Die Sonne schien auf die Stelle am Fluss, an der Felix unter einem Baum im Schatten lag. Der Wind wehte und bog die langen Gräser. Es war ein schöner Tag am Fluss im Belle-Land.
Pater Anderson, auch bekannt als Phil, hatte den Tag nutzen wollen, um für sein nächstes Faust-Kapitel zu recherchieren und war zum Entschluss gekommen, dass ein Abstecher zum Fluss, ihm auf die Sprünge helfen würde.
Zu seiner großen Freude sah er dort Felix, der im Gras ein Nickerchen machte.
"FEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEELIX!", rief er, als er vor ihm stehen blieb, doch keine Antwort kam. Stattdessen lag Felix einfach still im Gras und rührte sich nicht. Sein Atem ging auch langsamer als sonst.
Phil ging in die Hocke und stupste ihn an. "Hey, wach auf!", murmelte er und wieder blieb eine Antwort oder eine Regung aus.
Der Pater betrachtete ihn noch eine Weile. Dann wich jegliche Farbe aus seinem Gesicht. Mit dem flauschigsten Belletristican schien etwas ganz und gar nicht in Ordnung zu sein.
Er sah sich verzweifelt um, sprang auf und eilte zurück zum Atrium von Belle-Land. Dort schlitterte er über den frisch gewachsten Marmorboden des Spiegelsaals, in dem der Graf Lord Phobos Escanor von Myffeland gerade mit Kathy darüber stritt, dass er sicher kein Stück von seinem Sandwich abgeben würde.
Als Phil keuchend vor ihnen zum Stehen kam, verengten sich die Augen das langhaarigen Grafens: "NEMESIS!"
"MONSTER!", entgegnete Phil reflexartig und schüttelte sogleich den Kopf, "Ach nein, dafür hab ich keine Zeit. Kathy, irgendwas stimmt mit Felix nicht. Er liegt am Fluss und rührt sich nicht!"
Kathy, die gerade den Moment der Unachtsamkeit ihres Vampirlords nutzen wollte, um an das Sandwich heranzukommen, hielt in der Bewegung inne und blinzelte Phil an. "Das sollte glaube ich so sein. Ich habe ihn mit einem kleinen Elixier aus Megs Laden in mein Gehirn geschickt. Obwohl... Momentan habe ich ziemliche Kopfschmerzen und bin ein wenig verwirrt", sie seufzte, "Irgendwas ist da durcheinander geraten." Sie griff sich an den schmerzenden Kopf.
"Katzy, hast du schon Schmerztabletten genommen?", erkundigte sich Phobos besorgt, "Und du hast ihn wirklich was aus Megs Laden schlucken lassen???"
"Das Zeug heißt 'in cerebrum'. Ich wollte ihm eine Freude machen", murmelte Kathy, sich die Schläfen massierend.
"Ja, aber jetzt liegt er draußen im Gras und atmet auch kaum mehr", beeilte sich Phil zu sagen.
"Oh. Das sollte natürlich nicht sein", Kathy schloss einen Moment die Augen und starrte ihn dann an, "ER ATMET NICHT??? Oh nein!"
Sie sprang auf und begann auf und ab zu laufen wie ein Panther im Gehege.
"Shit. Wenn wir ihn jetzt verlieren, dann ist es meine Schuld", murmelte sie vor sich hin, "Was tu ich nun?"
"Durchatmen?", kam es von Phobos, "Megan rufen? Es ist ja IHR Zeug gewesen. Und das nächste Mal: Hör auf mich! Erst der Spiegel, jetzt Felix. Bitte tu mir sowas nie an!"
Phil reagierte sofort, als es darum ging, Megan zu rufen und holte Kreide heraus, um ein Pentagramm auf den Boden zu zeichnen. Dazu murmelte er lateinische Formeln und wippte wie in Trance leicht vor und zurück.
"Alter! Doch nicht hier auf meinem Fußboden!", Phobos zog die Füße zurück und starrte Phil mit funkelnden Augen an, "Bist du wahnsinnig? Normal kommt sie doch eh, wenn man sie ruft."
"Wer kommt, wenn man sie ruft?", die Türen flogen auf und der Raum kühlte ein Stück ab, als Megan Core, die dunkle Fürstin, den Saal betrat. Ihre lange Robe flatterte hinter ihr her. "Was soll den der Aufruhr hier?", sie erfasste blitzschnell die Szene und dann Kathy, die begonnen hatte, vor Nervosität, ihre langen Fingernägel abzusplittern.
"Baby, was treibst du da?", Megan packte ihre Handgelenke, "Warum machst du so ein Gesicht?"
"Felix... Phil... Phil sagt, dass Felix kaum atmet. Er hat das 'in cerebum' genommen und ich merke auch grad nichts, ob er irgendwo in meinen Gedanken spaziert. Da ist irgendwie nur ein großer Pool. Viel Wasser und so. Ich hab das Gefühl, das eine Hälfte meines Gehirns geflutet wird. Meg, was sollen wir tun?"
"Dann hoffe ich mal, dass er uns nicht ertrinkt", meinte Meg sachlich und wandte sich an Phil, "Wo hast du ihn gesehen? Eigentlich sollte er mit dem ganzen Körper reisen, aber das Mittel war ja noch nicht ausgereift. Es könnte eine Nebenwirkung sein."
"Draußen am Fluss. Er reagiert auch auf nichts. Ich zeigs euch am Besten", Phil eilte schon zur Tür und riss diese auf. Phobos fauchte auf: "Meh. Licht. Hell. Heiß. Ich bleibe hier!"
"Feigling", zog Phil ihn auf.
"Provozier mich nicht, Flip!", schoss Phobos zurück und erhob sich gequält aus dem Stuhl, um ihm zu folgen. Kathy und Meg auf den Fersen.