„Ich möchte von einer Familie erzählen, die sehr alt ist. Sie besteht schon seit 104 Jahren und doch ist sie modern. Sie ist groß und doch klein. Sie ist ernst und doch voller Spaß. Sie ist gleich und doch so verschieden vielseitig. Sie ist präsent und doch im Hintergrund. Stark und schwach. Das Glück liegt bei ihr im Verborgenen. Sie ist erfolgreich und doch scheitert sie. Ich spreche von einer großen Liebe. Von einer Liebe, die nicht größer sein könnte. Sie prägte mich, sie hat mich verändert. Sie hat mir so viel angetan, das ich nicht vergessen möchte, kann und werde.“, er nahm einen Schluck Wasser.
„Aber nun von Anfang an. Mein Thema doch der Zusammenhalt in der Familie, oder? Für mich ist dies ein hoch brisantes Thema. Es wird mir einiges Abverlangen, da ich nicht weiß was jetzt kommt, und was ich sagen werde. Das klingt jetzt vielleicht unvorbereitet, aber das ist die Tatsache. Ich glaube, ich kann so viel erzählen, dass ich das alles in diese knappe Zeit nicht einbringen kann. Aber trauern wir den Fakten nicht hinterher, sondern stellen uns an die Mole, lassen den sanften Wind von Nordwest in unseren Haaren spüren. Wie er das Haar zerzaust und uns einen Salzgeruch durch die Nase weht. Wie wir es auf der Haut schmecken. Wir sehen die Möwen kreischen und hören wie die Sonne gerade aufgeht. Die See ist ruhig. Doch draußen sehen wir ein großes Schiff. Ein Verdränger, der größtenteils weiß angestrichen ist, doch einen breiten knallorangenen Streifen auf ungefähr der Hälfte des Aufbaus hat. Zur ersten Etage, so nenne ich sie, die einen offenen Fahrstand beherbergt, so wie die zwei großen Rohre, gen Achter, gehört dieser Streifen. Er ist ungefähr einen Meter hoch. Das Deck ist grün, Smaragtgrün oder auch RAL 6001 genannt passt irgendwie doch zum RAL 2004, dem Orangerot. Das erst 1987 eingeführte Blaulicht leuchtet. Immer wieder erkennt man das RAL 6029 im Offenen Fahrstand, wenn die Gischt nicht die Sicht behindert, doch dies tut sie nur ab und zu. Dieses Schiff kommt schnell, ca 25 Konten, näher. Weiter draußen sieht man ein zweites Schiff. Es ist nur 8,18 Meter lang, und doch sind sie ein Paar. Die Tochter schleppt einen Kahn, der wesentlich größer ist. Er ist alt und zerstört. Doch inzwischen ist die 27,5 Meterklasse in der Außenmole angekommen. Deutlich hat sie ihre Geschwindigkeit verringert. Nur zu gut sieht man das braune Unterschiff und den Großen Aufdruck auf dem Bug. SAR. Auf der Brücke stehen zwei Personen, an der Mole ein weitere mit einer Liege. Als der Krankenwagen, wegfährt, kommt auch die Tochter zur Mutter. Der Kahn ist in der Nähe noch zerstörter als man erahnen konnte. Doch nun, ist alles gut ausgegangen. Alle sind im Hafen. Im sicheren. Hafen. Sie sehen wie die Mutter die Tochter aufnimmt. Die Ruhe nach dem Sturm, der so einige Opfer gefordert hat. Sie gehen die Mole runter und lassen Geld fallen. In ein kleines Ruderschiff mit dem Hansekreuz. Ortswechsel.“, wieder trank er einen Schluck. Die ganze Aula hing an seinen Lippen. Bei den ersten war schon Gänsehaut eingetreten.
„Ich fing an eine Familie zu beschreiben, die so gegensätzlich ist, dass sie eigentlich nicht bestehen dürfte, aber sie tut’s. Wie kann dies passen? Das ist paradox oder? Ich Ihnen eine Familie präsentieren, die großartiges Leistet und doch, leider scheitert. - Unter anderem weil die Mitglieder nicht immer richtig handeln. Aber das fängt sie auf, es wird keiner ausgestoßen, auch wenn man am Boden zerstört ist[1]. Man wird nicht brechen, man wird nur knicken. Man wird aufgerichtet. Wenn ist der Hafen nach dem Sturm, der Sicher ist vor dem Sturm, in den man rausfährt wenn andere reinkommen[2]. Es wird sich gesorgt, um jeden einzelnen, um jedes Millionstel. Es wird gepflegt bis man wieder kann, raus in den Sturm. Ein Sturm der gewaltiger und größer ist als das Leben. Und doch gibt man nicht auf, man ist der Grashalm, an dem das Leben hängt, es ist der Handschlag der um Leben und Tod entscheidet und den Hafen sicher macht. Es muss nicht späktakulär sein wie in Warnemünde, es kann auch im Verborgenen geschehen.“, tränen traten ihm in die Augen, als er es erzählte. Er holte tief Luft und trank noch einen Schluck, ein weiterer kräftiger Atemzug mit dem er sich versuchte zu beruhigen. Seine Sitzposition war dennoch relativ entspannt. Jeder im Raum war erfüllt von seiner Rede, hing an seinen Lippen, fand diese Pause als stören. Sie drängten fast, dass er weiterreden soll.
„Es ist leider Realität geworden, dass vieles als Selbstverständlich angesehen wird. Mir hat man mal von einem Jungen[3] erzählt, der wundervoll sein soll. Er ist Mitglied dieser großen, großartigen Familie. Er ist anders. Ihm wurde mal gesagt, dass er besonders sei. Er würde verstehen und sorgen, er gäbe 110 Prozent und sei immer da, wann man ihn bräuchte. Er würde wunderbar sein. Er erfreue sich an den kleinen Dingen im Leben und hülfe wenn es Hilfe braucht, tritt zurück und ist dankbar für alles was passiert. Ein Junge, der ein Mauerblümchen ist, ein Teil vom Ganzen. Aber er auch ich bewundere ihn. Für seine schöne Zeit, die er erlebt hat und für all seine Kraft, dies durchzustehen, was er durchgemacht hat. Er war schon zwei Mal in einer tiefen Krise, aber er ist nicht gebrochen. Er lebt. Er ist wahrhaftig er ist angekommen im Hafen und er opfert sich. Aber er ist nicht alleine. Er hat Rückendeckung, die er selbst gibt. Es ist ein Geben und Nehmen. Es muss nicht immer spektakulär sein, aber auch die kleinen Feinheiten tragen zum ganzen bei, auch jeder tausendstel kann was verbessern, Schaden begrenzen. Ich finde, es ist egal wie groß die Familie ist, doch sie ist wichtig für viele, wenn sie nicht sogar den Tod besiegt.“
Das bewegte Publikum sah den sichtlich angeschlagenen Redner vor der Projezionsfläche, wo ein Bild zu sehen war. Drei Personen standen mit dem Rücken zur Kamera. Alle in Rot, zwei große, ein kleinerer in der Mitte, mit einer Haiflosse[4], als Frisur. Links stand eine ältere Person, die schon viel Erfahrung hatte, links eine Person die sympatisch in ihrer Lila Weste aussah. Beide stüzten den Jugendlichen wie er mit ihnen auf den See schaute. Dort sah man eine Gänsefamilie. Die Nilgänse hatten 8 Küken, die lustig und lebensfroh auf dem Wasser schwammen. Weiter hinten sah man mehrere Segelboote, spielende Kinder in einem abgesperrten Bereich auf einer Badeinsel. Die Differenz hätte nicht größer sein können. Zak schaute kurz nach hinten. Und sah dabei wie der Moderator anfangen wollte zu sprechen, so fiel dieser jenem ins Wort: „Ja. Es ist schon schön, von sich behaupten zu können, dass man seine Familie gefunden hat.“