"Justice überrennt gerade Amerika. Die Heftigkeit, mit der diese Droge in Umlauf gebracht wird, überfordert gerade sämtliche Behörden. Die USA sieht hilflos mit an, wie sich Millionen von Menschen in die Abhängigkeit treiben lassen. Der Ursprung dieser halluzinogenen Drogen wird in Mittelamerika vermutet. Das FBI ist allerdings Ratlos.." Ich schalte den Fernseher leiser. Die Reportern hat nichts erzählt, das ich nicht sowieso schon wusste. Die oberste Drogenfahndungsabteilung des Landes steht auf meiner Gehaltsliste oder ist meinem Charm erlegen. Von dort drohte keine Gefahr für mein kleines Geschäft.
Abgesehen davon ist Justice nur eines meiner zahlreichen Geschäfte. Offiziell führte ich einen Konzern, der sein Geld hauptsächlich mit Kosmetik verdiente. Schönheit ist ein einträgliches Geschäft, ich bin bereits mehr als reich und jede Sekunde, die ich Atme kommt noch mehr Geld hinzu. Aber dieses Leben ist langweilig und eintönig. Nichts für jemanden wie mich. Ich brauche einfach mehr.
Als ich das Geschäft von meinem Dad übernommen habe war ich 21 Jahre alt. Gerade alt genug um offiziell Alkohol zu trinken. Nicht dass ich das davor nicht auch schon gemacht hätte, aber sei es drum.
Das war nun 5 Jahre her und ich habe das Geschäft verändert, vergrößert und effizienter gestaltet. Jeder kannte meinen Namen und wollte etwas von meinem Ruhm abhaben. Ob das nun die Speichellecker der Geschäftswelt oder die der Unterwelt waren. Da gab es, bis auf den Inhalt der Geschäfte nur wenige Unterschiede.
Mein Gesicht ziert außerdem ständig irgendwelche Magazine. Und Forbes führe ich schon seit Jahren an. Man könnte sagen, ich führe ein angenehmes Leben, dass ich mir etwas interessanter gestalte.
"Sind Sie soweit?" Carl mein Fahrer, Personenschützer und Vertrauter tritt an meinen Tisch. "Ja." Antworte ich schlicht und erhebe mich. Ich mag ihn und ich vertraue ihm, aber er ist mein Angestellter. Ich bezahle ihn nicht dafür, dass ich freundlich zu ihm sein muss. Ich bezahle ihn dafür, dass er freundlich zu mir ist und ich bezahle ihn verdammt gut!
Im Büro angekommen überfällt mich meine Assistentin Teresa. Sie leistet gute Arbeit, geht mir aber unglaublich auf die Nerven. Wenn ich wieder ein wenig mehr Zeit habe, muss ich mir dringend jemand neuen suchen. Diese Gequatsche hält doch keine normale Person aus.
"Ihr 9 Uhr Termin. Mr. Pichler wird sich ca. 5 Minuten verspäten. Um 10:30 Uhr beginnt ihre Videokonferenz mit Shanghai und um 12 Uhr sind Sie mit Ihrer Mutter zum Mittagessen verabredet. Ich habe im Golden Man reservieren lassen." Teresa ratterte meine Vormittagstermine herunter ohne einmal Luft zu holen.
"Sagen sie Mr. Pichler ab und um Himmels willen meiner Mutter auch. Diese Frau kann ich heute nicht auch noch ertragen!" herrschte ich sie an. "Sie können dem Bürgermeister doch nicht einfach absagen." Erläuterte sie, als wüsste ich nicht wer dieser Pichler ist. Ich konnte und ich werde absagen. Ich warte nämlich auf niemanden. "Teresa. Sie werden nicht dafür bezahlt meine Entscheidungen zu kommentieren oder zu hinterfragen. Ich bezahle sie nur dafür, das sie tun was ich sage und jetzt bewegen sie ihren Hintern aus meinem Büro!" Definitiv musste ich mich nach einer neuen Assistenz umsehen.
Mein Telefon klingelt nur wenige Minuten später. Teresa ruft an. "Ja." blaffe ich ins Telefon. Wie sehr ich diese Frau hasse. "Mr. Pichler fragt nach einem neuen Termin. Egal wann. Er wird sich die Zeit nehmen." War ja klar. Dieser alte Bock wollte, dass ich seine Wiederwahl unterstützte und würde mir im Gegenzug interessante Angebote machen. Ich liebte diese verkorkste Stadt. "Ihre Mutter bedauert ihre Absage und hat sich für morgen Mittag eintragen lassen. Kann ich noch etwas für sie tun?" Sie könnte aufhören mir so unglaublich auf die Nerven zu gehen. Aber dafür konnte sie nicht mal besonders was. Es war einfach ihre Stimme.
"Bitte machen Sie für 12 Uhr einen Termin bei Lecster. Ich will heute mal wieder Trainieren und bringen sie mir einen Kaffee!" Damit legte ich auf und widmete mich meiner Arbeit. "Holen Sie mir Blossem ans Telefon." Sage ich möglichst unfreundlich, als Teresa meinen Kaffee bringt.
"Mrs. Blossem ist gerade in einem Meeting mit der Vertriebsleitung." bekomme ich als Antwort. Verdammt. Konnte diese Frau nicht einfach tun was man ihr sagte?
"Sofort!"
Damit verschwand diese Frau endlich wieder und Sekunden später hatte ich Lara Blossem, meine Rechte Hand bei Perfect-Cosmetics, am Telefon. Jeder hatte sofort alles stehen und liegen zu lassen wenn ich was wollte. Das war mein Privileg, dafür dass ich jedem hier ein überdurchschnittliches Gehalt zahlte. Das war Teil meiner Philosophie.
"Du wolltest mich sprechen?" hörte ich sie am anderen Ende gedämpft in den Hörer sagen. Sie saß also noch in diesem Meeting. "Ja. Sei in 10 Minuten hier!" "Aber..." bevor sie Einwände haben konnte legte ich auf.
"Was ist so verdammt wichtig, dass du mich aus einem Meeting holst?" Lara war seit ich diesen Laden übernommen hatte an meiner Seite. Gemeinsam hatten wir hier einiges verändert und sie hatte sich ihren Status verdient. Ich war froh damals meinem Bauchgefühl vertraut zu haben und jemandem zu meiner Stellvertreterin gemacht zu haben, die gerade einmal 6 Jahre älter war als ich. Viele sagten uns das Scheitern voraus und heute wollen die gleichen Leute nie etwas davon gehört haben.
"Ich muss nächste Woche nach Chicago. Privat. Kommst du ohne mich zurecht?" "Bist du wahnsinnig? Nächste Woche kommen die Chinesen!" Sie war wirklich geschockt, aber ich wusste, das sie die Vertragsverhandlungen auch ohne mich zu einem guten Abschluss bringen wird. Darin ist sie einfach gut und ich musste in Chicago unbedingt Präsenz zeigen. Dort hatte ich nicht so fähige Leute und niemand verarscht Shadow!
"Dann wäre das ja geklärt!" freute ich mich und erlaubte mir ein kleines Lächeln.
"Habe ich denn eine Wahl? Lu, du bist unmöglich!"
"Ich weiß und jetzt geh wieder an die Arbeit."
Mein Handy Klingel. Unbekannte Nummer. Nicht viele Leute hatten meine Nummer. Wer würde Sie an jemand fremden weitergeben?