Du bist Arthrax Sundergeer.
Fast unmerklich schüttelst du den Kopf. Elred zieht die Brauen zusammen, bleibt aber genau wie du stehen, während die Wachen auf die Bühne treten. In Zweierreihen ziehen sie unter dem Kronleuchter hindurch und direkt auf den Schöpferstein zu. Kurz vor der Wand teilen sie sich auf und bilden einen Halbkreis am Rand der Bühne. Die Abstände zwischen den Wachen sind einheitlich, perfekt berechnet und abgesprochen. Unmöglich, dass man euch nicht bemerkt hätte, hättet ihr euch da reingeschlichen.
Inzwischen ist der Kronleuchter unten angekommen und ergibt für dich immer noch nicht mehr Sinn. Holz, Draht, Knochen und Geweihe sind zu einem komplexen Muster verwoben worden. An Ästchen, hervorspringenden Metallstücken, Knochensplittern und Geweihspitzen sind die verschiedensten Objekte angebracht. Du erkennst einen Hühnerfuß, verschiedene geschliffene Edelsteine, kleine Figürchen aus Knochen und Faden (oder Sehnen, genau lässt sich das nicht sagen), aber auch getrocknete Augäpfel, einzelne Finger, Schrumpfköpfe … und unzählige Fetzen von Pergament und Papier, die wie ein Schwarm übergroßer Motten überall am Kronleuchter kleben.
Die Wissenssammler singen weiter. Du spürst, wie die vielen Dämpfe dich schläfrig machen. Nach und nach verfällst du in eine Art Starre wie einen Winterschlaf. Gemeinsam mit den Ruinenbewohnern wiegst du dich im Takt des Gemurmels. Die Zeit scheint stehen zu bleiben.
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Als du zu dir kommst, liegst du auf dem Boden der Halle, inmitten von unzähligen Wissenden, die offenbar schlafen. Jemand rüttelt an deiner Schulter – das muss es auch gewesen sein, was dich geweckt hat. Benommen siehst du dich um und erkennst Elred.
„Was … was’n passiert?“
„Wir sind eingeschlafen!“, erklärt dir der Elf. „Der Schöpferstein ist weg. Ich hab versucht, die Nische wieder zu öffnen, aber es geht wohl nicht ohne das Blut.“
„Was?“ Du setzt dich auf.
„Pscht!“ Elred legt den Finger auf die Lippen. „Wir müssen hier weg. Die Wissenssammler wachen langsam auf.“
„Aber der Stein …“ In diesem Moment merkst du, dass ihr beide eure normale Kleidung tragt. „Wo sind unsere Verkleidungen hin?!“
„Weg. Wir müssen sie unter dem Einfluss dieser Drogen abgenommen haben. Zum Glück hat uns niemand erschlagen“, sagt Elred. Er zieht dich auf die Beine. „Aber jetzt müssen wir wirklich weg. Komm!“
Zuvor zieht ihr zwei der Wissenden aus und streift deren Roben über. Der Anblick ihrer unbedeckten Haut ist ... nun, du warst neugierig, aber dass etwas derartig Dürres und Trockenes lebendig sein kann, ist einfach unglaublich. Der Anblick des Wüstenbewohners ohne seine Lumpen wird dich noch in deinen Alpträumen verfolgen.
Ihr lauft aus dem unterirdischen Tempel und dann aus den Ruinen heraus. Überall wimmelt es von aufbrechenden Wissenssammlern. Ihr verbergt euch in einer Ruinen, damit niemand Verdacht schöpft, dass zwei Wissenssammler zurückbleiben.
Danach ist die Stadt verwaist und ihr könnt ungehindert zurück zu den Ruinen. Doch die Tore sind verschlossen und Wachen stehen auf den Mauern und Straßen. Scheinbar verbringen die Wissenden die Zeit außerhalb der Säuberung damit, unermüdlich über die Ruinen zu wachen. Es ist unmöglich, erneut in die innere Stadt einzudringen.
Noch während ihr zurück nach Kalynor reitet, hört ihr die ersten Berichte vom ausbrechenden Krieg, von ländlichen Ortschaften, die überrannt und niedergebrannt wurden, und von der allgegenwärtigen Bedrohung durch die Schöpfersteine aus den Jenseitslanden.
Dies ist kein Canon-Ende, deswegen gibt es hierzu keine Fortsetzung.
Um das richtige Ende zu erhalten, musst du in Kapitel 21 die Gelegenheit ergreifen und versuchen, den Schöpferstein zu stehlen.
Vielen Dank für's Lesen und viel Spaß beim Weiterspielen!