Die Harmonie zwischen den Jungs, tat beiden gut. Sie machten im Unterricht erstaunliche Fortschritte, womit keiner der Erwachsenen gerechnet hatte. Ein Spiel, das sie sich ausgedacht hatten, half besonders. Sie kombinierten Fliegen und Lernen. Narcissa hatte ihnen einen Schnatz geschenkt. Wer von beiden ihn nicht fing, musste dem anderen eine Frage aus dem Unterricht beantworten. Am Donnerstag vor dem Termin beim Heiler konnte Harry bereits alle 27 Anwendungen von Drachenblut auswendig und Draco sämtliche Entwicklungsstadien eines Basilisken. Sie beherrschten die Jahreszahlen der Koboldkriege, die Zutatenliste für Traumlostrank und die gesamte Geschichte des Hauses Slytherin.
Zur Freude der Erwachsenen hatten sie damit begonnen, sich gegenseitig noch mehr anzuspornen. Hatte Narcissa zwischenzeitlich Sorge gehabt, dass Fliegen könnte die Jungs vom Lernen abhalten, war sie mittlerweile nur noch begeistert.
An diesem Donnerstagabend besuchte Snape die Malfoys, weil er interessante Neuigkeiten hatte. Lucius empfing ihm auf dem Balkon des Salons, so dass sie bei Flugtraining zu sehen konnten. „Du bist. Was gehört in einen Heiltrank Stufe 0?“, rief Draco gerade Harry zu. Seine Bruder machte eine noch etwas unelegante Rolle mit dem Besen und schrie atemlos: „Kamille…Schafgarbe…Feenhonig…und…Arnika. wird rechtsrum gerührt.“ Snape staunte nicht schlecht über das Spiel und über die Tatsache, dass die Antwort korrekt war. In Hogwarts wäre die Antwort berechtigte 5 Punkte geworden. Der Lehrstoff stammte aus der Mitte des zweiten Schulhalbjahres. Natürlich gab es vieles, was die Jungs nicht wussten. Aber die Motivation sprach Bände. „Er ist wirklich beeindruckend.“, gab der Tränkemeister zu. „Sein Gehorsam macht es sehr einfach. Wir kommen besser voran, wie erwartet. Dieser Muggel hat uns ein leichtes Spiel ermöglicht.“, stellte Malfoy fest. „Auch Draco profitiert von ihm. Er arbeitet jetzt viel härter und engagierte.“
Die Erwachsenen überließen die Kinder ihrem Spiel und gingen hinein. „Albus hat einen Antrag zur Überprüfung von Harrys Verhältnissen an das Ministerium gestellt. Sie wollen prüfen, ob die Adoption legal war“, erzählte Severus nach einem Feuerwhiskey. Lucius nickte entspannt: „Damit hatte ich gerechnet. Sie werden Harry anhören und Dinge erfahren, die sie schockieren werden. Hat Albus nach Deiner Rolle gefragt? “ Snape erzählte ruhig weiter: „Nein. Er weiß nichts davon. Abends bin ich direkt noch einmal in den Ligusterweg gegangen. Ich hatte den Muggeln einen ordentlichen Oblivate verpasst und die Erinnerungen entsprechend verändert.“ Wie immer wenn er Lucius gegenübersaß, spürte er Unsicherheit. Der Mann ließ ihn nicht so kalt, wie er es gerne gehabt hätte. „Dann werden sie Harry auch nicht danach fragen. Dafür sorge ich, Severus. Er wird ihnen so viel mehr erzählen, als sie alle hören wollen.“, meinte Lucius souverän. „Du spielst auf diese Sache im Schrank an?“, fragte Snape und beobachtete die Hauselfen beim Tisch decken. Dobby hinkte noch ein bisschen - eine Tatsache, die Snape nicht hinterfragte. Was interessierten ihn Malfoys Hauselfen?
„Der Muggel hatte seinen Spaß mit dem kleinen Retter der Zauberwelt. Sie haben ihn zum Hauselfen gemacht und geprügelt. Harry hat genügend Erinnerungen, um sie alle vor Scham im Boden versinken zu lassen. Fudge wird versuchen, die Sache unter den Tisch zu kehren. Das macht er immer, wenn es schwierig wird. Außerdem gibt es das Gutachten von Heiler Summer… Will Albus das Sorgerecht?“ Severus schüttelte verneinend den Kopf: „Man denkt an die Weasleys und hofft auf Ronald Weasleys guten Einfluss.“ Lucius versuchte ein Bild von Ronald Weasley abzurufen. Es gelang ihm nicht. „Kennst Du den Jungen?“ Der Tränkemeister grinste ein wenig überheblich: „Bei der Vielzahl von Arthurs und Molly Kindern habe ich keinen Überblick. Ich kenne Bill, Charly, Percy und die Zwillinge. Percy scheint der Einzige mit Ehrgeiz und Verstand zu sein. Die Zwillinge wollen der Rekord der Rumtreiber im Strafarbeiten brechen.“ Bei dem Wort Rumtreiber versteckte er seine Verachtung nicht. Er war hier unter Freunden und musste sich nicht verstellen.
„Master Malfoy, es ist angerichtet.“, hauchte Dobby unter einer tiefen Verbeugung hervor. „Nun, wir werden Harry darauf vorbereiten, dass man ihn von hier fortbringen möchte. Bleib´ doch bitte nach dem Essen.“ Lucius schenkte Severus einen tiefen Blick, der diesem unter die Haut ging. Bedauernd dachte der Lehrer an seine vielfältigen Verpflichtungen. „In den Ferien wird sich eine Gelegenheit finden. Ich habe morgen früh Unterricht.“ Lucius fuhr sich lasziv, aber keineswegs ordinär durch eine Haarsträhne. Die kleine Bewegung hatte nichts weibliches, was sie besonders aufregend erscheinen ließ. „Wir machen Ferien in an der italienischen Rivera. Komm doch ein paar Tage mit. Ich lade Dich gerne ein.“ Severus überlegte nur kurz. Er hatte sich klar entschieden, Albus und den Phönixorden genauso hinter sich zulassen, wie die Todesser. Er wollte endlich leben. Was sprach also dagegen? Er schuldete dem alten Mann nichts. Dumbledore hatte Lily sterben lassen und ihren Sohn Muggeln ausgeliefert. Voldemort hatte Lily getötet. Ihn verabscheute Severus nur noch. Er stand auf Lucius Seite. Warum also nicht. „Also gut. Ich komme mit nach Italien.“
Die Neuigkeiten zu den Ferien wurden von den Jungs mit großer Begeisterung aufgenommen. Draco liebte Severus ohnehin. Auch Harry mochte den kühlen, aber klugen Zauberer. Er mochte ihm gerne zu hören, wenn er mit konzentrierter Stimme über Magie referierte. Severus zum Hauslehrer zu haben, musste einfach toll sein. Nachdem Essen zeigten die Jungs stolz ihre ersten Gehversuche mit dem Tränken. Snape lobte sie knapp, aber sehr ehrlich. Wer hätte gedacht, dass James Potters Sohn sich für die Kunst des Brauens interessierte?