Five Words Challenge
backen - Bahnhof - bunt - Bauchgefühl - Behaglichkeit
Vorsichtig holte ich das Blech mit den wunderbar riechenden Plätzchen aus den Ofen und stellte es auf den Tisch. Lächelnd ließ ich meine Augen über die Köstlichkeiten schweifen und unwillkürlich lief mir das Wasser im Mund zusammen. Diese, zwar nicht allzu professionelle Verzierung aus Schokolade, Streuseln und was weiß ich, was ich alles auf die Kekse gestreut hatte, sah einfach zu lecker aus. Schnell probierte ich einen dieser und hätte mir beinahe daran die Zunge verbrannt. Aber er schmeckte köstlich und ich schloss für wenige Sekunden genussvoll die Augen. Ein seltsames Gefühl der Behaglichkeit überkam mich, das ich schon lange nicht mehr gespürt hatte und ein leichtes und feines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Mein Blick streifte zum festlich geschmückten Weihnachtsbaum und urplötzlich war ich mir sicher, dass es dieses Jahr keinen solchen Streit geben würde, wie in den letzten Jahren.
Immer wieder hatten wir es probieren wollen, ein gemeinsames Fest zu feiern, doch niemals war es uns gelungen. Voriges Jahr hatten wir uns darüber gestritten, wer welche Dinge zum Essen mitbrachte, das Jahr davor darüber, bei wem man das Fest verbringen sollte und vor drei Jahren hatte man über den Weihnachtsschmuck diskutiert. Ich wusste selbst nicht, wie darüber ein Familienstreit ausbrechen konnte, aber so waren wir nun einmal. Alles musste perfekt sein, so perfekt, dass es am Ende absolut scheußlich wurde.
Ich hoffte sehr, dass es diesmal anders sein würde, auch wenn ich niemals mehr auf mein Bauchgefühl vertrauen wollte. Zu oft war das schiefgegangen, doch ich hatte so gut wie möglich versucht, allen Themen aus dem Weg zu gehen.
Ich hatte den Baum bunt geschmückt, sodass es keine Farbe gab, über die man sich beklagen konnte, hatte alle möglichen Speisen gekocht, um wirklich jeden zufrieden zu stellen. Für meine Eltern einen Gänsebraten, für meinen Bruder seinen geliebten Auflauf und für dessen Kinder hatte ich haufenweise Plätzchen und Süßigkeiten gekauft und gebacken. Tanten und Onkel waren mit traditionellen Gerichten versorgt.
Ich warf einen Blick auf die Uhr und nickte leicht. Bald würde es soweit sein, dass ich los zum Bahnhof fahren musste, um die anderen abzuholen. Zu spät durfte ich auf keinen Fall kommen. Sonst lief ich in Gefahr, dass sie wieder nach Hause fuhren. Am besten wäre es wohl, wenn ich sofort losfuhr.
Ich schlüpfte in Mantel und Winterschuhe, bevor ich in mein Auto sprang und losfuhr. Vielleicht in einen neuen Streit, vielleicht aber auch in ein schönes Weihnachten.