~Atlantik – Bermudadreieck – nördlich der Karibik~
Es war leise im Flugzeug, da die meisten Passagiere sich zur Ruhe gelegt hatten. Nur wenige der Leute lasen, oder beschäftigten sich wie die kleine blonde Prinzessin, die fröhlich mit ihren beiden Puppen spielte. Ihre Mutter hatte ihr erlaubt ein Prinzessinnenkleid und die dazugehörige Krone zu tragen, denn sie wusste, dass ihre Tochter dann ruhiger sein würde.
Ihre blonden Locken waren zu Beginn dieser Reise neu gemacht worden, doch davon war nicht mehr viel übrig, denn die Passagiere verbrachten schon einige Stunden in diesen Sitzen. Dabei waren sie ihrem Ziel schon ziemlich nah.
Ausgelassen wackelte das kleine Mädchen mit den Beinen, wobei sie nicht nur einmal gegen den Sitz ihres Vordermannes stieß, welcher nur gefrustet an die Decke blickte, um das Kind nicht anzuschreien.
Mit einem Satz setzte sich das Mädchen mit den Knien auf ihren Sitz auf, um aus dem Flugzeugfenster zu blicken und positionierte ihre Puppe am Rand, damit diese auch etwas sehen konnte.
Ihre Mutter lächelte müde, als sie ihrer Tochter kurz durch das goldene Haar strich und sich erhob.
„Ich bin kurz auf Toilette, mein Schatz“, gähnte diese, während ihre Tochter sie nicht einmal eines Blickes würdigte und mit einem: „Ja, Mami“, fort wank.
Die Frau hatte sich gerade erhoben, als das Flugzeug plötzlich wankte. Schnell hielt sie sich an einem Sitz fest und wartete, bis es wieder ruhiger wurde. Hier waren solche plötzlichen Turbolenzen normal, was dennoch einige Passagiere nicht davon abhielt, sich panisch umzublicken oder eine der Stewardessen mit Fragen zu überschütten. Doch es war nicht ihr erster Flug. Aber anders als zuvor, wurde es nicht weniger.
Im Gegenteil. Das Flugzeug wurde immer unruhiger und plötzlich erklang die Durchsage des Kapitäns, die von undeutlichen Störgeräuschen unterbrochen wurde: „Verehrte Passag-, wir bitten sie darum Ru- zu bewahren, wir sin- leichte Turbulenz- geraten, doch es ist alles in Ordnung-“, erklärte die Stimme, bis diese mit einem knallendem Geräusch, als wäre eine Sicherung durchgebrannt, abbrach. Lediglich das Aufleuchten der Gurtzeichen ließ auf den Rest schließen, den man nicht verstanden hatte.
Schnell setzte sie sich wieder, um sich anzuschnallen, während ihre Tochter noch immer aus dem Fenster blickte. „Sieh mal, Mami“, sagte die Kleine und drückte ihre Nase am Fenster platt.
Im Wasser hatte sich ein Strudel gebildet und aus dessen Mitte stieg dunkler Nebel auf. Mit ihm zusammen etwas, das wie der Schatten eines Kraken aussah. Er hatte die Oberfläche noch nicht erreicht, als aus dem Strudel plötzlich Wasser empor schoss und sich zu einem Tsunami formte. Erst klein, doch er wurde schnell immer größer. In seiner Mitte ein riesiges Geschöpf aus Schatten.
Das Flugzeug wurde erneut durchgeschüttelt und die Mutter zog ihre Tochter vom Fenster weg, um sie auf den Sitz zuziehen und anzugurten.
„Mami es ist Cutulululu“, rief sie mit ihrer kindlichen Stimme, welche in den Unruhen des Flugzeuges und dem keuchendem Atem der Mutter unterging.
„Bleib da sitzen, Schatz-“, setzte die Mutter an, als das Flugzeug durch einen plötzlichen Ruck durchgerüttelt wurde und die schiere Panik im Inneren immer deutlicher wurde.
Schreie, Flüche und Gebete waren alles, was zu hören war, als sich das Flugzeug in einem steilen Winkel begann zu sinken. Alles wackelte und die meisten Lichter begannen unregelmäßig zu flackern.
Hecktisch griff die Frau nach der gelben Atemmaske, von der sie nicht wusste, wann sie erschienen war, und versuchte sie sich und ihrer Tochter anzulegen.
Mit einem technischen Summen versank das komplette Flugzeug in Dunkelheit.
Schluchzend schloss die Mutter ihre Tochter fest in die Arme, als würde sie diese so vor Gefahren schützen können.
Erneut schielte das Mädchen, welches nicht verstand, was hier vor sich ging, aus dem Fenster und entdeckte lange, sich unnatürlich windende Arme aus Schatten, welche sich gen Himmel richteten.
Der Tsunami zog das Flugzeug immer näher zu sich und es schien, als würden sich die Arme dem Flugzeug entgegen strecken.
Ein Grollen ertönte so laut, dass selbst die Passagiere es hören konnten, obwohl ihre Schreie ohrenbetäubend waren.
Das Flugzeug verschwand im Strudel aus Wind und Wasser und ein Beben erschütterte die Erde. So heftig und allumfassend, dass sämtliche Technik versagte.
An diesem Tag erlosch das Licht auf der ganzen Welt.