CN: Sex, aus der Sicht eines Hundes
Nach dem Schweine-Party-Desaster am Nachmittag bin ich ziemlich erschöpft. Daher wird man mir hoffentlich nachsehen, das mich das monotone Geräusch des Rasenmähers vor dem Fenster einlullt.
Immer Dienstags- und Freitagsnachmittag kürzt nämlich unser Gärtner Gino den Englischen Rasen hinter dem Salon. Der junge Mann ist fitness-studio-designed, glänzt eingeölt wie Dosenthunfisch in Sonneblumenöl und arbeitet grundsätzlich ohne Oberbekleidung.
Den weiblichen Besuchern des Reiterhofs entlockt er damit immer wieder Seufzer und Kichern, neben gelegentlichen kleinen Reitunfällen.
Menschen sind schon komisch. Wenn ich mir als Hund den Brustkorb rasieren würde, hätte ich höchstens die Lacher und vielleicht ein wenig Mitleid auf meiner Seite.
Die Gräfin Henriette selbst schaut an diesen Tagen immer besonders verklärt drein, während sie ihren Champagner auf der weiten Sofa-Landschaft verkostet. Oder sich draußen auf der Liege und im Pool räckelt. Gino ist auch Experte für Sonnencreme.
Ich erwache jedenfalls in meinem Lederkörbchen am Kamin von klatschenden Geräuschen im Hintergrund.
Kurz muss ich an blutige Schnitzel denken, die von der Arbeitsplatte in der Küche auf den Fliesenboden regnen. Vor meiner Nase. Unbemerkt von allen anderen. Immer mehr... drei, vier, fünf...
Ich speichle wie der pawlowsche Hund, muss Husten, um nicht am eigenen Sabber zu ersticken. Die schöne Fantasie endet und weicht der schnöden Realität.
Das übliche Abendritual ist im vollen Gange. Bei zugezogenen Gardinen, vom flackerndem Licht des dauerbetriebenen Fernsehers beleuchtet sehe ich Frauchen über die Hausbar gebeugt. Gino , inzwischen auch unten-ohne, arbeitet hinter ihr stehend mit dem Gesichtsausdruck eines leidgeprüften Galeerensklaven. Durch gräflich verordnete Viagra sogar doppelt, sozusagen.
Frauchen selbst trägt außer ihren rosa Plüschschlappen nur noch ein gleichfarbiges Negligee. Leise röchelnd klammert sie sich ans Holz. Neben ihr klirren die leeren Martinigläser, also alles wie immer.
Dem Anschein nach beginnt das allabendliche Diazepam bei ihr bereits seine Wirkung zu entfalten. Sie gleitet ungeschickt nach vorne, kann sich gerade noch abstützen. Ihr üblicher Abendschwindel, wie sie es gerne nennt.
Dabei rutscht ihr ein Träger bis zum Ellenbogen hinab. Die Hälfte des Gesäuges hängt nun frei in der alkoholgeschwängerten Luft und weist wippend und anklagend auf den Marmorboden der Unzucht und des Ehebruchs.
Ich wende mich von dem Elend ab, schleiche mich leise in den Flur. Natürlich weiß ich, was gleich hinter mir folgt. Die Gräfin wird immer weiter in den drogeninduzierten Schlaf dämmern, Gino sie dann auf ihrem geliebten Divan betten und anschließend ebenfalls leise aus dem Salon flüchten.
Alles wie immer.