Du bist Elred Aramys Nuvian.
„Versuchen wir es mit dem Abflussrohr“, schlägst du vor und Arthrax gibt mit einem Nicken seine Zustimmung. Gemeinsam tretet ihr an das niedrige Loch heran, dessen Eingang mit Gitterstäben versperrt ist. Allerdings ist der Abstand zwischen den Stäben sehr groß.
Du hörst Wasser plätschern. Widerlicher Gestank dringt aus dem Rohr. Es muss sich um einen Abwasserkanal handeln, eventuell werden dort auch Küchenabfälle entsorgt. Du rümpfst die Nase, lässt dich auf den Bauch sinken und schiebst dich zwischen den Stäben hindurch.
Dahinter greifen deine Hände erst einmal ins Leere. Du zögerst und spürst Arthrax‘ kräftige Hände an deinen Waden, als der Krieger dich festhält.
Langsam gewöhnen sich deine Augen an die Dunkelheit und du erkennst einen dahinschwappenden Strom grünlichbrauner Flüssigkeit unter dir. Einen guten Steinwurf weiter flussaufwärts fällt flackerndes Licht in den Tunnel – dort muss sich ein Ausgang befinden.
Du kriechst vorsichtig in den Raum, wobei du dich an das Gitter klammerst, bis du die Füße unter dir an die Wand setzt, die Knie an die Brust gezogen. Direkt unter dir stürzt das Wasser jäh nach unten. Doch ein beherzter Satz …
Du springst und landest an der Kante des Wasserfalls. Das Wasser geht dir bis zum Knie, doch ist die Flüssigkeit so dickflüssig, dass sie nur träge fließt und dich deshalb nicht mit sich zieht.
„Alles in Ordnung?“, fragt Arthrax.
„Ja“, flüsterst du zurück. „Du wirst gleich springen müssen.“
Der Boden ist glitschig. Die Wände mit Algen bedeckt. Bis Arthrax ebenfalls in den Tunnel gekrabbelt ist, hast du allerdings einen festen Stand gewonnen. Als der Krieger springt, schafft er nicht die ganze Strecke und droht, den Wasserfall hinabzustürzen, doch du erwischt seine Hand und ziehst ihn neben dich.
„Puh“, sagt Arthrax mit Blick in die Tiefe. „Das war knapp.“
„Leise jetzt!“, weist du ihn an. Gemeinsam watet ihr durch die stinkende Brühe auf das ferne Licht zu. Schon jetzt rebelliert dein Magen so fürchterlich, dass du dich kaum auf den Beinen halten kannst. Arthrax dagegen scheint der überwältigende Gestank nichts auszumachen.
Es platscht bei jedem eurer Schritte leise, doch die gewölbten Wände werfen das Echo mehrfach zurück. Ihr wagt kaum zu atmen – ihr seid viel zu laut!
Plötzlich hört ihr Stimmen. Sofort versteinert ihr förmlich, du tastest blindlings nach Arthrax‘ Ärmel.
„Seid ihr endlich so weit?“, fragt jemand, der papiertrockenen Stimme nach ein Wissender.
„Er da hält uns auf.“
„Ich dachte, ich hätte etwas gehört.“
„Ja, einen Scheiß hast du gehört!“
Es sind mehrere Wissende, soweit du das beurteilen kannst. Sie streiten einen Moment, ehe der, der zuerst gesprochen hat, den Zwist unterbricht.
„Vermutlich ein verkeilter Ast, wir können uns später darum kümmern. Jetzt müssen wir zur Zeremonie. Außer, ihr wollt die Verantwortung für die Verspätung übernehmen.“
Ein eiliger Chor aus „Nein“s folgt, dann entfernen sich nicht nur die Stimmen, sondern auch das Licht, das euch zum Ausgang geleitet hat.
„Scheiße, ich seh nichts!“, flucht Arthrax.
Du fasst seinen Arm. „Leise. Wer weiß, wie viel die Wissenden aus dem Tunnel hören können! Ich sehe noch ein bisschen, folge mir.“
Mit tapsenden Schritten lässt sich Arthrax von dir führen, bis du schließlich die Öffnung erreichst: Ein weiteres Gitter, wohl am anderen Fuß der Mauer, doch wurde hier ein kleiner, karger Raum errichtet, sodass du die Mauer nicht sehen kannst.
Der Raum ist verlassen, es scheint sich um ein Waffenlager zu handeln. Du weist Arthrax an, dir hinaufzuhelfen und ziehst ihn dann ebenfalls hoch.
Ihr seht euch in dem Räumchen um. In Regalen in den Wänden stapeln sich verzierte Dolche, wenngleich viele zu fehlen scheinen. Auf einer Steinbank an der Seite liegen fein gearbeitete Roben, auch hier scheinen viele zu fehlen.
„Zeremonieroben!“, errätst du. „Los, wir verkleiden uns!“
„Also doch eine Täuschung!“ Arthrax grinst.
„Willst du in den stinkenden Klamotten weiter?“, fragst du zurück.
Eilig sucht ihr euch zwei Roben, die halbwegs passen, und schnallt euch je einen der Dolche um die Hüften. Eure alten Waffen tragt ihr unter den Roben. Zum Glück sind die Gewänder so bauschig, dass die klobigen Formen der Waffen kaum auffallen.
Nachdem ihr nun jeder eine Gewandung und einen Dolch an einem verzierten Gürtel tragt, wagt ihr euch hinaus. Die Straßen der Ruinenstadt liegen wie ausgestorben vor euch, doch in einiger Ferne seht ihr den Widerschein von Feuer.
Herzlichen Glückwunsch!
Dies ist das Canon-Ende von Elreds Part.
Lies weiter bei Kapitel 13.