Du träumst schon wieder. Ich seh’s dir an. Nächstes Mal, das wird das ganz große Ding. Man muss Geduld haben. Klein anfangen. Weitermachen. Durchhalten.
Wirst sehen, meinst du. Du gehst systematisch ran. Kein Zocken. Nummer sicher, null Prozent Risiko. Du bist Familienvater.
Wenn ich dir dabei zusehe, wie du dein Display betrachtest, wie du wartest, bangst und hoffst. Beobachtest, wie sich die Zahlen drehen, das Rondell deines Glücks. Dann spüre ich deine Kraft. Dann glaube ich, hey, er kann es schaffen.
Er weiß, wie es läuft, er sieht es.
Letztes Mal, das war schlichtweg Pech. Zu lange gezögert, zu früh zugeschlagen. Schlechtes Timing, mehr nicht. Das visionäre Funkeln in deinen Augen überzeugt mich. Wieder. Und wieder.
Das Ding ist bombensicher, meinst du. Kleine Summen bringen Peanuts; das, was wir wollen, hat Kokosnussgröße. Doppelter Hebel, sechsfacher Hebel, reinpumpen, die Rezession nutzen. Das große Geld, wirst sehen.
Kaufen. Kaufen. Kaufen.
Du strahlst. Ich freue mich für uns. Für unsere Zukunft.
Und in dieser erkenne ich uns jetzt. Nicht wieder.
Ach, das ist nur ein kurzes Tief, meinst du. Rückschläge gibt es immer, das muss man aussitzen. Es kommen bessere Zeiten, in denen uns die Märkte gewogen sind, wirst sehen.
Irgendwann.
Ich drehe mich um, knipse die Nachttischlampe aus. Es ist kalt hier, aber Heizen schüttet keine Dividenden aus. Wenn die Hausraten nicht wären. Und die Schulbücher. Der Reifenwechsel. Mutters Pflegeheimplatz. Wenn all das nicht existierte, dann wären wir auf der Überholspur unterwegs. Dann wäre der Schein deines Smartphonebildschirms das Leuchten unserer Zukunft.
»Der Ölpreis ist down ...«, murmelst du und tippst irgendetwas ein. Ich drehe mich um und schließe die Augen.
Ich vertraue dir. Alte Tradition. Du machst das. Unsere Zeit kommt.
Wirst sehen.