Bahnhofskiosk
Direkt neben dem Bahnhof, von wo meine Züge starten, befindet sich ein Kiosk.
Dieser hat alles, was so typisch für solche Läden ist: jede Menge Zeitschriften, eine begrenzte Anzahl gekühlter Getränke, Süßigkeiten, Bücher- und Groschenromane, Lottoannahme, alles für den Raucher und einen Automaten, bei dem man sich einen Kaffee oder heißes Wasser für Tee herauslassen kann. Natürlich mit der berühmt berüchtigten-Rabattkarte, für der man mit entsprechend vielen Stempeln ein Freigetränk bekommt.
Ich selbst bin da so was wie ein Stammkunde. Es gibt dort billige Energydrinks für einen Euro mit Mango Geschmack, die echt gut schmecken und eben nur dort (ich weiß, ungesund, aber ich stehe um 05:20 morgens auf, das ist Folter genug). Manchmal hole ich mir auch eine Zeitschrift oder etwas anderes zum Trinken, wenn ich es von zu Hause vergessen habe.
Dieser Kiosk, das ist so eine ganz eigene Welt. Der etwas vergammelte ältere Mann, der mit vergilbten Händen seine Zigaretten holt und den Lottoschein über den Verkaufstisch schiebt; der junge Kerl, der jeden Morgen seinen Kaffee-to-go holt, um ihn noch rasch zu trinken, bevor sein Zug kommt; die zwei Schüler, die ihre Cents aus dem Geldbeutel kramen und die Verkäuferin sagt, was sie damit kaufen können.
Wenn ich mal längere Zeit – wegen Urlaub oder Krankheit – nicht im Laden war, und die Hauptverkäuferin – die Chefin sozusagen – anwesend ist, dann kommt ein neugieriges und auch anteilnehmendes „Sie waren aber auch schon lange nicht mehr da“.
Man wechselt ein paar Worte, über das Wetter, und stellt vor allem in den Ferien fest, wie ruhig es auch im Kiosk dann ist. Ja, wenn die Schüler fehlen, ist vor dem Kiosk – dem Busbahnhof – und im Geschäft viel weniger los. „Das ist dann auch für uns ein wenig wie Urlaub“ erklärt die Frau mir.
Manchmal, wenn mit dem Zug mal wieder etwas schiefläuft, geht man auch schon mal kurz in den Kiosk zurück. Dann erzählt man kurz, schimpft über die Bahn, holt sich Bestätigung, geht wieder.
Oder, wenn der Fahrkartenautomat mal wieder muckt und keine Scheine nimmt, hilft mir das Personal gerne weiter und wechselt mir einen Schein.
Ja, es ist eine kleine Welt.
Nicht altmodisch, aber nicht mit der üblichen Hektik. Natürlich gibt es auch hier mal eine Schlange vor den zwei Kassen, aber ich habe noch nie erlebt, dass das Chaos ausbricht. Alle sind sehr routiniert und auch echt schnell beim Abkassieren. Seit neustem haben sie eine neue Verkäuferin, blond, echt groß und die Arme voller Tätowierungen und mit einer rauen Stimme. Irgendwie passt sie hierher.
So zahle ich meine zwei Energiedrinks, gebe also die zwei Euro, verabschiede mich und gehe die wenigen Meter aus dem Kiosk nach rechts zum Bahnsteig.