"Ihr hättet das nicht tun dürfen!", erschrocken drehten alle sich um, Eva war vor Allisters Haus erschienen.
"Halt deine Fresse du himmlische Plage!", murrte Church, Shanora grinste. Kaum war er den Engel in sich losgeworden war er wieder der alte Halunke ohne Benehmen.
Eva riss die Augen auf: "Belial, es ist deine Bestimmung..."
Church unterbrach sie harsch: "Hör mir auch mit Bestimmung, Eva! Deine wäre es gewesen Finn zu töten! Und er rennt immer noch herum. Ich bestimme selbst über mein Leben. Lange genug haben es andere getan. Ich muss niemand sein, zu dem man aufsieht. Mein wahrer Name interessiert mich nicht, Belial, Church - klingt beides dämlich! Aber Church ist der Name den mir einmal ein kleiner blonder Vollidiot gegeben hat. Und dieser Trottel hat an mich geglaubt, er dachte ich würde so etwas wie ein Held werden. Darum trage ich diesen Namen, und niemand wird mich je von seinem Weg abbringen! Ich bin nur ihm verpflichtet, nicht den hohen Himmeln!"
Eva schien empört zu sein: "Interessiert es dich nicht warum Uriel dich ausgewählt hat um dir seine Kräfte, sein Geschenk zu übertragen? Welches du einfach weggeworfen hast? Du kannst es zurückhaben! Du musst es annehmen! Du musst deine dämonische Seite ablegen und den Engel in dir entfesseln!"
Tauril zog eine Braue hoch, Church schien auch einen falschen Namen zu tragen. Und er war allem Anschein nach ein Halbblüter, mächtige und gefährliche Mischung. Einer dieser Gattung hatte die Hölle schließlich in Fetzen gerissen...
Klar das die hohen Himmel diesen kontrollieren wollten.
"Halt den Mund, Eva! Es ist mir egal!", Church spuckte auf den Boden, "Ich lasse mich nicht als Gefäß für euren himmlischen Glitzerscheiß missbrauchen!"
Eva streckte den Arm aus und sofort wand Church sich unter Schmerzen.
"Lass ihn sofort in Ruhe!", brüllte Shanora sie schockiert an.
"Das wirst du bereuen!", drohte Tauril dem Engel und zog ihren Bogen aus dem Nebel, der sich um sie gebildet hatte.
"Du musst es annehmen, nimm es an!", Eva schien nicht daran zu denken mit ihrer Folter aufzuhören.
Plötzlich begann sie zu zittern, ließ langsam die Hand sinken. Church hörte auf sich zu winden und fiel auf die Knie, er keuchte, schien aber nicht weiter verletzt zu sein.
"Was...", Eva starrte auf die Schwerzspitze, die aus ihrer Brust ragte.
"Das kommt davon wenn du meinen Freund anfasst, Eva!", flüsterte ihr Finn ins Ohr, "Schon eigenartig, vielleicht hättest du mich ja damals einfach töten sollen."
Wie Treplew vor ihr starb auch Eva, der Staub ihrer Asche war alles, was von ihr blieb. Schockiert starrten Tauril und Shanora ihn an.
Church raffte sich wieder auf und betrachtete Finn eingehend: "Neuer Haarschnitt?"
Tatsächlich schien er einen Friseurbesuch hinter sich zu haben. Generell wirkte er fit, nüchtern und eigenartig zufrieden.
Finn grinste Church an: "Wieder die selbe hässliche Hackfresse wie früher!"
Dann umarmten sie sich kurz und Church betrachtete Finns Schwert: "Ich schätze du warst bei Caja? Oder woher hast du das schöne Stück?"
Finn atmete hörbar ein: "Das glaubst du nicht! Von Loki, er gab es mir und meinte ich werde es brauchen wenn er mich zu euch bringt! Und dann hat er mich übel beschimpft, komischer Kerl."
Die schwarzen Flammen schlugen Delina ins Gesicht, Osilia brannte. Die Schreie der anderen Bewohner hallten durch ihre Ohren.
"Hey, alles wird wieder gut, beruhig dich!", die helle Stimme eines anderen Mädchens riss Delina aus ihrer finsteren Erinnerung.
"Caja!", sie strahlte das rothaarige Mädchen an. Caja war drei Jahre älter als sie und hatte ebenfalls alles verloren. Das hatte Delina von Anfang an geholfen, sie hatte sich an der älteren orientiert, und sie kümmerte sich wie eine Schwester um sie.
Beim Gedanken an ihre Schwester kamen Delina wieder die Tränen.
"Denkst du wieder an Nelina?", Caja tippte ihr gegen die Stirn, "Du musst aufhören traurig zu sein. Sonst gehst du unter."
Delina starrte sie interessiert an: "Wie machst du das? Warum bist du nicht mehr traurig?"
Caja lächelte: "Ich bin verliebt!"
Delina warf ihr einen überraschten Blick zu. Bis auf die Angestellten von Finn und ihm selbst sah sie eigentlich nie jemanden in dem großen Haus, in das sie der Mann mit den vielen Narben gebracht hatte.
"Ich werde einmal Finn heiraten!", teilte Caja ihr stolz fest und stemmte die Hände in die Hüften, "Wir werden drei Kinder haben und in einem Haus wie diesem wohnen. Ah, und ich möchte eine Katze!"
Delina lachte und hatte eine Idee, wie sie Caja eine Freude machen konnte.
Sie konzentrierte sich und um sie erschien Nebel, aus dem sprang eine kleine Katze hervor. Sie war nicht echt, lediglich aus Nebel, aber Caja lachte als Delina das kleine Nebelwesen auf ihren Schoss springen lies.
"Das ist wundervoll Delina!", Caja strich vorsichtig über das Nebelfell bevor Delina das Tier wieder verschwinden ließ.
"Caja, kannst du mir zeigen wie man kämpft?", Delina fragte schüchtern, wurde dann aber selbstsicherer, "Ich weiß das Finn dich trainiert!"
"Tauril!", die Stimme von Finn lies die getarnte Dämonin aus ihrem Traum aufschrecken.
Die türkisen Augen des Blonden fixierten sie: "Alles in Ordnung bei dir?" Tauril nickte schnell, sie ärgerte sich über den Traum. Bloß weil Church Caja erwähnt hatte. Sie hoffte, dass Finn sie nicht durchschaut hatte. Immerhin hatte er sie betreut, bis sie 10 Jahre alt geworden war. Da war sie aufgebrochen um zu trainieren und ihre Rache zu üben. Sie war auf Marbas gestoßen, der sie in seinem Haus wohnen hatte lassen. In den Büchern seiner Bibliothek hatte sie viel über ihre Heimat, Osilia, gelesen. Die Stadt im Nebel, am Fuße des schwarzen Throns. Der Dunkle hatte sie dem Erdboden gleich gemacht, sie war verschwunden. Bis ein erneutes öffnen des Weltenrisses sie zurückgebracht hatte. Das war ihr Zeichen gewesen sich an jene zu wenden, die am verbissensten nach dem Dunklen und seinen Hinterlassenschaften suchten um diese zu vernichten. Marbas hatte sie in diese Mission hineingebracht, aber auch ihm hatte sie nie die volle Wahrheit erzählt. Caja hatte ihr beigebracht, wie sie ihre Gestalt verändern konnte. Und Delina hatte das perfektioniert. Sie war zu Tauril, einer Dunkelelfe geworden.
"Ist jemand zuhause?", Finn zog eine Braue hoch und musterte sie noch kritischer.
Tauril nickte schnell: "Alles ist gut, was ist den los?"
Sie brauchte einen Moment um sich zu erinnern. Sie befand sich auf der Ladefläche eines Pick-ups, mit dem sie von Illutia in Richtung einer Firma aufgebrochen waren. Gesteuert wurde dieser von Church, neben ihm saß Cecilia. Finn und sie hatten auf der Ladefläche Platz genommen, dann war sie wohl eingenickt.
"Wir sind gleich da!", erklärte Finn. Tauril nickte. Sie war fast sicher, dass man sie nur mitnahm weil man erneut auf Lokis Hilfe hoffte. Das ärgerte sie. So hart hatte sie trainiert, aber die Elite von Elensar schien einfach viel stärker zu sein.
Cecilia mit ihrer unglaublichen Verbindung zu den Göttern des alten Ägyptens, sie hatte Treplew hoffentlich für immer vernichtet. Church und seine Schattenfäden und Finn, um den sich so viele Geschichten drehten. Dann noch Loki alias Silas, der noch stärker war als die Elite Elensars.
"Und ihr seid sicher, dass er hier her kommt?", wollte sie wissen.
"Na hoffentlich, dann versohle ich ihm den Arsch!", rief Cecilia von vorne.
Church hielt an, vor ihnen lag ein Trümmerfeld in dessen Mitte ein blauer Tornado aus purer Energie wütete. Alles schien schwerelos um ihn herum zu sein, fasziniert folgte Tauril den anderen.
"Was ist hier passiert?", wollte sie von Finn wissen, um nicht immer Church zu fragen. Finns Miene war angespannt, er wirkte verkrampft und neben der Spur.
"Finn ist passiert!", erklärte Church knapp und deutete ihr nicht weiter nachzufragen. Tauril seufzte, sie gehörte wohl noch nicht zu den vertrauenswürdigen Personen. Das Ziel war ein ziemlich mitgenommenes Gebäude, sie umgingen schweigend den eigenartigen Strudel und konnten durch eines der zahlreichen Löcher in den Wänden einfach eindringen.
"Seht ihr?", Church deutete auf die Spuren auf dem staubigen Betonboden, "Spuren! Folgen wir ihnen!"
Finn nickte: "Es kann nur Vincent gewesen sein, dieses Gebiet betritt keiner der bei Verstand..." Er sah zu Tauril und brach den Satz ab.
"Ihr müsst nicht so tun als wäre ich ein Alien!", diese verschränkte die Arme, "Hört auf damit, ich will nur helfen, klar?"
Church nickte und deutete ihnen weiter zu gehen: "Lasst uns einfach sehen das wir Vincent hier finden, okay?"
Schweigend folgten sie der Spur, immer weiter in die Betonruine hinein. Eisenteile die einst alles gestützt hatten hingen von der Decke, Scherben, kaputte Einrichtungsgegenstände und getrocknetes Blut waren alles, was ihren Weg kreuzte. Es schien eine Ewigkeit der Stille zu vergehen, bis Cecilia es nicht mehr aushielt.
"Wie lange sollen wir noch durch diesen gottverlassenen Ort wandern, du Bastard", die Stimme der Vampirin mit den ständig wachen wasserblauen Augen hallte unangenehm durch Churchs Ohren, "was soll das für ein Ort sein an den wir gehen?" Church hatte versucht immer wieder nett zu ihr zu sein, aber es gelang ihm nicht. Beinahe jeder ihrer Sätze war von einem Schimpfwort verunstaltet. Und sie redete viel zu viel, und zu laut.
"Nenn mich keinen Bastard wenn du selber einer bist, Cecilia. Und nimm Rücksicht auf deine Umwelt, halt den Mund!", fuhr er sie an.
Finn seufzte und hielt Cecilia davon ab auf Church loszugehen und schien zu überlegen:
"Du könntest Church endlich vergeben, Cecilia!", schlug Tauril vor und wäre beinahe erschrocken als Silas neben ihr auftauchte. Sie lächelte, ihr war klar gewesen das er viel zu interessiert an der Sache war, die hier ablief, um verschollen zu bleiben.
"Hey anderer Bastard", Cecilia schien jetzt erst richtig in Fahrt zu kommen, "warum rennst du eigentlich immer maskiert herum? Bei Osiris, bist du so hässlich?"
Tauril rieb sich genervt den Nasenrücken und dachte darüber nach wie gerne sie der Vampirin eine Backpfeife verpassen würde.
"Sag es noch einmal und ich komme rüber und bringe dir Manieren bei, Mumie!", versprach Silas Cecilia mit einem Unterton der Tauril garnicht gefiel.
"Ich schwöre, dass dir das nie gelingen wird!", Cecilia zeigte Silas den netten Finger und machte eine unflätige Geste. "Wie konnte Gott es verantworten, dass diese Plage unsterblich wird? Aber wie heißt es so schön? Seelig sind die geistig Armen.", spottete Silas daraufhin.
Cecilia sprang blitzschnell an Tauril vorbei und schlug ihm ins Gesicht, zumindest hätte sie das, wenn ihr Ziel nicht verschwunden wäre. Tauril lachte, Silas tauchte im selben Moment hinter Cecilia auf und verpasste ihr einen Stoß, sodass sie auf allen vieren landete.
"Das hast du mieser kleiner Drecksack dir so gedacht, was?", fluchte sie los, "Bei Anubis ich werde dich umbringen!"
Silas ignorierte ihre Drohung gekonnt und ging weiter: "Pass auf das du mir nicht wieder hinfällst, Kätzchen!" Nun reichte es Church, er umwickelte Cecilia mit seinen Fäden als sie wieder versuchte auf Silas loszugehen. Durch ihn glitten die Fäden einfach hindurch.
"Was ist dein Geheimnis?", Cecilias Stimme überschlug sich beinahe, "Bei Horos, ein verbotener Zauber? Ein mächtiges Artefakt? Etwas angeborenes?"
Silas lachte, Tauril war sicher, dass er Cecilias Neugierde beinahe schon niedlich fand.
Er schüttelte den Kopf und antwortete: "Erlernt um der Hölle zu entkommen!" Cecilia war mit dieser Information natürlich überfordert, und begann zu spekulieren um was es sich jetzt handeln könnte. Tauril schmunzelte beim Gedanken daran, wie eines Tages Cecilias Kopf beim Versuch ihr Gehirn zu benutzen, platzen würde.
Neben dem Weg durch die Ruine lagen Stapelweise alte Papiere und kaputte Büroeinrichtung. Tauril folgte Finn lustlos, auch sie wurde müde. Cecilia lief stumm mit großzügigem Abstand hinter ihr und Church her, Silas war, mal wieder, einfach verschwunden.
Etwas interessantes sprang Tauril ins Auge, ein Verdrecktes Notizbuch, neben dem Weg. Schnell hob sie es auf und begann ein wenig darin zu Blättern. Finn blieb stehen und Tauril lief ihm, abgelenkt durch die Notizen, hinein.
"Man Tauril, pass doch auf!", fuhr dieser sie an, seine Nerven schienen Blank zu liegen.
Sie sagte nichts dazu, den langsam aber sicher konnte sie sich zusammenreimen was das hier für ein Ort war. Nicht einfach ein Büro, ein Labor.
Man hatte hier Wesen gezüchtet. Der Dunkle hatte hier Wesen gezüchtet.
Der Dunkle hatte hier Finn erschaffen.