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Orym lebt in einer Welt aus zäher Schwärze. Knöcheltief versinkt der Boden in klebriger Masse, an den Wänden fließen langsam Schichten um Schichten übereinander und von der Decke tropft es hin und wieder einen dicken Tropfen herab. Das wenige Licht stammt von runden Glaskugeln, in denen graue Gaslampen flackern. Immer wieder wird eine solche Lampe von einem Teertropfen getroffen und dann versinkt das Lichtlein für Jahre in Finsternis.
Orym und all die anderen kleinen Wesen mit ihren dünnen Armen und Beinchen und den großen Köpfen in den verschiedensten Formen sind ebenso schwarz wie die Welt um sie herum. Seit ihrem ersten Tag waten sie durch Schlick, graben sich während der Arbeit durch Dunkelheit und essen nichts als dunklen Schlamm. Einzig ihre Augen haben Farben. Strahlendes Rot, funkelndes Blau, glühendes Gelb, fröhliches Orange, wärmenden Brau - Orym selbst hat violette Augen, die wie tausend taubedeckte Blumen glitzern - doch je mehr von dem schwarzen Schlamm sie jeden Tag auf dem Teller haben, je mehr der schwarzen Milch sie trinken, desto stärker verblassen ihre Augen. Nach und nach wird die Farbe dunkler, kraftloser, die Augen verlieren ihren Schimmer und ihr Strahlen. Schließlich werden sie grau.
Auch Orym drohte dieses Schicksal. Er ging jeden Tag zur Arbeit in den Schlammgräben und schaufelte tapfer. Am Mittag saß er alleine in einem dunklen Seitengang und packte seine Portion Schwärze aus. Er biss hinein und seine Augen verloren eine weitere Farbnuance.
Doch da spiegelte sich plötzlich ein goldener Blitz in ihnen. Orym sah auf. Da war doch etwas am anderen Ende des Ganges entlanggehuscht!
Der kleine Orym erhob sich und tapste dem Funkeln hinterher. Es schien, als wäre ein Hauch Farbe in seine Augen zurückgekehrt.