Die Einsamkeit der Sterne
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- Begegnung mit dem vertrauten Feind -
Gedankenverloren blickte die junge Frau in den Nachthimmel hinauf. Sterne, so viele, dass man sie kaum zählen konnte, blinkten und leuchteten am dunklen, beinahe pechschwarzen Firmament. Wann hatte sie zum letzten Mal diese Lichter wahrgenommen? Beziffern konnte sie ihre Überlegung nicht. Und obschon sie eine angenehme Ruhe einhüllte, eine Zufriedenheit, der sie sich kaum noch gewiss war, vermochte das Mädchen nicht, ihren Geist gänzlich loszulassen. Ständig kreisten ihre Gedanken um mathematische Formeln, fremde Sprachen und die Kämpfe, die es auszufechten galt.
Ami Mizuno schloss die Augen und sog die kühle Nachtluft tief in ihre Lungen. Gerade noch war sie als Sailor Merkur in Aktion getreten, hatte mit ihren Mitstreiterinnen gleich zwei Monster ausradiert. Zwei wirklich fiese und grässliche Gesellen, die im Auftrag des Schwarzen Mondes gesandt wurden, um den heiligen Silberkristall aufzuspüren.
Dank ihrer Anführerin, der tollpatschigen und stets etwas konfus wirkenden Usagi „Bunny“ Tsukino, alias Sailor Moon, war es den Kriegerinnen für Liebe und Gerechtigkeit gelungen, diese Halunken unschädlich zu machen. Und wieder hatten sie den Feinden ein Schnippchen geschlagen. Doch leicht hatten es ihnen diese Ungeheuer nicht gemacht.
Es war nie leicht, dem Bösen gegenüber zu treten, zu kämpfen und beinahe täglich dem Tod ins Antlitz zu sehen.
Einfacher waren da dann doch die Formeln, Sprachen und das Technische, das Ami mehr zusagte. Nicht, dass sie als Verfechterin für das Gute kein Talent besaß, im Gegenteil. Sie war eine wichtige Stütze im Kampf und galt stets als Genie, als Superhirn, eine Strategin, die durch ihre Analysen zu einem unverzichtbaren und wertvollen Mitglied wurde. Dennoch wirkte die junge Frau oftmals distanziert, kühl und unnahbar. Früher, dessen war sich Ami bewusst, hatte man sie gemieden. Freunde, Kameraden hatte sie nicht. Erst, als sie auf Bunny traf, hatte sich ihre Einstellung zu den Menschen in ihrer Umgebung geändert. Zwar war die junge Frau noch immer etwas schüchtern und mit den Jungen zu reden fiel ihr bisweilen noch immer recht schwer, doch das ernste, abweisende Fräulein blühte, dank der Freundschaft zu Bunny, Rei, Makoto und Minako, regelrecht auf.
„Bin ich müde!“, jammerte das blonde Mädchen, das stets zwei Zöpfe mit lustigen, zu Klößen aufgedrehten Dutts am Oberkopf trug, und trotte hinter der kleinen Gruppe her, die vor ihr marschierte.
„Hör auf zu meckern, Bunny!“, fauchte Rei, ein junges Fräulein mit schwarzen, langen Haaren, und drehte sich zu dem Häufchen um, das ebenso noch seinem Unmut Luft gemacht hatte.
„Warum bist du immer so gemein?“, verlangte Bunny zu wissen und erntete nur ein synchrones Schütteln der Köpfe.
„Wir sind alle müde“, erklärte Makoto, die ihre braune Haarpracht stets zu einem Pferdeschwanz gebunden trug und durch ihre körperliche Größe und Kraft als eine der Stärksten dieser Truppe galt. „Wirklich Rei, musste das sein?“
„Und wenn schon? Morgen ist Sonntag, da können wir ausschlafen.“, beharrte die Miko, die im Tempel ihres Großvaters stets für Ordnung sorgte.
„Ich habe immer noch diesen Schleim an mir!“, fiel Minako Aino in die Ausführungen ihrer Freundin ein. Das ebenfalls blonde, grazil wirkende Fräulein war als eine der ersten Kriegerinnen erwählt worden, für das Gute zu kämpfen und hatte daher mehr Erfahrungen im Umgang mit Monstern vorzuweisen, wofür die Mentoren der Gruppe, die sprechende Katze Luna und ihr Begleiter Artemis, sehr dankbar waren.
„Das ist doch jetzt völlig nebensächlich“, raunzte Rei und blieb stehen, um zu sehen, wie weit sie mit dem Jammerlappen waren, der gemächlich hinter ihnen her trabte. Unbemerkt, dass ihre Mitstreiterin stehen blieb, lief Bunny geradewegs in das Mädchen hinein, und eine erneute Schimpftirade war die Folge ihrer Unachtsamkeit.
„Bunny!“, knurrte Rei unter zusammengebissenen Zähnen, und der Streit zwischen den jungen Damen entbrannte von Neuem.
„Seid doch nicht so laut“, meldete sich Ami zu Wort und hob abwehrend die Hände, um die erhitzten Gemüter ihrer Freundinnen zu beruhigen. Doch wie sooft verliefen sich die Schlichtungsversuche im Sande, sehr zum Leidwesen der restlichen Mädchen in der Gruppe.
Erschöpft vom Kampf und dem Zwist zwischen Bunny und Rei, schloss die junge Frau endlich die Tür zu der geräumigen Wohnung auf. Seufzend schüttelte sie den Kopf und ließ ihre Stirn gegen das kühle Metall sinken. Wieder war sie nicht zu Hause. Wieder musste sie bis in die frühen Morgenstunden arbeiten und wieder wäre Ami allein. Das Fehlen von einem Paar bequemer Schuhe im Flur hatte sie ihre Vermutungen festigen lassen. Ihre Mutter hatte einen schweren Job, schließlich war sie Oberärztin im Krankenhaus. Dennoch, nie war sie anzutreffen, wenn die einzige Tochter von der Schule kam. Und wenn der Morgen graute, war Midori Mizuno noch immer nicht Daheim.
Schnell hatte Ami lernen müssen, sich allein anzuziehen, Frühstück zu bereiten und den Weg zur Schule zugehen, ohne nach der Hand ihrer Mutter zu greifen, die sie zum Kindergarten, oder zur Grundschule begleitete. Doch der Gram, den sie als kleines Mädchen oft empfand, war alsbald verpufft, sodass an dessen Stelle nüchterne Einsicht rückte.
Nun, mit beinahe fünfzehn Jahren war es ihr zwar noch immer nicht egal, aber mit den vielen, vielen Jahren, hatte sich Ami daran gewöhnen müssen, bisweilen allein in dieser großen Wohnung zu leben. Und seitdem sie eine Aufgabe zu erfüllen hatte, die die Rettung der Welt betraf, hatte sie Erleichterung erfasst, dass ihre vielbeschäftigte Mutter ihrer Arbeit nachging. Selten hatten Mutter und Tochter die Möglichkeit, sich auszutauschen. Die Scheidung ihrer Eltern hatte damals eine tiefe Narbe in ihrem Seelenleben hinterlassen. Ihr Vater, ganz der Maler, hatte sich in der Welt der Künste etabliert, in der ihre Mutter keinen Platz fand. Beide hatten sich einvernehmlich getrennt und wenn Ami wieder einmal ein Bild von ihrem Vater erhielt, nahm es Midori mit einem milden und gütigen Lächeln hin. Dennoch, der Verlust eines stabilen Familienlebens blieb nicht ohne Spuren. Ami flüchtete sich in Bücher in der Hoffnung, endlich die Aufmerksamkeit ihrer Mutter zu bekommen, nachdem diese sich in die Arbeit stürzte, um den Mangel an Halt zu kompensieren. Und in dem jungen Mädchen manifestierte sich der Drang, gute, nein, sehr gute Noten nach Haus zu bringen. Also lernte Ami, war fleißig, und wissbegierig, erbrachte die besten, schulischen Leistungen. Und doch ...
Nie hatte sie bemerkt, dass ihre Mutter ihr, wenn sie mitten in Nacht erschöpft nach Haus kam, über den Kopf strich, während sie im Land der Träume verweilte. Midori und Yoshiki Mizuno waren stolz auf ihr Kind. Ami hatte Manieren, war überdurchschnittlich klug aber etwas fehlte ihr. Freunde ... Menschen in ihrem Alter, die ihre Interessen teilten. Doch ihre Tochter igelte sich ein, verbarrikadierte sich in ihrem Zimmer und lernte. Plötzlich jedoch schien etwas in Ami vorzugehen. Sie erzählte, sie habe Freundinnen, mit denen sie sich zum Lernen traf. Das Lachen, das früher so selten erklang, schien seit jenen Tagen und den Momenten, wenn es Midori gelang, einmal Daheim zu sein, plötzlich allgegenwärtig. Ihre Sorgen schienen mit silbernen Schwingen davon getragen zu sein. Dennoch wusste die Frau nicht, welche Bürde ihrem Kind auf den zarten Schultern lastete.
Nur noch einen kurzen Augenblick, dachte die junge Frau, während der heiße Strahl auf sie niederging. Die Dusche tat ihr gut. Entkrampfte die steifen Muskeln, brachte Ruhe und linderte die Leiden, die ihr vor wenigen Minuten beigebracht worden waren. Ein Zischlaut entfloh ihren Lippen, als Ami an ihren nackten Körper herab blickte und die Wunde an ihrem Knie bemerkte. Der stechende Schmerz war ein sicherer Beweis. Ein Indiz dafür, dass sie lebte. Auch wenn der Gegner ein immer stärker wurde, so musste sie vertrauen. Musste sich und vor allem ihren Freundinnen vertrauen.
Ami entstieg der Dusche, griff nach dem großen Badetuch und wickelte sich darin ein. Langsam tapste sie in das geräumige Wohnzimmer und ließ sich auf das schneeweiße Sofa sinken. Der Couch gegenüber stand ein Fernsehgerät, dessen Aktivitäten jedoch eher Seltenheitswert hatten. Die junge Frau griff nach der Fernbedienung auf dem Couchtisch vor sich. Die Schwärze des Fernsehers und die Stille verloschen augenblicklich. In den Augen stechendes Licht und laute Musik gingen mit dem Einschalten des Fernsehers einher, sodass sich Ami gezwungen sah, erst einmal die Lautstärke zu drosseln. Sie zappte sich durch die vielen Kanäle. Von Musik, über Werbung, bis hin zu Tier-Dokumentationen schien alles vertreten. Ihr Blick huschte zu der großen Wanduhr, die über der Flimmerkiste angebracht war. Das Ticken, welches sie aussandte, war angenehmer und beruhigender, als der Lärm, der aus den Lautsprechern drang. Tick, Tick, Tick... Gong Die Uhr schlug gerade zweiundzwanzig Uhr. Eine Zeit, die Ami meist dazu nutzte, um sich die letzten Formeln oder Vokabeln vorzunehmen, doch heute, an diesem Abend, war es anders.
Morgen ist Sonntag, erinnerte sie sich und streckte sich ausgiebig auf dem U-förmigen Sofa aus. Rei hatte Recht. Der Sonntag war ein Ruhetag. Und den würde sie nutzen.
„... mi? Ami!“, sie vernahm ein sanftes Rütteln an ihrer Schulter, ehe das Mädchen murrend und unter flatternden Lidern die Augen öffnete.
„Mutter?“, fragte sie verwirrt und glaubte sich schon wieder in einem Traum. Es kam oft vor, dass sich Ami in einem Gebilde, fernab der Realität, wiederfand, und in jenem tauchte ihre Mutter, mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen, auf.
„Was tust du denn hier?“, verlangte die Frau zu wissen und richtete sich nun wieder zu ihrer vollen Größe auf. Ami schwang ihre Beine von dem Polster und fuhr sich, noch immer leicht angeschlagen, mit den Händen durch das dunkelblaue Haar. Ungläubig sah zu ihrer Mutter auf, als könne sie begreifen, dass diese wahrhaftig vor ihr stand.
„Ich bin eingeschlafen“, meinte Ami und ihre Stimme schlug einen entschuldigenden Ton an.
„Ach, Ami“, meinte Midori und strich sanft über die bleiche Wange ihrer Tochter. Eine Geste, die so selten geworden war, dennoch durchströmte diese „alltäglich“ wirkende Berührung ihren Körper und wärmte die kühlen Glieder.
„Ich koche uns einen Kakao, ja?“, es war keine wirkliche Frage, doch auf dem Gesicht der Frau zeigte sich ein Lächeln. Ami nickte bejahend und stemmte sich von dem Sofa auf.
„Ich ziehe mir schnell etwas über“, erklärte das Mädchen und verschwand bereits in jene Richtung, in der ihr Zimmer lag.
„Ich weiß, dass ich dich oft allein lassen muss“, begann Midori, als sie mit ihrer Tochter an dem Tresen Platz nahm, der den Koch- vom Wohnbereich trennte, „und dass unsere gemeinsame Zeit in den letzten Jahren sehr minimal ausgefallen ist.“
Ami bemerkte das Bedauern und das schlechte Gewissen, mit dem sich Midori jeden Tag und jede Nacht plagen musste.
„Nein, nein“, sagte sie rasch und schüttelte den Kopf, „du liebst deine Arbeit und...“
„Ami“, erhob die Frau abermals das Wort, „ich möchte mich entschuldigen. Ich weiß, dass ich die verlorene Zeit nicht wieder gut, geschweige denn rückgängig machen kann. Aber ich weiß, dass du stark bist. Mutig. Und klug.“
Midoris Stimme brach plötzlich, sodass Ami, die bisher bei den Worten ihrer Mutter in ihren Kakao gestarrt hatte, nun den Kopf hob und glitzernde Tränen in Augen ihres Gegenübers erkannte.
„Mama“, entkam es ihr und sie griff nach den Händen Midoris.
„Mama“, lachte diese zitternd auf, „das letzte Mal, dass du mich ´Mama´ genannt hast, war an deinem fünften Geburtstag. Du hattest dir ein Mikroskop gewünscht.“
Fahrig wischte sich Midori diese vorwitzigen Perlen von den Wangen und schniefte die aufkommenden Emotionen beiseite.
„Es ist alles in Ordnung, mein Schatz.“, sagte sie hastig und strich behutsam über die Hände des Mädchens. „Im Übrigen muss ich Morgen nicht arbeiten.“
Die beiläufig eingestreute Information quittierte Ami mit einem juchzenden, aber dennoch gefassten Aufschrei, ehe sie von dem Barhocker sprang und sich in den Armen ihrer Mutter wiederfand.
„Also, worauf hast du Lust?“, fragte Midori und reichte ihr die Kanne Tee über den Tisch. Der Morgen hatte so friedlich begonnen. Langsam hatte sich die Sonnen ihren Weg durch die Vorhänge gekämpft und das Zwitschern der Vögel, draußen in den Bäumen, hätte nicht fröhlicher erklingen können. Gegen acht Uhr hatte Ami beschlossen, dass sie lang genug ruhte und sich aus den Kissen und Decken gewühlt. Noch immer konnte die junge Frau nicht fassen, dass sie sich mit der liebsten und wichtigsten Person in ihrem Leben an einem Tisch befand und gemütlich und genüsslich frühstückte.
„Oder hast du etwas vor?“, vorsichtig richtete Midori die Frage an ihre Tochter, der abrupt ein räusperndes Husten entfloh. Ami hatte sich an ihrem Tee verschluckt.
„Nein“, sagte sie und wischte die Bedenken ihrer Mutter hastig beiseite.
„Lernen?“, fragte Midori vorsichtig und zog die Augenbrauen zusammen. Ami schüttelte den Kopf. Sie hatte sich fest vorgenommen, das Lernen für diesen Tag ausfallen zu lassen.
„Nein“, wiederholte sie abermals, „wann habe ich denn schon mal die Gelegenheit, Zeit mit dir zu verbringen?“
Midori lächelte in ihre Tasse Kaffee und zuckte mit den Schultern.
„Also gut“, meinte sie und stellte die Tasse lautlos auf die hölzerne Tischplatte zurück.
„Ich bin eindeutig zu wenig daheim“, seufzte Midori und beobachtete ihr Kind dabei, wie es bedächtig Möhren, Sellerie und Zwiebeln schälte und in kleine Würfel schnitt. „Wann hast du dir das Kochen beigebracht?“
Das Erstaunen in der Stimme ihrer Mutter brachte Ami zum Lachen. Doch die Erklärung wich nüchtern von ihren Lippen, die das Mädchen wenige Sekunden später zu einem schmalen Strich zusammen presste.
„Als du begonnen hast, dich für die Spätschicht einteilen zulassen.“, Bedauern lag in Amis Stimme, das Midori nicht entgangen war. „Genug davon!“
Amis Entschluss, nicht weiter davon zu sprechen, ließ Midori erleichtert aufatmen.
„Ami...“, begann sie dennoch, „ich weiß, dass ich nicht gerade eine vorzeige Mutter bin, aber du sollst wissen, dass ich sehr stolz auf dich bin.“
„Ich weiß“, gab die junge Frau beinahe flüsternd zurück und schob die gehackten Zwiebeln mit dem breiten Messerrücken vom Schneidebrett in die gefettete Pfanne. Zischend sprach das Kochutensil auf das Gemüse an.
Die gemeinsame Zeit tat beiden gut. Nach dem Mittagessen und dem Spülen des Geschirrs, hatte Midori darauf bestanden, dass ein Spaziergang sicherlich für die nötige Bewegung sorgen würde. In gemächlichen Schritten streiften Mutter und Tochter durch die Stadt und hielten ab und an vor den vielen Schaufenstern inne.
„Wir sollten einen richtigen Stadtbummel machen“, sagte Midori und hakte sich erneut bei dem Mädchen unter, „vielleicht am nächsten Samstag. Ich habe mir extra frei genommen.“
„Was?“, wie erhofft machte Ami ein überraschtes Gesicht, dass mit ihrem erstaunten Ton einher ging. „Wirklich?“
„Freust du dich?“, wollte Midori wissen und die junge Frau nickte voller Begeisterung und Zuversicht. „Ich dachte mir, dass es einmal wieder an der Zeit wäre, unser beider Kleiderschränke auf neuesten Stand zu bringen.“
Ein helles Lachen wich von ihren Lippen und Ami stimmte melodisch mitein.
„Oh sieh nur“, unterbrach Midori für einen kurzen Augenblick die ausgelassene Stimmung. „ein Blumenladen. Wie schön, dass man auch an einem Sonntag für schöne Blumen sorgen kann.“
Die junge Frau wurde kurzerhand von ihrer Mutter in das kleine Geschäft gezogen und der Duft der Blüten hüllte jeden eintretenden Kunden sofort ein. Midori ließ von Ami ab und sah sich, ebenso wie das Mädchen, in dem Laden um. Die Vielfalt an Blüten und Pflanzen wirkte beruhigend auf die Gemüter und auch Ami kam nicht umhin, sich umzusehen.
„Ami“, vernahm diese die Stimme ihrer Mutter und sah auf. Midori winkte sie zu sich und deutete auf das Grün vor sich.
„Callas?“, verdutzt blickte sie zu ihrer Mutter, die bejahend nickte. „Sind die nicht eher für einen Trauerflor gedacht?“
„Nein“, Ami und Midori zuckten gleichsam zusammen, als sie die ältere Dame bemerkten, die an sie herangetreten war. „Callas stehen auch für Bewunderung und Schönheit.“
„Oh“, entwich es Midori fasziniert, „und diese?“
Die alte Frau folgte dem Fingerzeig Midoris und lächelte. „Lilien, in weiß. Sie bedeuten Reinheit und Unschuld.“
„Wunderschön“, wisperte Ami und besah sie die Blütenpracht. Etwas jedoch erregte plötzlich ihre Aufmerksamkeit. Ein Schatten huschte unweit von ihnen zwischen die Kübel, Vasen und Regale.
„Ami?“, Midori unterbrach das Gespräch mit der betagten Verkäuferin und hielt nach ihrem Kind Ausschau.
„Gleich“, hörte sie ihre Tochter rufen, die zwischen den metallenen Gestellen verschwand. Ami vernahm nichts von den Worten ihrer Mutter, die sie mit der Blumenhändlerin tauschte und folgte stattdessen der Gestalt, die ihr offenbar zu entkommen versuchte. Das Surren der gläsernen Schiebetür und das helle Licht des Tages verrieten ihr, dass sie den Laden verlassen hatte. Nun stand sie da, inmitten auf dem Bürgersteig und blickte in die Augen eines jungen Mannes, der sie eiskalt musterte.
„Sailor-Kriegerin“, spie er aus und musterte sein Gegenüber mit einem neutralen Ausdruck auf dem blassen Gesicht.
„Saphir“, entkam es Ami erschrocken, doch sie fing sich rasch, sodass eine distanzierte Kühle in ihren Worten mitschwang. „Was willst du hier?“
Dem jungen Mann entging die kampfbereite Pose des Mädchens nicht, auch wenn sich jene nur in ihren blauen Augen und der Stimme zeigte. Die Feinde prallten aufeinander, ungeachtet der Passanten, die ihren Sonntagsspaziergang genossen und wuselnd an ihnen vorüber gingen.
„Du hast mich also bemerkt?“, hakte er nach und eine Falte zeigte sich zwischen seinen dunklen Augenbrauen.
„Dein Versteckspiel ist miserabel“, konterte Ami und ihr Kampfgeist als Kriegerin war aus seinem Schlaf erwacht.
„Ich bin nicht hier, um dir zu schaden“, sagte Saphir.
„Von wegen“, zischte das Mädchen und sah sich vorsichtig um. „Wo ist es?“
„Wo ist was?“, offenbar verstand es der junge Mann hervorragend, seine Absichten hinter einem ruhigen Antlitz zu verbergen.
„Das Monster“, verlangte Ami zu wissen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie armselig, ein Monster an heller lichtem Tag zu schicken!“
„Es gibt kein Monster“, betonte Saphir und musterte das Mädchen vor sich erneut, nun jedoch abschätzig und misstrauisch.
„Und wenn ich dir nicht glaube?“, provozierte sie. „Warum sonst solltest du dich hier herumtreiben?“
„Wegen der Blumen“, sagte er und offen und wahrheitsgemäß. Ami, für einen flüchtigen Augenblick aus dem Konzept gebracht, zwinkerte hastig.
„Wegen der Blumen?“, fragte das Mädchen und erntete ein bejahendes Nicken.
„Es ist lange her, dass ich welche sah“, gestand Saphir, ehe sich seine Lippen zu einem kleinen Lächeln verzogen.
„Ami“, das Mädchen fuhr zusammen, als es die Worte seiner Mutter hinter sich vernahm. „Oh, na nu? Wer ist der junge Mann?“
Midori trat ins Freie, in den Armen einen in buntem Papier eingewickelten Strauß haltend und beobachtete das Gespann, von dessen Wortgefecht plötzlich nichts mehr zu vernehmen war. Ami bemerkte die Reaktion des jungen Mannes, der soeben die Finger ausstrecken wollte, und drängte die Frau rasch hinter sich. Sie sprach es nicht aus, doch ihr Blick schrie förmlich „wage es nicht!“. Abrupt zog Saphir seine Hand zurück. Midori schenkte ihr einen fragenden Blick, doch die junge Frau schüttelte den Kopf.
„Niemand“, sagte sie entschieden und zwang sich jedoch zu einem Lächeln, um der Verwirrung in Midoris Augen entgegen zu wirken.
„So?“, hakte diese jedoch nach und Saphir nickte schwach. Eiligst griff Ami nach dem Arm ihrer Mutter und zog sie mit sich, fort von dem Jungen und fort von der vermeintlichen Gefahr, die von ihm ausging.
„Bist du dir sicher, dass du ihn nicht kennst? Er wirkte sehr freundlich und nett.“, meinte Midori. Freundlich und nett? Eher bedrohlich und tödlich!, schrie alles in ihr, ehe sich Ami zu der Frau umwandte. Sie wollte sich erklären, doch sie zweifelte, ob ihre Mutter überhaupt verstehen würde.
„Lass uns in den Park gehen“, meinte Midori plötzlich.
„Und was ist mit den Blumen?“, hakte Ami nach.
„Nun, die bringen wir erst einmal Heim“, gebot Midori ihr und lachte.
„Was hast du eigentlich für Blumen gekauft?“, fragte Ami, als sie sich neben ihrer Mutter auf der Parkbank niederließ und der Schar Spatzen dabei zu sah, wie sie sich um ein paar Brotkrumen stritten.
„Das ist eine Überraschung“, ließ Midori mit einem Schmunzeln auf den Lippen verklingen und lehnte sich, die Augen schließend, gegen das Holz. „So angenehm und friedlich.“
Ami tat es ihr gleich und genoss das Zwitschern der Vögel in den Bäumen, das Lachen der Kinder, die wenige Schritte entfernt auf dem Spielplatz tobten und das freudige Summen der Bienen, die fleißig von Blüte zu Blüte glitten.
Doch zu kurz war die Phase der Entspannung, denn etwas scheute die kleinen Spatzen auf. Jemand trat auf sie zu, doch Midori schien noch immer ganz versunken in ihren Gedanken zu sein, um den Fremden zu bemerken. Amis Sinne jedoch schrillten wie Alarmglöckchen auf und erkannten die Gestalt sofort als Bedrohung und feindlich gesinnt.
„Oh, wie schön Sie wiederzusehen.“, entwich es Midoris Lippen, als sie die Augen öffnete und den jungen Mann erblickte, der abermals vor ihnen aufragte.
„Mutter“, Ami erschrocken über die Worte der Frau, wusste diese doch nicht, wie gefährlich dieser jemand doch war.
„Ami“, mahnte diese, „sei nicht so unhöflich. Er muss einen guten Grund haben, dich erneut aufzusuchen.“
Eine düstere Erwiderung lag ihr auf der Zunge, doch Ami schluckte jene tapfer herunter. Es gehörte sich nicht und war unvernünftig, einen vermeintlich Fremden mit verbalen Tiefschlägen zu bombardieren. Und Vernunft war etwas, dass Ami bis zur Perfektion beherrschte.
„Hoseki Aoi*“, stellte sich der junge Mann vor und endlich gelang es ihm, die Hand der Frau zu ergreifen und diese zaghaft zu drücken.
„Oh, sehr erfreut“, lachte Midori auf, „Ami, hast du nicht gesagt, du kennst ihn nicht.“
„Nein, ich sagte, er ist niemand. Niemand von Bedeutung.“, protestierte diese und nun war sie es, die Saphir mit Misstrauen und Skepsis musterte.
„Sind Sie ein Klassenkamerad von meiner Tochter? Vielleicht aus einem ihrer Kurse?“, hakte die Frau nach und der junge Mann wirkte für den Hauch eines Wimpernschlages verwirrt, dann jedoch nickte er rasch und seine Lippen verzogen sich zu einem freundlichen Lächeln.
„Ich wollte etwas mit dir besprechen, Ami. Darf ich?“, verlangte er zu wissen. So, wie er ihren Namen betonte, schwante der jungen Frau nichts Gutes, trotzdem nickte sie, wenn gleich auch etwas steif und erhob sich mit einem schnellen Ruck von der Bank.
„Was soll das? Und woher kennst du überhaupt meinen Namen?“, fauchte Ami und alle Ruhe, die sie auszeichnete, schien mit einem Mal verschwunden.
„Sailor-Kriegerin, du scheinst mich wirklich zu unterschätzen. Ich beobachte meine Umgebung und höre den Menschen zu.“, sagte er sachlich und eine abschätzig wirkende Augenbraue hob sich gen Norden.
„Willst du kämpfen?“, spie das Mädchen in herausforderndem Ton und kam nicht umhin zu bemerken, wie sehr das Verhalten ihrer Mitstreiterinnen auf sie abgefärbt hatte. Das leicht zu erhitzende Gemüt hatte sie eindeutig von Rei und das Kämpferische zeigte deutlich Makotos Bereitschaft.
„Nein“, gebot er ihr, „ich will dich und Sailor Moon warnen.“
„Uns warnen, wieso?“, Ami konnte kaum glauben, dass der Bruder ihres Feindes sich dazu entschied, ihnen entgegen zu kommen.
„Diamond ist nicht ganz bei sich. Er ist total verblendet und hört nur noch auf das, was der Erleuchtete ihm rät.“, erklärte Saphir und bittere Verzweiflung und Sorge mischten sich unter seine Worte.
„Der Erleuchtete?“, Ami schüttelte den Kopf, Saphir aber nickte.
Ein gellender Schrei ließ die Aufmerksamkeit des Mädchens sofort wieder Herrin des Geschehens werden. Der Aufschrei kam deutlich von ihrer Mutter und auch die Kinder auf dem Spielplatz begannen zu weinen und davon zu laufen.
„Oh nein, Mutter!“, rief Ami und eilte auf die Frau zu, die jedoch wie vor Schreck erstarrt war. „Was ist das?“
„Echidna“, brüllte das Monster und stürzte sich auf Saphir, der neben dem Mädchen zum Stehen gekommen war.
„Echidna“, sagte dieser und wich den Klauen des Ungeheuers aus. „Esmeraude muss sie geschickt haben. Sie ist die Mutter aller Monster.“
„Was?“, Amis Blick huschte von Saphir zu dem Monster und von diesem zu ihrer Mutter, die nach einem kurzen Schrei auf die Bank sank. „Mutter!“
Das Mädchen lief zu der Frau herüber und rüttelte an ihrer Schulter, doch Midori rührte sich nicht.
„Mama, Mama“, immer wieder rief Ami nach ihrer Mutter.
„Sie ist ohnmächtig“, sagte Saphir und wich den Klauen des Ungeheuers aus. Wieder glitt Amis Blick auf die bewusstlose Gestalt ihrer Mutter, ehe sie mit der Uhr an ihrem Handgelenk ihrer Freundinnen zu Hilfe rief.
Der Park war menschenleer, weder sangen die Vögel, noch brummten Hummeln oder Bienen. Ein knurrender Laut entwich der Kehle des jungen Mannes, als dieser dem Versuch erlag, dem geschickten Feind zu entkommen.
„Macht der Merkurnebel...“, erklang die Stimme des Mädchens, ehe Ami wenige Sekunden später als Sailor Merkur dem Schurken entgegen trat. Allein würde sie den Feind nicht besiegen können, doch sie konnte ihn in Schach halten, bis ihre Freundinnen zur Stelle waren.
Echidna war gerade dabei, sich erneut auf den jungen Prinz zu stürzen, als Sailor Merkur mit ihrer Waffe, dem Wasserstrahl, das Biest für einen flüchtigen Moment aus dem Konzept brachte. Echidna schüttelte sich und das Wasser verstreute sich tropfenförmig in alle Winde.
„Verschwinde!“, raunzte sie und sowohl das Monster, als auch Saphir schienen für einen Augenblick lang verwirrt. „Wasserstrahl – flieg und frier!“
Echidna erstarrte unter dem eisigen Schauer und der junge Mann, der zu Boden gestürzt war, rappelte sich hastig auf.
„Na los, du musst hier weg!“, beharrte Sailor Merkur und trat auf ihn zu, doch Saphir schüttelte den Kopf. „Sei doch kein Dummkopf, verschwinde endlich!“
„Du kannst ihn nicht allein besiegen.“, fauchte Saphir und griff nach ihrer Hand.
„Aber meine Freundinnen sind gleich hier. Sailor Moon kann es schaffen.“, doch im selben Moment, als Sailor Merkur die Worte sprach, zerbrach das eisige Gefängnis und das Biest brüllte wütend auf.
„Komm, weg hier!“, schrie der junge Mann und hastete mit schnellen Schritten davon.
„Nein, was ist mit meiner Mutter?“, Sailor Merkur wandte sich zu dem tobenden Ungetüm um, von dem plötzlich jede Spur fehlte. Ratlos blieb sie stehen und hinderte auch so ihren Begleiter daran, die Flucht zu ergreifen.
„Wo ist es?“, verlangte die junge Kriegerin zu wissen und spähte ihre Umgebung ab. Doch kein Laut war zu vernehmen. Eiligst hastete sie auf die schlafende Frau zu und versuchte, wenn auch etwas umständlich an der Hüfte zufassen und einen Arm um ihren Hals zu schlingen.
„Warte!“, gebot ihr Saphir von Neuem und half ihr dabei, die schlaffe Gestalt Midoris durch Gassen und leere Straßen in den Wohnkomplex zu tragen, in dem die Mizunos eine Bleibe gefunden hatten.
„Es ist geflohen“, sagte Ami und hielt die kühle Hand ihrer Mutter, als sie diese auf die Couch bugsiert hatten. Ein Piepen, ausgehend von ihrer Armbanduhr, trieb sie in die Höhe und das Mädchen tigerte im Wohnbereich des Appartements auf und ab, während sie ihren Mitstreiterinnen die Situation erläuterte.
„Das heißt, es streift noch irgendwo im Park, oder schlimmer, in der Stadt herum?“, fragte Makoto und Amis Antwort hätte nicht düsterer ausfallen können.
„Wir müssen es finden!“, sagte Rei und einstimmiges „Ja“ vor zu vernehmen.
„Was ist mit deiner Mutter?“, wandte Bunny ein und Ami kam nicht umhin, für einen kurzen Augenblick dankbar für die Sorge ihrer Freundin zu sein. In solchen Situationen zeigte sich wieder einmal, wie viel Herz Bunny Tsukino, alias Sailor Moon besaß.
„Es geht ihr den Umständen entsprechend. Sie schläft, aber ich kann nicht sagen, wie sie reagieren wird.“, gestand Ami und ließ den Blick durch den Raum schweifen, ehe sie an Saphir hängen blieb, der, in sich zusammengesunken, sein Gesicht in den Händen verborgen hielt und sich offenbar die Schuld am Befinden Midoris gab.
„Wir müssen das Monster so schnell wie möglich ausschalten“, meinte Minako und die Mädchen einigten sich darauf, in einer halben Stunde im Park zu sein.
„Du hast ihnen nicht gesagt, dass ich bei dir bin, warum nicht? Es hätte immerhin eine Falle sein können.“, sagte Saphir, als das Mädchen die Konferenz beendet hatte. Sie blickte von ihrem Kommunikator auf, dann zuckte sie mit den Schultern.
„Aus dem selben Grund, aus dem du versucht hast mir zu helfen.“, sagte Ami und erntete ein spöttisches Schnauben.
„Das ist absurd, Sailor Merkur.“, sein bitteres Lachen ließ eine plötzliche Kälte in ihrem Inneren aufflackern.
„Sag, bist du einsam?“, fragte sie und sah von ihm zu ihrer Mutter herüber.
„Nicht einsamer als die Sterne“, bemerkte er.
„Ein einsames, vergängliches Leben“, murmelte Ami.
„Einsam und vergänglich, wie der Tod.“, sagte er mit kühlen und klaren Nüchternheit in der Stimme.
„Mag sein, aber das Leben ist schlimmer, als der Tod. Der Tod ist Feigkeit und Flucht, wenn er aus den falschen Gründen eintritt. Du hast versucht, deinen Bruder zu schützen, uns zu schützen.“, meinte sie und versuchte seiner gedrückte Stimmung mit einem zaghaften, freundlichen Lächeln entgegen zu wirken und ihm auf diesem Wege ihre Dankbarkeit zu zeigen.
„Nein, ich habe euch nur gewarnt.“, erklärte Saphir. „Und wenn das meinen Tod zur Folge hat, dann werde ich es akzeptieren.“
„Aber...“, begann Ami erneut, doch Saphir brachte sie mit einer abrupten Handbewegung zum Schweigen.
„Die Strafe für meinen Verrat wird unweigerlich der Tod sein und allein aus diesem Wissen heraus habe ich dich ersucht, um euch auf diesem Wege eine Möglichkeit zu geben, den Erleuchteten zu besiegen. Er ist der Urheber, jener, der Diamond dazu missbraucht, die Herrschaft an sich zu reißen. Besiegt den Erleuchteten und Diamond lässt euch und das Kind leben.“, mit diesen Worten erhob sich von dem Sofa und trat auf die Tür zu.
„Ein seltsames Gefährt“, merkte er an, als er zu Ami in den Fahrstuhl stieg.
„Was? Du meinst den Lift?“, ein plötzliches Lachen entkam der jungen Frau und Saphir kam nicht umhin, die Lippen zu schürzen.
„Ami Mizuno“, sagte er, als er neben ihr hergehend das Gebäude verließ, „was ist dein Lieblingsedelstein?“
„Mein... mein Lieblingsedelstein?“, hakte sie nach und wirkte verwirrt.
„Ja“, war die knappe Antwort und Ami hoffte, dass er ihre roten Wangen nicht bemerkt hatte.
„Saphir“, sagte sie prompt und das Glühen breitete sich alsbald bis zu den Ohren hin aus.
„Zufall?“, fragte der junge Mann lachend und das Mädchen verzog pikiert das Gesicht.
„Möglich“, gab Ami zu, tat ihre Worte jedoch mit einem flüchtigen Wink beiseite.
„Deine Lieblingsblume?“, bohrte Saphir weiter, doch Ami schwieg.
„Deine Lieblingsfarbe?“, hakte er nach.
„Blau“, presste Ami zwischen den Zähnen hervor. „Warum so neugierig?“
„Ihr Menschen fasziniert mich.“, sagte Saphir frei heraus. „Mit euren Träumen und den Dingen, die so sorglos erscheinen, euch aber doch so wichtig sind.“
„Hast du denn keine Träume?“, fragte Ami.
„Doch“, meinte der junge Mann entschieden, „aber ob sie sich erfüllen, werde ich nicht sagen können. Es ist eine ziemlich düstere Zukunft, zumindest für mich und die meinen.“
„Nun...“, begann das Mädchen, „es gibt nur eine Vergangenheit, aber mehr als eine Zukunft, und vielleicht, ja vielleicht, wenn es uns gelingt, den Erleuchteten zu besiegen, ja vielleicht wird deine Zukunft dann auch heller und anders sein, als sie dir jetzt vorkommt. Hab einfach Vertrauen.“
Abrupt blieb Saphir stehen, beinahe schien es so, als sei er erstarrt.
„Da vorn“, sagte er und deutete geradeaus. Ami folgte seinem Blick und erkannte das Monster, das soeben ohne großen Kraftaufwand ein parkendes Auto in die Luft stemmte.
„Du liebe Güte!“, Ami wich zurück und gab ihren Kameradinnen ihren Standort durch. Sie wandte sich zu dem jungen Mann, der jedoch schien plötzlich unauffindbar zu sein.
„Es hilft nichts“, sprach sie sich Mut zu und die Verwandlung in Sailor Merkur war binnen Sekunden vollzogen.
„Sailor Merkur“, echoten die Mädchen und eilten auf sie zu.
„Was ist das?“, verlangte Sailor Mars zu wissen und stemmte die Hände in die Hüften.
„Echidna“, dröhnte das Monster.
„Das stärkste aller Monster“, erklärte Sailor Merkur in dem Wissen, dass ein feindlicher Prinz es ihr verrarten hatte, „aus der griechischen Mythologie. Sie ist die Mutter der Chimaira, der Sphinx, des nemeischen Löwen und der Phaia.“
„Der was?“, fragte Sailor Venus.
„Phaia ist eine Wildsau“, merkte Sailor Merkur an.
„Und was will sie dann hier?“, hakte Sailor Jupiter nach, während Sailor Moon, hinter Sailor Venus´ Rücken ein ängstliches Wimmern von sich gab.
„Sie ist eines von Esmedraudes Dienern“, fuhr Sailor Merkur fort.
„Wenn das so ist“, spie Sailor Mars aus, „Feuerringe!“
Echidna brüllte auf, als Sailor Mars´ Attacke auf sie niederging.
„Blitz und Donnerschlag, flieg!“, legte Sailor Jupiter nach und das Monster schrie erneut. „Los jetzt, Sailor Moon!“
Das Mädchen zögerte nicht lang und besiegte Echidna, wenn auch unter enormer Anstrengung, aber dennoch sehr zur Erleichterung der restlichen Mitglieder des Sailor-Teams.
„Hört das denn nie auf?“, beschwerte sich Sailor Mars und schüttelte den Kopf.
„Ich muss euch etwas sagen“, meinte Sailor Merkur, ohne auf die Bemerkung ihrer Freundin einzugehen. Sie berichtete von dem, was Saphir ihr erzählt hatte, schwieg jedoch eisern, als Sailor Jupiter die Quelle ihrer Informationen erfahren wollte. Der Kampf würde weitergehen, und Sailor Merkur konnte sich nur wünschen, dass das Schicksal etwas besseres für den jungen Prinzen erdachte, als er sich ausmalte.
wenige Tage später:
„Ami, die hier wurde eben für dich abgegeben.“, Midoris Augen strahlten, als sie ihrer Tochter die Blume überreichte, an deren Stiel ein kleiner Zettel hing.
„Deine Lieblingsblume“, prangte auf dem Papier und Amis Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, ehe sie die weiße Lilie von dem Band befreite und diese zu den anderen in die Vase stellte.
Ja, es lohnte sich zu kämpfen, wenn auch für eine ungewisse Zukunft.
*blauer Edelstein, hoseki = „Edelstein“ und aoi = „blau“