Draco schwang sich zuerst auf seinen Besen, stieß sich ab und drehte eine Runde. Seine Augen leuchteten mehr und mehr. Er flog sehr einfache Manöver, weil seine Mutter ihm die riskanteren nicht erlaubte. Mit Harry könnte er sogar zusammen Quidditch spielen. Außerdem er badete in dem Gefühl, bewundert zu werden. Harry hätte sich nie vorstellen können, dass man tatsächlich auf einem Besen fliegen konnte. Er staunte über die Leichtigkeit, mit der Draco über dem Anwesen kreiste. Ob er es wohl auch mal probieren durfte? Fliegen musste großartig sein. Endlich landete Draco wieder direkt vor seinen Füßen. „Stell´ Dich neben den Besen und heb` die Hand hüfthoch.“ Der Besen reagierte sofort. Harry setzte sich auf den Stil. Er flog mit einer Leichtigkeit und Intuition, die tatsächlich bemerkenswert war. Lucius stand gerade auf der Terrasse. Er beobachtete die Jungen beim Fliegen. Sein eigener Sohn flog durchaus gut, wie er schon oft festgestellt hatte. Allerdings hatte Potter zweifellos mehr Talent, als Draco.
Diese Tatsache stellte für Malfoy Senior kein Problem dar. Potters Vater war Kapitän der Gryffindor Hausmannschaft gewesen. Malfoy hatte das Talent erwartet. Im Gegenteil es erschien ihm nützlich. Für viele Aufträge und Missionen konnte schnelles, riskantes Fliegen von herausragendem Nutzen sein. Er würde dieses Talent fördern – bei beiden Jungen. Ein hohes Lernpensum erforderte angemessenen körperlichen Ausgleich. Fliegen würde ihnen Spaß machen und später hilfreich sein.
Harry jauchzte vor Glück. Fliegen war so viel besser als Schaukeln. Es war das Beste Am liebsten wäre er in der Luft geblieben, aber der Besen gehörte Draco. Er hatte ihn nur geliehen. Also landete er bereits nach kurzer Zeit wieder brav. Zauberer zu sein, war wirklich großartig. Draco wunderte sich, dass Harry bereits nach so kurzer Zeit wieder landete. „Magst Du fliegen nicht?“, fragte er überrascht. „Doch sogar sehr. Aber es ist Dein Besen. Da möchtest Du sicher lieber selbst fliegen.“
Sie konnten das Thema nicht vertiefen, weil es Zeit für das Abendessen war. Es gehörte zu den üblichen Regeln, pünktlich zu sein. Harry mochte die klaren Regeln, die man ihm vorgab. Hier war es anders, als bei den Dursleys. Man wartete mit dem Essen bis alle am Tisch saßen und wünschte sich „Guten Appetit“. Im Hintergrund hörte man leise, klassische Musik. Auch achtete man darauf gute Manieren zu zeigen. Für beide Kinder galten dieselben Regeln und man wusste, immer was man tun durfte. Draco trotzte seinen Eltern gegenüber nicht, wie Dudley es oft tat. Diese Tatsache beruhigte Harry zusätzlich. Wenn Dudley unartig gewesen war, hatte Vernon oft Harry stattdessen bestraft. Er schüttelte die unangenehmen Gedanken ab und wusch sich gründlich die Hände. Er zog sich um, weil Narcissa gesagt hatte, dass man nicht mit schmutzigen Sachen am Tisch sitzen solle.
Auf die Minute genau betrat er das Speisezimmer und bemerkte dabei, wie hungrig er war. Es gab gegrillten Fisch, Reis und Gemüse. Alles duftete köstlich und verlockend. „Wie war Euer Tag?“, fragte Lucius interessiert an den Unterrichtserlebnissen. Natürlich platzte Draco mit seinen Eindrücken heraus und kam gar nicht zum Essen. Sein Bruder versuchte möglichst elegant zu Essen und schwieg dabei. „Und wie hat es Dir gefallen, Harry?“, forderte Lucius den Jungen zum Reden auf. „Mr. Eleven kann gut erklären. Aber sicher gefällt es ihm nicht, einen Jungen zu unterrichten, der fast gar nichts weiß.“, meinte Harry leise. Irgendwie war es ihm unangenehm darüber zusprechen. Umso überraschter war er bei Lucius Antwort: „Woher sollst Du denn die Dinge wissen? Du hast bisher nur eine schlechte Muggelschule besucht. Mr. Eleven hilft Dir dabei, dass man in wenigen Monaten nichts mehr davon merkt.“