sich in seine. Er wusste was dieser Blick bedeutete: Ich behalte dich im Auge, Freundchen. Er schenkte ihr ein breites Lächeln, das bedeuten sollte: Ich weiß, das tust du immer. „Komm schon rein. Ich will nicht hier Wurzeln schlagen“ bat sie ihn rüde herein. Clarence machte ebenfalls wiederwillig Platz.
„Wir behalten dich im Auge, Alejandro. Nur das du es weißt“ murmelte Clarence im zu als er an ihr vorbei ging.
Schließlich erblickte er Maddison die an der offenen Tür zu ihrem Schlafzimmer lehnte. Im Gegensatz zu ihren Freundinnen, die hier in ihren Schlafsachen standen, trug sie noch ausgewaschene dunkle Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Sie sah mitgenommen und blass aus. Unter ihren Augen waren tiefe dunkle Schatten. Sorgenvoll ging Alejandro zu ihr.
„Was ist passiert?“ wollte er von ihr wissen.
Sie sah nervös zu ihren Freundinnen, die sie immer noch neugierig vom anderen Ende des Korridors beobachteten.
„Komm rein“ bat sie ihn und nickte aufmunternd mit einem schiefen lächeln das nicht zu ihren Augen reichte. Sie ging voraus und setzte sich auf die Bettkante. Nach einem letzten Blick zu den beiden Mädchen, die ihm argwöhnische Blicke zu warfen trat er zögernd über die Türschwelle und schloss die Tür hinter ihm. Maddison sah müde und verletzlich aus, so wie sie zusammen gesunken auf dem Bett saß.
„Komm schon her“ lachte sie. „Ich verspreche dich nicht zu beißen“ neckte sie ihn und klopfte mit der Hand auffordernd auf ihr Bett.
Lächelnd setzte er sich neben sie. „Nun? Was ist passiert? Warum hast du mich angerufen?“ wollte er ungeduldig wissen.
„Da sind diese Träume, die ich immer wieder habe“ Sie brach die Erzählung ab um zu gähnen. Schuldbewusst sah sie zu Alejandro. „Tut mir leid, aber ich bin zurzeit so schrecklich müde. Ich muss schrecklich aussehen“ entschuldigte sie sich.
Er schüttelte den Kopf. „Du hast zwar Augenringe so groß wie Afrika, aber ich finde das du trotzdem hübsch bist“
Sie grinste. „So groß wie Afrika? Du übertreibst doch“
„Nein, ich schwöre: Jeder Panda wäre Grün vor Neid“ erklärte er und hob die Hand zum Schwur. Lachend stieß sie ihm in die Seite. Dann wurde sie wieder ernst.
„Ich dachte… Jamie sagte er würde zu dir fahren nachdem wir bei ihm waren“ begann sie vorsichtig. Sein Name aus ihrem Mund, der Klang wie sie seinen Namen sagte, gab ihm einen Stich. Er räusperte sich.
„Ja, er … hat mir von deinen Träumen erzählt“
Einige Minuten saßen sie nur da, jeder in seinen Gedanken. Maddison fingerte am Bezug der Bettdecke herum bis sie plötzlich mit zitternder Stimme weitererzählte.
„Er war wieder hier. In meinen Träumen“ begann sie leise so das Alejandro sie kaum verstand. Nachdenklich winkelte sie ihre Beine an und setzte sich in den Schneidersitz. Ihr rechter Oberschenkel berührte nun den von Alejandro. Er war ihre Nähe seltsam bewusst. Ihr Oberschenkel fühlte sich seltsam heiß an seinem Bein an.
„Er hat dieses Mal deine Gestalt angenommen“ fuhr sie weiter als würde sie ihm erzählen was für einen Film sie erst kürzlich gesehen hätte und nicht von einer übersinnlichen Traumwanderung mit einem Vampir.
„Er war in meiner Gestalt? Was haben wir gemacht?“ wollte er wissen. Mason hatte seine Gestalt angenommen? Es viel im schwer das zu glauben.
„Es war eine Erinnerung. Es muss letztes Jahr gewesen sein. Wir waren im ‚Ghost Town‘ und haben etwas getrunken. Wir saßen hinten bei den Ledersofas. Ich trug dieses schwarze Spitzenkleid das Selena mir angedreht hatte“ sie verdrehte die Augen. „Das seltsame war, das ich sofort wusste, dass das nicht du bist“
Er wusste sofort von welchem Abend sie sprach. Er konnte sich an jeder Einzelheit erinnern. Sogar an das Kleid. Das Verrückte war, das er selbst erst kürzlich davon geträumt hatte. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. „Dieser Mistkerl“ rutschte es aus ihm heraus.
Maddison wandte sich verwirrt zu ihm. „Was ist los?“
Er seufzte. „Ich weiß was er macht doch warum er es macht weiß ich noch nicht“ erklärte er nachdenklich. „Ich habe kürzlich erst von dem Abend geträumt“
Maddison schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich verstehe nicht… soll das heißen Mason war auch in deinem Traum? Aber wieso?“
Er seufzte und strich sich mit der Hand durch seine unbändigen Haare, bemüht eine logische Erklärung zu finden. „Ich kenne Mason, sogar sehr gut. Wir sind keine Freunde aber wir hatten schon oft miteinander zu tun“
Maddison drehte sich zu mir. „Ihr könnt euch nicht leiden“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Sie war schlau.
Er nickte lächelnd. „Du hast es erfasst. Er hasst mich, obwohl ich nicht wirklich weiß warum, aber um ehrlich zu sein, ich kann ihn auch nicht besonders gut leiden“ fügte er hinzu. „Nun, um wieder auf deine Frage zu kommen: Ich weiß wie er tickt. Mason ist extrem vorsichtig. Er macht Dinge nicht unüberlegt“
Nachdenklich legte Maddison ihre Stirn in Falten. „Er versuchte mit mir in Kontakt zu treten, doch ich verstehe nicht warum er immer die Gestalt von jemand annimmt. Warum sagt er mir nicht was er von mir will?“
Alejandro dachte kurz über ihre Worte nach. Dann kam ihm eine logische Erklärung. „Das Kontaktverbot. Er will es umgehen“
Skeptisch zog Maddison eine Augenbraue hoch. „Das macht nicht wirklich Sinn“
Alejandro lachte. „Vielleicht für ihn schon. Aber das bringt uns nicht wirklich weiter mit dem ‚wieso‘“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein“
Er lächelte, stand auf und streckte Maddison seine Hand hin. Verwirrt sah Maddison auf seine dargebotene Hand. „Komm, wir brechen jetzt ein paar Regeln“ Auf Maddisons Gesicht erschien ein verwegenes Lächeln und sie nahm seine Hand. „Was hast du vor?“ flüsterte sie ihm ins Ohr als sie zusammen auf den dunklen stillen Flur traten. Er legte seinen Zeigefinger an den Mund und gebot ihr leise zu sein.
„Das wirst du gleich sehen. Zuerst müssen wir aufs Dach“ flüsterte er in ihr Ohr. Zusammen schlichen sie aus der Wohnung und huschten die Treppe hoch bis zur Tür, die auf das Flachdach des Hochhauses führte. Zu ihrem Glück war sie unversperrt. Sie traten zusammen in die kalte Nachtluft. „Und jetzt?“ frug Maddison nervös.
„Jetzt brechen wir die Regeln“ erklärte ich. „Ich habe gehört du hättest heute von Jamies Gabe erfahren?“
Sie nickte. „Seine Blutgabe. Was ist damit?“
„Nun, du hast auch eine“ fuhr ich fort. „Die selbe wie ich. Pass auf?“ Alejandro schloss die Augen und Konzentrierte sich auf das was er nun brauchte für sein Vorhaben. Als er die Augen öffnete flirte die Luft und unzählige weiße Stumpfkerzen erschienen die einen großen Kreis auf dem Dach bildeten. Maddison starrte erstaunt auf sein Werk.
„Wie…?“ staunte sie. Ihr Kopf wandte sich zu ihm. Doch er hob nur lässig die Hand und die Kerzen flackerten brennend auf.
„Nun bist du dran“ begann er seine Lektion und trat auf sie zu. Er stand nun so nah das er jede einzelne Wimper, die ihre braunen Augen umrahmten zählen konnte. „Konzentrier dich auf den Mittelpunkt des Kreises“ Sie nickte und schloss die Augen. „Hast du dich darauf konzentriert? Gut. Nun stell dir Mason vor der genau dort steht. Kannst du ihn sehen? Gut. Nun ruf in Gedanken seinen Namen“
Die Luft begann in der Mitte des Kreises zu wirbeln. Die Flammen der Kerzen flackerten. Dann erstarb der Wind und in der Mitte des Kreises stand ihr Opfer völlig verwirrt: Mason. Er hob seinen Blick und als seine Augen auf Alejandro und Maddison viel erschien ein Lächeln auf seinem Mund.
„Was für eine Überraschung. Waren wir zu einem Mitternachtspicknick verabredet?“ ertönte seine Stimme. Was für ein Idiot! dachte Alejandro.